pts20071015023 Medien/Kommunikation, Bildung/Karriere

Neue Umfrage unter Medienfrauen zeigt Veränderungen

Standortbestimmung am 9. Österreichischen Journalistinnenkongress


Wien (pts023/15.10.2007/12:27) Mit Rekordbeteiligung tagte am 13. Oktober im Haus der Industrie Österreichs Medienfrauenszene. Bestens besucht waren die fünf parallelen Workshops, in dem es gleich im ersten eine Überraschung gab: Das seit Jahren höchst aktive Frauennetzwerk im oberösterreichischen Presseclub, vertreten durch Heidi Vitéz von der OÖ Rundschau, belegte in einer quantitativen Studie, dass sich konsequentes Zusammenschließen und die Sensibilisierung für Frauenanliegen auszahlt: Sie hatten in der Berichterstattung von 14 oberösterreichisch dominierten Medien an zwei Stichtagen eine Frauenquote von 33% in Text und 35% in Bild vorzuweisen. - Zahlen, von denen in überregionalen Medien bzw. in anderen Bundesländern im Printbereich nur geträumt werden kann, denn hier liegen die Quoten immer noch um mehr als 10% deutlich darunter.

Dass es auch ganz "frauenfrei" geht, belegte Initiatorin Maria Rauch-Kallat bei ihrem Einführungsvortrag anhand eines Artikels, in dem zu einem so alltäglichen Thema wie "Zeitunglesen und Blattkritik" tatsächlich ausschließlich 7 männliche Zeitungleser befragt wurden. Die immer noch durch Frauen spärlich besetzten Top-Positionen, das Halten der "gläsernen Decke" und die geringe Frauenquote in der Berichterstattung sind, ohne "kleinkariert" zu sein, ausschlaggebende Gründe, weiter zu zählen, zu hinterfragen, Frauen zu fördern und beispielsweise Veranstaltungen wie den Journalistinnenkongress weiter durchzuführen.

Kongressumfrage mit MobiTED
Mit dem Votingtool der "Millionenshow" wurde unter den Kongressteilnehmerinnen eine Befragung durchgeführt. Im Saal waren 25% fix angestellte und 45% freie Journalistinnen. 13% waren PR-Fachfrauen und 4% Studentinnen bzw. Praktikantinnen. Zum Einstieg orteten zwei Drittel noch deutlichen Nachholbedarf für Frauen. Von den Befragten waren 46% aktive Netzwerkerin und 37% Interessentinnen an Frauennetzwerken.

Auf die Frage, wer sie bisher gefördert hätte, nannten sie zu 46% Männer, nur 23% Frauen - was wohl auch daran liegen mag, dass deutlich weniger Frauen in Führungspositionen sind. Allerdings fühlten sich auch beinahe doppelt so viele von Männern in ihrer Karriere verhindert als von anderen Frauen. Für die Zukunft ist einiges zu erwarten, denn 66% streben eine höhere Position an und tun auch etwas dafür. Die Rate der aktiven Bewerbungen ist deutlich gestiegen: 78% haben sich bereits initativ beworben, nur 9% warten darauf, gefragt zu werden.

Das sind, im Vergleich zu vorangegangenen Studien, deutlich höhere Werte, eigeninitiativ zu werden. (Bei der Befragung zum ersten Kongress 1998, wurden mehr als 3000 Männer und Frauen in Medienpositionen vergleichbar befragt. Damals hatten sich Frauen in ihrem bisherigen Berufsleben nur durchschnittlich 2,4 mal beworben, waren 10 Jahre jünger und deutlich weniger erfolgreich als die männlichen Probanden. Allerdings zum Vergleich: die Männer hatten sich nur 1,7 mal beworben, wurden also klassisch "hinaufgebeten"). Die befragten Frauen zeigten sich auch als höchst bildungswillig: 46% hatten in den letzten beiden Jahren zumindest eine Weiterbildung, 34% sogar eine neue Zusatzausbildung begonnen oder abgeschlossen.

26% meinen, dass ihr Gehalt passt bzw. dass sie wirklich gut verdienen, 74% sehen ihre Leistung als zu gering abgegolten. Generell für die Branche orten 45% größer werdende Unterschiede zwischen Spitzen- und Durchschnittsverdienern und 33% beobachten, dass die Gehälter/Honorare geringer geworden sind.
36% arbeiten in einem abgesicherten beruflichen Umfeld, 53% sehen ihre Jobs durch Kostendruck und wachsende Konkurrenz bedroht. 11% orten in der größer werdenden Medienlandschaft immer neue Chancen. Um das Verhältnis der redaktionellen Berichterstattung (die niedere Frauenquote stört 74%) zu erhöhen, gaben 31% an, aktiv nach interessanten Frauen zu suchen, 59% empfehlen kompetente Frauen weiter, und immerhin 1% befürchtete, demonstrierte Frauenfreundlichkeit könnte ihre Karriere gefährden.

Um der geringen Frauenquote in der Berichterstattung zu begegnen, wurde als Vision eine "Medien-Frauenquote" in den Raum gestellt. Immerhin 64% könnten sich dies als Denkansatz vorstellen. Alle Studiendetails finden Sie unter http://www.medienfrauen.net

Podiumsdiskussion "Wert und Quote"
Unterschiedliche Meinungen eröffnete die spannende Podiumsdiskussion, die das Erreichen (müssen?) von Quoten und deren Werbewert bzw. Wert für Medienschaffende zum zentralen Thema hatte. Für die Werbewirtschaft, vertreten durch MindShare-Expertin Friederike Müller-Wernhart, zählt ausschließlich messbare Quantität in den gewünschten Zielgruppen, vorrangig der 12- bis 49-jährigen, in Zukunft allenfalls noch der 12- bis 59-jährigen, da diese noch durch Werbung in ihren Kaufentscheidungen als beeinflussbar gelten. Und hier versuchen sich die Medien mit aktuellen Untersuchungsmethoden bestmöglich zu präsentieren. Die Technik der Quotenmessung wurde für alle Medien beleuchtet: Martina Salomon (Die Presse) berichtete über hausinterne Erkenntnisse der neuen Printquote mittels "ReaderScan", Hedwig Zehtner von der ORF Markt- und Medienforschung über die erprobte und äußerst exakte Methode der Testhaushalte, die sekundengenau jedes Abwandern in andere Kanäle registriert und Susanne Obermayer, Leiterin Krone Multimedia über Messmethoden des Internetportals. Einigkeit bestand in der Erkenntnisvielfalt und Notwendigkeit dieser Maßnahmen. Einzig Anneliese Rohrer appellierte an die "Rückkehr des journalistischen Instinkts", der dem guten Journalisten geläufig sein müsste und viele (teure) Messmethoden im Vorfeld ersparen könnte.

Macht sich das Erreichen von Quoten für JournalistInnen bezahlt? Nicht immer: Astrid Zimmermann vom Medienhaus Wien zitierte aus ihren aktuellen Erwerbsstudien und konnte Beweis führen, dass oft die reichweitenstärksten Medien nur mittelmäßig bezahlen.

Fotos zur Veranstaltung stehen kostenfrei unter http://www.pressefotos.at zum Download bereit.

Rückfragen: Gerti Kuhn, 0650-470 92 43, gerti.kuhn@aon.at

(Ende)
Aussender: DIE SCHWARZ Idee - Konzept - Realisation
Ansprechpartner: KR Daniela Schwarz
Tel.: 667 31 69
E-Mail: office@die-schwarz.at
|