Wettbewerbshüter sehen Marktkonzentration bei Telekom-Infrastruktur tatenlos zu
VAT-Präsident Thoma fordert Stärkung der Bundeswettbewerbsbehörde
Wien (pts023/04.02.2009/12:23) "Die in den Medien berichtete Mehrheitsbeteiligung der Telekom Austria am Wiener Unternehmen CableRunner Austria wird zu einer weiteren dramatischen Konzentration bei Telekom-Infrastruktur führen", erklärt Berthold Thoma, Präsident des Verbandes Alternativer Telekom-Netzbetreiber. "500 Kilometer Glasfaserleitungen und der exklusive Zugang zum Wiener Kanalnetz und damit zu praktisch sämtlichen Wiener Liegenschaften werden zur Folge haben, dass die Telekom Austria ihre marktbeherrschende Stellung weiter ausbauen wird - und die Hüter des Wettbewerbs schauen dieser Marktkonzentration tatenlos zu!"
Die Bundeswettbewerbsbehörde, bei der die Beteiligung bisher nicht angezeigt wurde, hat allein schon aus diesem formalen Grund keine Möglichkeit, beim Kartellgericht einen Prüfungsantrag zu stellen, obwohl die strategische Bedeutung des Deals für die zukünftigen Kräfteverhältnisse am österreichischen Telekommunikationsmarkt äußerst groß ist. Auf der anderen Seite agiert die Rundfunk & Telekom Regulierungs GmbH (RTR), die als Behörde ins Leben gerufen wurde, um faire Bedingungen für Wettbewerb am österreichischen Telekommunikationsmarkt zu schaffen, als Schutzmacht der Telekom Austria, indem sie das Thema Glasfaser aus ihren regulatorischen Maßnahmen komplett ausblendet. Das ist der Grund, warum der Telekom Austria in diesem Bereich keine Verpflichtungen auferlegt werden können, die den ungehinderten entgeltlichen Zugang alternativer Betreiber zu Glasfasernetzen ermöglichen.
Laut Thoma bestehe darüber hinaus im aktuellen Fall auch die Gefahr, dass bereits getätigte Investitionen alternativer Telekom-Netzbetreiber wie z.B. Anbindungen von Mobilfunkstationen an die Glasfaserleitungen von CableRunner Austria bald frustriert würden, wenn die Telekom Austria den Zugang zu ihrem Netz verwehrt, um Mitbewerber aus dem Markt zu drängen. Als Konsequenz fordert Thoma "die überfällige und im aktuellen Regierungsprogramm versprochene Stärkung der Bundeswettbewerbsbehörde".
Verband Alternativer Telekom-Netzbetreiber (VAT)
Der VAT, ein Netzwerkpartner des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI), wurde 1997 gegründet und ist die Interessenvertretung der im Zuge der Telekom-Liberalisierung neu in den Markt eingetretenen Betreiber. Zu seinen Mitgliedern zählen Unternehmen aus dem Festnetz- und Mobilbereich. Die dem Verband angehörenden Unternehmen erzielen pro Jahr insgesamt ca. 2,35 Milliarden Euro Umsatz. Von den neuen Betreibern wurden in den letzten Jahren rund 5,5 Milliarden Euro investiert. Die Mitglieder des VAT sind Colt, Hutchison, Orange, T-Mobile, Tele2 und Verizon.
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