IVM-CEO Dr. Walter Hanus: "Rechnen wir die Innovationsbilanz"
Wien (pts008/06.08.2008/09:10) Forschung & Entwicklung sichern die Zukunft eines Industriebetriebs. Wie sehr, lässt sich durchaus rechnen: mit einer Innovationsbilanz. Sie misst die Kraft eines Unternehmens und macht die Vorteile des Standorts Österreich sichtbar.
Viele heimische Industriebetriebe haben ihre Produktion nach Osteuropa oder gleich nach Asien verlegt. Bitter für den Standort Österreich, doch es kommt noch bitterer: Als nächstes droht die Forschung & Entwicklung ostwärts abzuwandern. Dass darunter die Qualität leiden könnte, scheint kein Thema zu sein. Dabei war "Made in Austria" über Jahrzehnte ein hoch gelobtes Zeichen für Qualität - wer erinnert sich noch an die populäre Show mit Günter Tolar? Doch "Made in Austria" oder auch "Made in Germany" gelten nicht mehr als Argument, wenn eine Verlagerung in Billiglohnländer die Kosten um ein paar Prozent senkt. Geiz ist geil, lautet das Motto heutzutage. Aber funktioniert die Kostensenkung tatsächlich, über ein paar Börsenquartale hinaus? Wird das Unternehmen stärker?
Wie stark und wie zukunftssicher ein Industriebetrieb ist, hängt zu einem guten Teil von seiner Innovationskraft ab. Ein Industrieunternehmen, das seine Produkte nicht ständig verbessert und weiterentwickelt, wird Jahr für Jahr Marktanteile verlieren und irgendwann zu schwach sein, um weiter zu bestehen. Nur eine starke Forschung & Entwicklung macht es möglich, im Wettbewerb zu punkten, Marktanteile zu gewinnen und neue Märkte zu erschließen. Fazit: F&E ist keinesfalls bloß ein Kostenfaktor, sondern ein strategisches Asset der Industrie.
Irreversible Zerstörung
Wie soll man mit einem solchen strategischen Asset umgehen? Sorgsam und pfleglich! Konkret: Wenn man, um kurzfristig Kosten zu sparen, ein über Jahre aufgebautes Entwicklungsteam zerschlägt, zerbricht man eine gesamte Innovationskette. Ein solcher Bruch ist, nach Meinung von Experten, irreversibel. Dafür gibt es Beispiele aus der Großindustrie, wo man nach schlechten Erfahrungen in Asien wieder zurück nach Europa gehen wollte, aber nicht mehr konnte. Die nötigen Kapazitäten ließen sich nicht mehr aufbauen, man fand das qualifizierte Personal nicht schnell genug und so war ein Insourcing der F&E nicht mehr möglich. Ein funktionierender Bereich für Forschung & Entwicklung ist eine wertvolle Kernkompetenz, die man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen sollte, um ein Quartalsergebnis zu verschönern.
Stichwort Bilanz: Betriebswirtschaftlich ist das Asset F&E leider kaum greifbar. In der Bilanz kommt die Entwicklung tatsächlich nur als Kostenfaktor vor. Hier kann man ansetzen: Die Innovationskraft eines Unternehmens sollte betriebswirtschaftlich dargestellt werden - in einer Innovationsbilanz.
Innovation ist messbar
Im Bereich Umweltschutz ist es ja erfolgreich gelungen, eine Ökobilanz einzuführen. Es gibt sogar standardisierte Verfahren nach ISO 14040. Ein solcher Ansatz lässt sich durchaus auch im Bereich Innovation umsetzen.
Eine Innovationsbilanz kann bewerten, wie viel Know-how und wie viel qualifizierte Ressourcen das Unternehmen besitzt und damit eine Kennzahl schaffen. So wird auch für Analysten sofort sichtbar, ob ein Industriebetrieb über eigene Kapazitäten für F&E verfügt oder nicht. In die Innovationsbilanz sollte einfließen, wie viel in die Aus- und Weiterbildung investiert wird oder wie viel Prozent der Mitarbeiter regelmäßig Schulungen besuchen. Solche Maßzahlen verdeutlichen klar, wie zukunftsorientiert das Unternehmen ist, wie innovativ es heute ist und in fünf Jahren sein wird.
Bewerten lässt sich auch, wie qualifiziert die Entwickler sind, wie hoch die Fluktuation liegt und wie sicher das politische Umfeld ist. Mit solchen Maßzahlen wird der qualitative Unterschied zwischen Standorten in EU-Europa und in Billiglohnländern plötzlich sichtbar und messbar.
Harte Zahlen für die Börse
Solche Kennzahlen spiegeln nicht bloß den Ist-Zustand des Industriebetriebs wieder, sondern erlauben auch einen fundierten Blick in die Zukunft des Unternehmens. Die Innovationsbilanz ist also alles andere als eine schöngeistige Übung für Weltverbesserer, sondern liefert knallharte Zahlen über die Kraft und die Zukunft eines Industrieunternehmens. Und das interessiert die Börse, neben den Quartalsergebnissen, sehr wohl.
Gerade uns in Österreich und in Europa muss es ein Anliegen sein, Know-how und Erfindergeist, wichtige Triebfedern unserer Kultur, zu erhalten und zu fördern. Das wird uns besser gelingen, wenn es Kennzahlen dafür gibt, die man in bare Münze umrechnen kann. Die Innovationsbilanz ist ein Instrument dafür.
Dr. Walter Hanus
CEO von IVM
IVM bietet High-Tech-Dienstleistungen für die Industrie, beschäftigt 255 Mitarbeiter und verfügt über vier Standorte in Wien, Graz, Linz und Salzburg. Zu den Geschäftsfeldern gehört unter anderem die Entwicklung von Software für die Steuerung von Automotoren, für Eisenbahnsysteme und für die Telekom-Branche. Mit dem IVM Campus führt das Unternehmen eine eigene Aus- und Weiterbildungsstätte.
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