"Wir geben auch lernbehinderten Jugendlichen eine Chance"

Interview mit Eva Danneberg, Mitinhaberin der Vorzeige-Firma Werkhaus GmbH

Bad Bodenteich/Wiesbaden (pts032/01.04.2010/16:13) Die 1992 in Niedersachsen gegründete Werkhaus GmbH zählt zu den deutschen Vorzeige-Unternehmen. Werkhaus entwickelt und produziert - ausschließlich in Deutschland - Warenpräsentationsmittel (Displays) für den Handel, sowie kreative Produkte für das Büro, zum Wohnen und Spielen. Eine weitere Spezialität von Werkhaus sind Kaleidoskope. Das größte der Welt stammt ebenfalls von Werkhaus. Die Firmengründer, das Ehepaar Eva und Holger Danneberg, beschäftigen heute 108 Mitarbeiter, darunter auch lernbehinderte Jugendliche. Neben dieser sozialen Verantwortung wird am heutigen Firmen-Stammsitz Bad Bodenteich auf die Umweltverträglichkeit aller Produkte größten Wert gelegt. Viele der innovativen Werkhaus-Produkte sind auch im Sortimentsbuchhandel erhältlich - und werden u.a. im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe gezeigt. "Faszination Lesen - die Wochenschau" sprach mit Eva Danneberg über neue Produkte, die Firmenleitsätze und was dieses Unternehmen so schnell zum Erfolg geführt hat:

Frau Danneberg, sie haben mit Ihrem Mann 1992 Werkhaus gegründet und leiten seitdem das Unternehmen. Ihr Mann zeichnet als Ideengeber und Designer verantwortlich. Was war die bisher beste Idee Ihres Mannes?
Die beste Idee war das Original-WERKHAUS-Stecksystem!

Seit 1980 baut Ihr Mann Holger Danneberg Kaleidoskope. 1984 entwickelte er das größte der Welt. Für wen war dieses bestimmt - und - welche Ausmaße hat es?
Es war über drei Meter lang mit einem Durchmesser von einem halben Meter und war für die Präsentation auf Messen und Märkten bestimmt.

Kaleidoskope sind auch heute noch ein wichtiges Produktsegment von Werkhaus. Was ist das Besondere an den Kaleidoskopen aus Ihrem Hause? Und wer sind die Zielgruppen?
Das Besondere an den Kaleidoskopen ist, dass sie alle von Hand in unserer Werkstatt in Norddeutschland hergestellt werden und dass wir die Papiere und die Füllungen sehr genau und detailliert auswählen. Die Zielgruppen sind nicht nur Kinder weltweit, sondern auch Erwachsene. Wir verkaufen sehr viele Modelle an Museumsshops und Geschenkartikelläden, wie auch an Buchhandlungen und an Spielzeugläden.

Die Werkhaus GmbH hat vier Leitsätze: soziale Verantwortung, innovative Produkte, ökologischer Anspruch, Produktion in Deutschland. Alles ehrenwerte Ziele und Grundsätze. Aber wie schlägt sich das in Ihren Produktpreisen nieder? Und in der Wettbewerbsfähigkeit Ihrer Produkte?
Die Produktpreise sind natürlich nicht mit denen von Fernost-Produkten zu vergleichen, sie sind schon etwas höher, aber dafür kann man sich auch sicher sein, dass die Qualität stimmt und dass man alle Produkte immer nach ordern und nach kaufen kann.

Was bedeutet für Sie soziale Verantwortung in Ihrem Unternehmen?
Soziale Verantwortung bedeutet, dass wir uns als Unternehmen nicht nur die Rosinen herauspicken, wenn wir auf Mitarbeitersuche sind, sondern auch Mitmenschen ein Chance geben, die vielleicht für andere Firmen schon längst durch das übliche Raster gefallen sind. Ich denke da an lernbehinderte Jugendliche, ausländische Mitbürger, Leute, die ihre Ausbildung aus bestimmten Gründen abgebrochen haben etc.

Die Sonderanfertigung von Displays macht den Hauptumsatz Ihres Unternehmens aus. Was sind das genau für Produkte und Dienstleistungen?
Es geht bei den Sonderanfertigungen in der Hauptsache um Warenpräsentationsmittel, zu neu-deutsch Displays genannt und um Werbemittel. Wenn Waren im Geschäft gut präsentiert werden, lassen sie sich bekanntlich auch besser verkaufen, weil sie mehr Aufmerksamkeit erregen.

Sie produzieren Photolampen, Photohocker, Photowände u.a.. Sind Produkte mit individuellem Fotomotiv eines der großen Wachstumsfelder für Werkhaus?
Ja, das sieht im Moment ganz danach aus, denn unsere Photoprodukte sind auf den vergangenen Messen in diesem Frühjahr extrem gut angekommen. Das liegt sicher nicht zuletzt daran, dass im Moment aufgrund der aktuellen technischen Neuentwicklungen nahezu alles bedruckt wird. Außerdem ist es möglich, die Produkte bei uns individuell bedrucken zu lassen.

Der Sortimentsbuchhandel ist einer Ihrer Vertriebswege. Mit welchen Produkten sind Sie dort präsent?
Mit Kaleidoskopen, Photoprodukten und Standartbuchdisplays.
Mit den Innovationen "Scheibe" und "Ampel" bieten Sie auch Produkte für die Schule an. Was können Schüler und Lehrer damit anfangen?
Die Produkte wurden gemeinsam mit einem Verlag für Lernmittel entwickelt. Ausführliche Erklärungen finden sich im Shop auf unserer Website http://www.werkhaus.de .

Auch für "Spießer" findet sich was in Ihrem Produktportfolio. Auf Ihrer Website http://www.werkhaus.de muss man dazu nur auf die gleichnamige Kategorie klicken. Wer outet sich schon selbst als "Spießer" und bestellt diese Angebote?
Das ist eher spaßig gemeint.

Die Werkhaus-Produkte werden in Einzelteilen und flach verpackt geliefert. Möglich wird diese Lieferung durch ein neues Stecksystem. Wie funktioniert das?
Sie müssen die einzelnen Teile wirklich nur zusammenstecken , mit einem Gummiring fixieren und fertig!

Im Jahr 2000 sind Sie mit Ihrer Firma von Molbath bei Suhlendorf nach Bad Bodenteich umgezogen. Was waren dafür die Gründe? Und: was produzieren Sie heute in Bad Bodenteich und mit vielen Mitarbeitern?
Wir sind umgezogen, weil unser Firmengebäude für die Abwicklung der Sonderaufträge zu klein wurde. Hier am neuen Standort produzieren wir alle unsere Produkte selber und zwar mit 108 Mitarbeitern.

"Innovative Produkte" ist ein Leitsatz von Werkhaus. Was bringt Werkhaus in 2010 an neuen Produkten auf den Markt?
Im Jahr 2010 gibt es neue Photoprodukte, wie Stiftboxen, Zettelboxen, neue Kaleidoskopmodelle und immer wieder neue Displays.

Der Sortimentsbuchhandel ist eine Ihrer Vertriebsschienen. Wo noch sind Werkhaus-Produkte erhältlich?
In Papeterien, Geschenkartikelläden, Möbelläden, Spielzeugläden, Museumsläden u.a.

Seit Oktober 2009 hat Werkhaus auch einen Laden in Hamburg. Entwickelt sich Werkhaus vom Versandhändler jetzt verstärkt zum Filialisten?
Das kann man so nicht sagen, weil im Vergleich zum Gesamtumsatz die Läden natürlich nicht wirklich ins Gewicht fallen. Es ist allerdings durchaus angedacht auch in anderen deutschen Metropolen Läden zu eröffnen, da der Laden in Hamburg sehr gut anläuft und sich sehr gut eignet, um den Erfolg von neuen Produkten zu messen.

Welches neue Produkt würden Sie gerne als Werkhaus-Geschäftsführerin demnächst Ihren Kunden anbieten können? Haben Sie Ihrem Mann und seinem Team aus Designern und Ingenieuren schon eine entsprechende Aufgabe gestellt?
Neue Produkte entstehen in unserem Hause nicht durch Aufgabenstellung, sondern beim kreativen Handeln. Da würden wir die Kunden gerne auch weiterhin überraschen!

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