Macht Religion fanatisch?
Kassel (pts023/04.10.2007/12:00) Religion regiert die Schlagzeilen. Denn werden islamistische Terrorakte nicht auch im Namen Gottes verübt? Der frühere Generalsekretär des CVJM und Leiter der ProChrist-Bewegung Pfarrer Ulrich Parzany hat sich in seinem neuen Buch "Ein Gott für alle" grundlegend mit dem brisanten Thema Glaube, Gewalt und Fundamentalismus beschäftigt: ein Plädoyer für einen eindeutigen Glauben an Jesus Christus und für die offene Begegnung mit Andersdenkenden.
Das Buch trifft einen Nerv der Zeit und beleuchtet einen geistigen Trend unserer Gesellschaft. Die Bedrohung ist dabei schnell ausgemacht. Denn spätestens nach dem 11. September 2001 wurde die Bezeichnung "Fundamentalisten" zur Keule für alle, die religiöse Gewissheiten verkündeten. Parzany: "Ich spüre heute in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung, dass man versucht, überzeugte Christen in die Fundamentalismus-Ecke zu schieben. Weil man Angst hat, dass sie letzten Endes doch wie islamische Fundamentalisten sind, die ihre Anliegen anderen mit Gewalt aufzwingen."
So wird der Autor Parzany in seinem Buch "Ein Gott für alle" zum Aufklärer gegen Unkenntnis und Oberflächlichkeit im Umgang mit Religion nach dem Motto 'Irgendwie glauben wahrscheinlich doch alle an dasselbe.'
Die Sehnsucht nach Religiosität
Das Dilemma: "Auf der einen Seite haben Menschen eine große Sehnsucht nach Religiosität. Sie fragen nach dem Sinn, suchen nach Halt und Geborgenheit", erklärt Ulrich Parzany in einem Interview. "Auf der anderen Seite besteht die Sorge, man könnte fanatisch werden. Denn so viel Religion ist in der öffentlichen Wahrnehmung mit Gewalt verbunden. Den Fragestellungen in diesem Spannungsfeld wollte ich in meinem Buch nachgehen: Gibt es Gewissheit über Gott? Ist die christliche Botschaft eine Kraft gegen den Fanatismus, den wir mit Recht fürchten müssen?"
Parzany spannt dafür einen weiten intellektuellen Bogen. Aktuelle und biblische Autoren, Philosophen und aktuelle Zeit-Porträts fließen in seine Abhandlung ein, die sich wie ein Grundsatzreferat liest. Parzany ist abzuspüren, dass es ihm um eine notwendige Wissensvermittlung geht. Er ruft nicht zum Glauben, sondern regt zum kritischen Denken an. Ebenso zur persönlichen Auseinandersetzung mit anderen Religionen. Wofür es durchaus auch biographische Gründe gibt. Für ein Jahr arbeitete Ulrich Parzany in Jerusalem am Internat des Gymnasiums der arabischen lutherischen Kirche von Jordanien. Kenntnis- und detailreich beleuchtet er so nicht nur biblische Quellen zum Christentum, sondern befasst sich auch ausführlich mit Aussagen des Korans zum 'Propheten Jesus', zur Gewalt und zum 'Glauben an den einen Gott'. Drei Kapitel setzen sich auch differenziert mit dem Buddhismus und Hinduismus auseinander.
Stichwort Toleranz
Parzany entfaltet in "Ein Gott für alle" zwei verschiedene Auffassungen von Toleranz. Einerseits unverbindliche Toleranz, die auf fehlender Überzeugung und Gewissheit beruht, und einen Toleranzbegriff, der von der Person Jesus Christus her gefüllt ist und die innere Kraft hat, zu leiden, zu dulden und sogar seine Feinde zu lieben. Diese Form von Toleranz bedeutet nicht nur Gewissheit und Geborgenheit in der Liebe Gottes, sondern diese Toleranz bewahrt vor Fanatismus und Lieblosigkeit.
"Ich bin mit dem Philosophen Jürgen Habermas einer Meinung: Toleranz ist als politische Tugend nötig, wo zwei Positionen kompromisslos entgegen stehen. Das heißt, ich werde kritisch meinen Standpunkt weiter öffentlich vertreten, aber ich werde auch dafür kämpfen, dass eine gegensätzliche Position möglich ist und freiheitlich artikuliert werden kann", sagt Parzany.
Christen sollen wie Christus werden
So wird in "Ein Gott für alle" vor allem deutlich, was ein Christ nicht ist. Nämlich ein enger Fanatiker, der starr übergeordneten Dogmen gehorcht und diese, wenn nötig, auch mit Gewalt durchzusetzen versucht. Kein Christ kann sich auf Christus berufen, so Parzany, ohne "wie Jesus zu werden". Deshalb tritt er auch nicht für einen Absolutheitsanspruch des Christentums ein. Das Christentum sei keine Religion zur Selbsterlösung des Menschen. Sondern in Jesus begegne den Menschen ein Gott für alle Menschen.
Das Buch will Nichtchristen und Christen zum Denken anregen. Aber vielleicht noch viel mehr: zum Diskutieren.
"Ein Gott für alle" hat 160 Seiten und kostet 9,95Eur. Das Paperback (ISBN 978-3-7751-4687-6) erscheint am 02.10.2007 beim Hänssler-Verlag.
Kontakt:
kes-pr - Büro für Presse-
und Öffentlichkeitsarbeit
Karl-Ernst Schäfers
Kottenforststraße 14
53347 Alfter (bei Bonn)
Tel.: 0228 - 5 36 77 75
Fax: 0228 - 5 36 77 78
Mail: info@kes-pr.de
Aussender: | kes-pr - Büro für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit |
Ansprechpartner: | Karl-Ernst Schäfers |
Tel.: | 0228 - 5 36 77 75 |
E-Mail: | info@kes-pr.de |