ZAW wirft der EU Abbau von Marktwirtschaft vor
BRÜSSEL / BERLIN (pts010/26.10.2007/10:00) Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) hat die Forderung des Europäischen Parlaments nach umfassender Zensur der Werbung für Autos als ein erneutes unheilvolles Zeichen gegen das System der Marktwirtschaft gewertet. Nach dem Verbot gesundheitsbezogener Werbeaussagen bei Lebensmitteln, neuen Fesseln für die Markt-Kommunikation der Alkoholwirtschaft droht nun ein tiefer politischer Eingriff in den werbenden Wettbewerb der Autoindustrie.
Das EU-Parlament hatte gestern die Enteignung von 20 Prozent der Flächen in Anzeigen und Plakaten für Umwelthinweise sowie entsprechende Maßnahmen für Spots in Rundfunk und Fernsehen und im Internet gefordert. Außerdem soll ein staatlich gelenkter Werbekodex inhaltlich Vorgaben für Autowerbung festlegen. Unterbleiben sollen unter anderem sportive Elemente und Bilder von Fahrdynamik.
Nach Einschätzung des ZAW ist nicht auszuschließen, dass sich die Autoindustrie aus der immer stärker bürokratisch gelenkten Werbung in traditionellen Medien zurückziehe und andere Kanäle ihrer Markt-Kommunikation aufbaue. Gefährdet seien allein durch die geforderte Zensur der Autowerbung rund 1,5 Milliarden Euro Werbeeinnahmen. Die betriebswirtschaftliche Funktion von Werbung werde von der EU immer weiter in den Hintergrund zugunsten gesellschaftlich orientierter Politpropaganda gedrängt. Diese Strategie führe zur Erosion der dynamischen Marktwirtschaft. Ohnehin werde der Bürger bereits umfangreich informiert. Ein Umerziehungsprogramm durch Brüssel sei verbraucherfeindlich, so ein ZAW-Sprecher in Berlin.
Auch die Werbeagenturen in Deutschland bewerten die Zensur-Forderungen des Parlaments sowie die Zustimmung dazu von der EU-Kommission als "Schlag gegen die Meinungsfreiheit, die das Bundesverfassungsgericht auch der kommerziellen Kommunikation zugebilligt hat", so der Präsident des Gesamtsverbands Kommunikationsagenturen (GWA) Holger Jung. Die Mehrheit der EU-Parlamentarier und die Bürokraten in Brüssel hielten offenkundig nicht viel von der Kompetenz der Bürger beim Umgang mit Werbung für Autos, Lebensmittel und Getränke.
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