Untertitelbrille für Gehörlose im Praxistest
CURE geht für Optimierung der Usability mit Benutzern ins Kino
Untertitelbrille im Kino (Foto: CURE) |
Wien (pts032/29.04.2009/15:57) Eine spezielle Untertitelbrille für Gehörlose verspricht einen großen Schritt in Richtung barrierefreies Kino. Für ein positives Benutzererlebnis spielen eine Reihe von Faktoren mit. Durch aktive Einbeziehung von potenziellen Benutzern erzielt das Forschungsunternehmen CURE optimale Ergebnisse für erhöhte Usability.
Seien wir ehrlich: Das Filmerlebnis in einem Kino ist einfach etwas anderes als zu Hause auf der Couch. Wenn Medien neue Blockbuster und die nächsten Oscar-Kandidaten aus Österreich ankündigen, heißt es für gehörlose Filmfans hierzulande: "Bitte warten". Geht es nach der Bonusfilm GmbH, soll damit bald Schluss sein. Das Wiener Unternehmen hat in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut und Trivisio eine spezielle Untertitelbrille für Gehörlose entwickelt, die in digitalen Kinos zum Einsatz kommen soll. In den Gläsern dieser Brille werden durch WLAN und 3D-Technik mehrsprachige Untertitel eingeblendet, die alle anderen Personen im Saal nicht sehen können. Ein großes Vorhaben und ein wichtiger Schritt in Richtung barrierefreies Filmvergnügen.
Derzeit befindet sich die Brille im Prototypen Stadium. Für die Optimierung der Benutzbarkeit wurde vom Zentrum für Innovation und Technologie ein Technologieberatungsprojekt initiiert, welches mit dem Innovationsscheck der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert wird. Das Wiener Forschungsunternehmen CURE (Center for Usability Research and Engineering) deckt in diesem Projekt mehrere Aspekte ab. Arjan Geven, Research Koordinator von CURE: "Zu Beginn erfolgt eine Evaluierung der Benutzbarkeit basierend auf Usability-Richtlinien. Wir können die bestehenden Heuristiken für ganz unterschiedliche Gerätetypen einsetzen." Bei einer Expertenevaluierung bewerten eine Reihe von Forscher die Brille vorwiegend hinsichtlich der Bedien- und Benutzbarkeit. Dabei nehmen sie die Position der Endbenutzer ein. Bernhard Wöckl, Researcher bei CURE: "Wir achten dabei auch auf den Kontext. Bei der Kinobrille bedeutet dass, sich so zu verhalten wie ein Kinobesucher. Popcorn Essen ist beispielsweise derzeit noch nicht optimal, die Untertitel gehen bei den Kaubewegungen mit", erzählt der Forscher.
Kein Experte kann Aussagen von tatsächlichen Endbenutzern ersetzen. Daher wurde eine Fokusgruppe im Lugner-City-Kino mit gehörlosen Personen durchgeführt. Unterstützt wurden die Forscher von zwei Gebärdensprachen-Dolmetscherinnen, die simultan die Gesprächsinhalte vermittelten. Auch bei der Fokusgruppe spielt das Umfeld eine große Rolle. Sandra Dittenberger, Forscherin bei CURE und Expertin für Benutzertests mit speziellen Zielgruppen: "Es war sehr wichtig, mit der Brille und den Benutzern in das Kino zu gehen. Jeder Benutzer konnte die Brille im Kontext ausprobieren und seine Wünsche und Anregungen übermitteln. Im Rahmen dieser Fokusgruppe haben wir viele neue Erkenntnisse gewonnen, die in konkrete Optimierungsvorschläge einfließen." Weitere Fokusgruppen mit gehörlosen Teilnehmern sind bereits geplant.
Die Wichtigkeit, Endbenutzer in die Entwicklung einzubinden zeigt sich in allen Bereichen. Univ.Prof. Manfred Tscheligi, Gründer von CURE und Universitätsprofessor an der Universität Salzburg: "Die aktive Einbeziehung von Anwendern in die Produktentwicklung ist nicht nur zentrales Element benutzerzentrierter Produkte, sondern bringt in der Regel auch große Kostenersparnisse mit sich. Ein Faktum, dass angesichts der heutigen Entwicklung von Nischenprodukten eine große Rolle spielt".
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