pts20091103035 in Leben

Entwicklungshilfe - Welche Armen sind ärmer?

Adveniat: Hilfsbedürftige nicht gegeneinander ausspielen


Essen/Berlin (pts035/03.11.2009/16:05) Die Erfüllung der eingegangenen Verpflichtungen in der Entwicklungszusammenarbeit hat der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, gefordert. "Die Verpflichtung der Bundesregierung, 0,7% des Bruttonationaleinkommens der Entwicklungshilfe zur Verfügung zu stellen, ist längst nicht erreicht. Es ist sehr, sehr spät. Aber nicht zu spät", sagte der Erzbischof von Bamberg bei einer Podiumsveranstaltung des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat am gestrigen Montag in Berlin. Zurzeit gebe die Bundesregierung rund 0,37% für Entwicklungshilfe aus. Bis 2015 solle die erforderliche Marke erreicht werden, so Schick.

"Welche Armen sind ärmer?", lautete der Titel der Podiumsveranstaltung in der Bayerischen Landesvertretung in Berlin, bei der Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Kirche auf Einladung von Adveniat und dem Erzbistum Bamberg zusammenkamen, um über die Folgen der Krise für die globale Armutsbekämpfung zu diskutieren. Emilia Müller, Staatsministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten des Freistaates Bayern, hob in diesem Zusammenhang die besondere Bedeutung der kirchlichen Hilfswerke hervor und unterstrich die Rolle von Adveniat für die Entwicklung in Lateinamerika und der Karibik. Die Frage, ob arme Menschen in Deutschland oder im Ausland Priorität haben, sei in Zeiten der Globalisierung überflüssig geworden, sagte der Sozialethiker Gerhard Kruip. "Räumliche Nähe darf keine Rolle mehr spielen. Man kann beiden helfen", so der Professor an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Und das müsse man auch, denn Deutschland sei genau wie andere Industrienationen in mancher Hinsicht an der Misere schuld, betonte Adveniat-Geschäftsführer Prälat Bernd Klaschka: "Auch unser Reichtum beruht zum Teil auf der Tatsache, dass wir versuchen, möglichst kostengünstig Rohstoffe aus Ländern zu akquirieren, in denen es Ressourcen gibt, die wir nicht haben."

"Wir können das Problem der weltweiten Armut nicht von hier aus lösen", sagte Josef Thesing, ehemaliger Leiter des Internationalen Instituts der Konrad-Adenauer-Stiftung. Auch müsse man die Betroffenen befähigen, sich selbst zu helfen. Dabei könnten Strukturen der Kirche in Lateinamerika einen großen Beitrag leisten, denn sie böten Menschen den notwendigen Raum, sich zu einer Gemeinschaft zusammenzufinden. Prälat Klaschka wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es trotz der oft miserablen Zustände vielfältige Hoffnungszeichen gebe: "Immer wieder treffen wir auf Menschen, die großes Selbstvertrauen haben und den Willen, etwas zu verändern."

Die gestrige Podiumsdiskussion war der politische Auftakt zur diesjährigen Adveniat-Aktion, die am 29. November 2009 in Bamberg bundesweit eröffnet wird. Im Mittelpunkt der Kampagne steht das Thema Armut, das anhand des Beispiellandes Haiti veranschaulicht werden soll.

(Ende)
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