pts20070525007 Unternehmen/Wirtschaft, Auto/Verkehr

Ausländische Automobilzulieferer in Osteuropa erfolgreich

Roland Berger Studie: Töchter internationaler Anbieter wachsen schneller und sind profitabler als lokale Unternehmen


Wien (pts007/25.05.2007/09:00) Die Bedeutung der Automobilzulieferindustrie in Mittel- und Osteuropa (MOE) wächst deutlich. Neben den klassischen Automobilländern Tschechien, Slowakei und Polen entwickelt sich Russland zum zentralen Zukunftsmarkt. Aber auch Rumänien und die Türkei rücken ins Blickfeld der Zulieferer. Marktführer in der Region sind überwiegend lokale Töchter großer internationaler Zulieferer. Dagegen mangelt es heimischen Unternehmen an Größe, sie sind nur lokal aktiv, weniger profitabel und wachsen wesentlich langsamer. Das sind die Ergebnisse der Studie "Development of the auto-motive supplier industry in Eastern Europe" von Roland Berger Strategy Consultants.

"Die Automobilindustrie hat sich zu einem wichtigen Wirtschaftssektor in Mittel- und Osteuropa entwickelt. Im Jahr 2013 wird bereits jedes zehnte weltweit erzeugte Auto aus der Region kommen", erklärt Studienautor Rupert Petry, Managing Partner im Wiener Büro von Roland Berger. Vom Boom der OEMs profitieren auch die Zulieferer: "Der Markt für Zulieferer in Mittel- und Osteuropa ist zwar sehr fragmentiert und die Unternehmen sind meist sehr klein, aber unsere Studie zeigt, dass gerade die Zulieferindustrie mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten glänzt." So betrug das Umsatzwachstum pro Jahr zuletzt 14,5 Prozent. Zum Vergleich: In Westeuropa wuchs der Zuliefermarkt 2005 nur um 2,5 Prozent. Wachstumschampion ist Rumänien, das im Jahr 2004/05 Steigerungen um 66,2 Prozent erzielen konnte. Aber auch Polen (17,2%), Kroatien (14,4%), Ungarn (13,9%) und Tschechien (13,4%) entwickelten sich sehr gut.

Lohnkostenvorteile sinken rasch
Als Treiber für den Boom bei Zulieferern sieht die Studie niedrige Lohnkosten und die rasch wachsende Automobilproduktion in der Region. Hier lauern aber auch die Gefahren: "Die Wettbewerbsfähigkeit der Zulieferer und OEMs nimmt vor allem in den neuen EU-Ländern bereits stark ab, wie die aktuelle Standortdiskussion bei Skoda Auto in Tschechien zeigt. Einige Unternehmen sind bereits in die Ukraine oder nach Rumänien weitergezogen oder überlegen ähnliche Schritte", so Petry. Dazu kommt, dass die Fahrzeugproduktion in MOE in den kommenden Jahren ihren Höhepunkt erreichen und danach stabil bleiben wird. "In den vergangenen Jahren wurden in der Region viele neue Werke errichtet, die in zwei bis drei Jahren ihre volle Auslastung erreicht haben werden. Neue Investitionen erwarten wir danach vor allem in den GUS-Staaten", sagt der Automobilexperte.

Wachstum und Rentabilität bei ausländischen Unternehmen höher
"Trotz der generell guten Entwicklung darf nicht übersehen werden, dass ein Großteil des Wachstums in den vergangenen Jahren von ausländischen Unternehmen erwirtschaftet wurde", meint Petry. So erreichten die lokalen Niederlassungen internationaler Zulieferer zwischen 2000 und 2005 jährliche Wachstumsraten von durchschnittlich 17,9 Prozent, heimische Zulieferer nur 8,9 Prozent. "Ich sehe die Dominanz der ausländischen Zulieferer in der Region nicht unproblematisch: Mit Ausnahme der Slowakei gibt es in den meisten Märkten einen überproportional hohen Anteil von Niederlassungen ausländischer Anbieter. Das bedeutet aber, dass Know-how und Erträge oft abgezogen werden und wichtige Entscheidungen in der Konzernzentrale irgendwo auf der Welt fallen", so der Automobilexperte.

Auch bezüglich Rentabilität liegen eigenständige Automobilzulieferer aus Mittel- und Osteuropa mit einer durchschnittlichen jährlichen EBIT-Marge von 4,4 Prozent zwischen 2000 und 2005 deutlich hinter den Tochtergesellschaften internationaler Unternehmen (6,0%). Am profitabelsten sind Zulieferer in der Slowakei mit einer durchschnittlichen EBIT-Marge von 7,8 Prozent (2005), gefolgt von Polen (6,0%) und Tschechien (5,7%). Die durchschnittliche EBIT-Marge in MOE lag 2005 bei 5,3 Prozent. "Diese Zahlen unterstreichen die Forderung nach Stärkung der lokalen Zulieferbasis. Nur so kann sich nachhaltig eine regionale Zulieferindustrie entwickeln, die hochwertige Komponenten herstellt und auch bei schrumpfenden Kostenvorteilen überleben kann", sagt Petry. Als Beispiel nennt der Berater Österreich, wo rund zwei Drittel der Automobilzulieferer Niederlassungen ausländischer Unternehmen sind: "Erfolgreiche österreichische Firmen haben sich als Nischenanbieter mit einer starken Entwicklungs- und Technologiekompetenz positioniert. Dadurch schaffen sie es, im immer härter werdenden Wettbewerb zu bestehen und profitabel zu wachsen", meint der Berater.

Türkei als neuer Zukunftsmarkt
Den Unternehmen empfiehlt Petry differenzierte Regionalstrategien, um mittel- und langfristig in der Region erfolgreich zu sein. In Mitteleuropa (CZ, HU, PL, SLO, SK) müssen Manager versuchen, die Produktivität zu erhöhen, um die schrumpfenden Kostenvorteile wettzumachen. Des Weiteren müssen sich Unternehmen in diesen Märkten auf ein verlangsamtes Wachstum spätestens ab 2010 einstellen. In Südosteuropa (BG, BiH, HR, MK, RO, SER) gilt es, sich auf die erwartete zweite Investitionswelle vorzubereiten und vor allem die Qualität der Arbeitskräfte und Produkte sicherzustellen. In den GUS-Staaten stehen Führungskräfte vor der Aufgabe, eine nationale Zulieferindustrie aufzubauen und internationale Qualitätsstandards zu erreichen. Als besonderen Zukunftsmarkt bezeichnet der Berater die Türkei: "Das Land kann sich als Brückenkopf zum Nahen Osten etablieren und ist daher für viele Unternehmen eine langfristig interessante Alternative. Ein großes Fragezeichen bleibt aber die politische Entwicklung, wie die jüngsten Spannungen zeigen."

Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, zählt zu den weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 32 Büros in 23 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. Mehr als 1.700 Mitarbeiter haben im Jahr 2005 einen Honorarumsatz von rund 550 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 130 Partnern.

Weitere Informationen:

Roland Berger Strategy Consultants
Mag. Rupert Petry
Managing Partner
Freyung 3/2/10
1010 Wien
Tel. +43-1-536 02-301
E-Mail: rupert_petry@at.rolandberger.com

Roland Berger Strategy Consultants
Mag. Matthias Sturm
Marketing- & PR-Advisor
Freyung 3/2/10
1010 Wien
Tel. +43-1-536 02-110
E-Mail: matthias_sturm@at.rolandberger.com

(Ende)
Aussender: Temmel, Seywald & Partner Communications
Ansprechpartner: Franz Ramerstorfer
Tel.: 01 4024851-173
E-Mail: ramerstorfer@tsp.at
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