pte20091201021 in Business

Bauriese Bilfinger Berger erwägt Rückzug aus Katar

Strategiewechsel mit Konzentration auf Dienstleistungsgeschäft geplant


Finanzierungsbedingter Baustopp macht Unternehmen nervös (Foto: pixelio.de, tokamuwi)
Finanzierungsbedingter Baustopp macht Unternehmen nervös (Foto: pixelio.de, tokamuwi)

Mannheim/Essen/Frankfurt (pte021/01.12.2009/11:15) Das Bau- und Dienstleistungsunternehmen Bilfinger Berger http://www.bilfinger.de zieht als erster deutscher Konzern Konsequenzen aus dem Zahlungsdebakel in den Ländern der Golfregion. Die Mannheimer erwägen einen Rückzug aus dem Emirat Katar. Hintergrund ist ein Streit mit der Baubehörde Ashgal über die Errichtung der Autobahn Doha Expressway. "Die schlechten Erfahrungen mit dem Projekt Doha veranlassen uns, über unser Engagement in der Golfregion nachzudenken", sagt Bilfinger-Berger-Chef Herbert Bodner.

Neue Strategie im Fokus

"Wenn man sich aus Katar zurückziehen sollte, heißt das nicht, dass das gesamte Business in der Region eingestampft wird. Vielmehr stellt sich die Frage danach, was man vorhat, sobald die bestehenden Projekte vor Ort abgeschlossen sind", sagt Bau-Analyst Norbert Kretlow von der Commerzbank http://www.commerzbank.de auf Nachfrage von pressetext. Sich aus dem Baubereich zurückzuziehen, sei zudem eine langfristige Neuausrichtung des Konzerns. In dem aktuellen Streitfall in Katar geht es um ein sechs Kilometer langes Straßenstück, dessen Bau doppelt so lange dauert wie geplant. Ashgal trägt zwar Verantwortung, will aber nicht zahlen.

Expansionen bei Dienstleistungen

Die Hinhaltetaktik der Baubehörde hat den Deutschen mit Rückstellungen über 80 Mio. Euro für das Projekt inzwischen die Gewinnprognose für das dritte Quartal 2009 verhagelt. Wie die Financial Times Deutschland heute, Dienstag, berichtet, sollen für ein zweites Großprojekt in Katar, die Kunststadt Barwa City, aber weiter Zahlungssicherheiten bestehen. "In Zukunft soll das Geschäft nicht wie bisher zu 50 Prozent aus Dienstleistungen bestehen, sondern auf zwei Drittel ausgeweitet werden. Der Bau wird dann auf ein Viertel heruntergefahren", so Kretlow.

Australisches Baugeschäft steht zur Disposition

Das Rückfahren der Bauaktivitäten ist jedoch auch im Heimatmarkt Deutschland ein Thema. "Wir bleiben eine starke Hochbaufirma, die aber nicht mehr flächendeckend anbieten wird", lässt sich Bodner zitieren. Ein komplettes Niederlassungsnetz im Osten der Republik sei nicht mehr erforderlich. Die Neuausrichtung hat ihren Preis, rund 200 von 4.800 Jobs im deutschen Hoch- und Ingenieurbau fallen weg. Die angestrebte "Umkehrung der Verhältnisse" heißt laut Kretlow auch, dass Bilfinger Berger - um die Zukäufe von Dienstleistern zu finanzieren - voraussichtlich das Baugeschäft in Australien verkaufen wird. Interessenten gebe es bereits.

Schockwelle erfasst neben Bilfinger Berger auch Hochtief

Bilfinger Berger ist aber nicht das einzige deutsche Bauunternehmen, dass von der Krise am Persischen Golf betroffen ist. Nachdem die staatseigene Holding Dubai World am Mittwoch letzter Woche um einen Zahlungsaufschub für Verbindlichkeiten über knapp 60 Mrd. Dollar bitten musste, erlebte auch Hochtief http://www.hochtief.de am Freitag einen leichten Schock. Entgegen fallender Aktienkurse bemühte man sich um Schadensbegrenzung. Man gehe davon aus, dass es "keine nennenswerten Auswirkungen" durch die Geldnot des Golfstaates gebe.

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