Experten diskutieren Chancen für IT-Standort Wien
Internationaler Software- und IT-Dienstleistungsmarkt im Fokus
Wien (pts013/02.12.2010/09:50) Die Fachgruppe Unternehmensberatung und IT der Wirtschaftskammer Wien in Kooperation mit Conect Eventmanagement hat zur Veranstaltung "Entwicklung des internationalen Software- und IT-Dienstleistungsmarktes" am 01. Dezember 2010 in das Suite Hotel am Kahlenberg in Wien eingeladen. Ziel des Events war es, Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft, IT und Wissenschaft, einen Überblick über die Entwicklung des internationalen Software- und IT- Dienstleistungsmarktes zu geben und auf Basis europäischer Studien die Chancen für den IT-Standort Wien und Österreich aufzeigen zu können.
Timo Leimbach vom Fraunhofer Institut ISI http://isi.fraunhofer.de/isi-de/index.php wies in seiner Keynote auf die wirtschaftliche Relevanz der Softwareindustrie hin. "Die Bedeutung der Softwareindustrie wird aufgrund der Querschnittsfunktion für die Wettbewerbsfähigkeit aller anderen Branchen weiter ansteigen. Mit einer guten Standortpolitik und Investitionen in Forschung und Entwicklung kann Österreich von dieser Entwicklung profitieren", so Leimbach. Potenzial besitze Österreich noch bei den Themen Forschung und Entwicklung und Gründungaktivitäten sowie der Innovationskraft von Unternehmen.
Wie eine im Auftrag der EU-Kommission erstellte Studie aufzeigt, befindet sich der globale Softwaremarkt im Wandel. "Technische Innovationen, neue Geschäftsmodelle und Nutzungsformen werden dafür sorgen, dass der Anteil des klassischen Produkt- und Wartungsgeschäftes zugunsten neuer softwarebasierter Internetdienste (SBIS) abnimmt", meint Leimbach. Bis 2020 werde der Softwaremarkt gesamt jedoch auf rund 390 Mrd. Euro anwachsen. Als größte Treiber gelten Cloud Computing, mobile Applikationen und Open Source.
Zur Entwicklung des internationalen Software- und IT -Dienstleistungsmarktes gestaltete Peter Hermann von Microsoft seinen Vortrag: "Cloud Services sind kein Hype, sondern ein Technologiesprung, so wie einst die Einführung des PCs in die Arbeitswelt. Unternehmen stehen heute nicht mehr vor der Frage, ob sie Cloud Computing nutzen, sondern wie schnell und in welchem Umfang sie die neue Technologie sinnvoll einsetzen wollen."
Über Jahrzehnte habe Microsoft mit seinen Lösungen die IT-Nutzung von Unternehmen vorangetrieben und verbessert und positioniert sich nun als einer der Vordenker des Cloud Computing. Es gelte nun, eine Brücke zwischen bestehenden IT-Landschaften und neuen Cloud Services zu schaffen, so Hermann, Manager für den Bereich "Public Sector" bei Microsoft Österreich.
Helmut Ludwar, Chief Technology Officer der IBM Österreich, gab einen Einblick in die jährliche Trendprognose von IBM, die IT-Entwicklungen der nächsten 3-7 Jahre berücksichtigt. "IBM geht derzeit davon aus, dass mit der enormen Zunahme der Daten von Sensoren mehr Informationen in Echtzeit abrufbar sind und über die IT verarbeitet werden können", so Ludwar. Damit werde schneller erfasst, was in der Welt passiert und man könne rascher auf aktuelle Entwicklungen in Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft reagieren.
"Die Softwareentwicklung geht in die Richtung, Anwendungen in parallele Prozesse aufzuteilen. Und auch der Trend zur Cloud ist unumkehrbar", so Ludwar. Die Cloud biete die Freiheit, nur jene Services zu beziehen, die auch benötigt werden. "Damit sie auch im geschäftlichen Umfeld eine breite Anwendung findet, muss sichergestellt sein, dass Unternehmen Werkzeuge haben, mit denen sie flexibel entscheiden können, was sie in die Cloud geben."
Nach dem Vortrag von Gottfried Haber (Universität Klagenfurt) zu Auswirkungen der IT-Branche auf die Beschäftigung fand eine Diskussion zum Thema Personalbedarf in der IT mit Frau Ingeborg Friehs vom AMS Wien statt. Trotz einer eher schwierigen Wirtschafts- und Arbeitsmarktsituation im abgelaufenen Jahr sieht sie die die Jobchancen von IT-Fachkräften intakt. "Gute Chancen erwarten wir zukünftig für hochqualifizierte Personen unter anderem im Bereich Mobiltelefonie und Web-Schnittstellen, Cloud-Computing und auch im Vertrieb. Das AMS bietet außerdem IT-Unternehmen ein attraktives Schulungsprogramm an, bei dem über "arbeitsplatznahe Qualifizierung" mit Praxisanteilen bis zu 6 Monaten die zukünftigen MitarbeiterInnen ausgebildet werden können", so Friehs.
Michael Würzelberger von der Raiffeisen Informatik GmbH sieht strukturelle Probleme zu einem Gutteil auch im geringen Frauenanteil unter den IT-Fachkräften. Bemühungen, diesen zu steigern, müssten in den nächsten Jahren überbetrieblich weiter intensiviert werden. "Durch rasche Technologiewechsel entstehen immer wieder Engpässe am Arbeitsmarkt, die durch aus anderen Bereichen freigewordene Arbeitskräfte oft nicht vollständig ausgeglichen werden können", so Würzelberger. Die in den letzten Jahren oft stattgefundene Kompensation von Engpässen durch Zuwanderung werde aufgrund einer europaweit strukturell ähnlichen Situation und wirtschaftlichen Aufholprozessen im CEE-Bereich tendenziell schwieriger.
Norbert Weidinger, Magistratsdirektion der Stadt Wien, und Dietmar K. Schuster von der WKÖ diskutierten mit Rony G. Flatscher, Inst. für BWL und Wirtschaftsinformatik an der WU Wien über die Chancen des IT-Standortes Wien. Flatscher zufolge sind die Chancen des IT-Standortes Wien ausgezeichnet, sofern diese nicht durch markt- und europawidrige Rechtsnormen beschränkt werden. Eine wichtige Voraussetzung für das nachhaltige Ausnützen von Chancen für Wien liege dabei vor allem darin, dass die lokal verfügbare Ausbildung (Universitäten, Fachhochschulen, Schulen) entsprechend den IT-Innovationen ihre Ausbildungsinhalte laufend adaptieren. "Dies betrifft sowohl die Ausbildung von Schülern und Studierenden, aber auch die Fortbildung von Berufstätigen in entsprechenden Programmen".
Laut Robert Bodenstein, Obmann der Fachgruppe Unternehmensberatung und IT der Wirtschaftskammer Wien, ist IT ein unverzichtbarer Bestandteil einer modernen Wirtschaft. "Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen ist die Effizienz der Betriebe ein unverzichtbarer Erfolgsfaktor. Effizienz im Vertrieb, Produktion, Verwaltung etc. sind aber unverzichtbar mit IT verbunden. Über 12.000 Wiener IT-Dienstleister haben nicht nur bewiesen, dass sie für die Wiener Betriebe ein verlässlicher Partner sind, sie sind auch außerhalb der Region und international erfolgreich." Gerade deshalb seien aber die Rahmenbedingungen für die IT-Dienstleister zu überdenken und anzupassen. "Viele Rahmenbedingungen (wie etwa das Arbeitszeitgesetz oder die Abgrenzung zwischen Auftragnehmer und Dienstnehmer) kommen noch aus der "alten" Wirtschaft und müssen daher dringend angepasst werden."
Peter Kuen (Wirtschaftsagentur) meinte in seinem Diskussionsbeitrag, dass "die Informations- und Kommunikationstechnologien zu den Stärkefeldern der Wiener Wirtschaft gehören". Die zunehmende Dynamisierung der IT-Landschaften stelle neue Anforderungen an Hersteller und Dienstleister in diesem Bereich. Trends wie SaaS, IaaS und Cloud Computing könnten von keinem Marktbeteiligten außer Acht gelassen werden.
"Um die Chance neuer Geschäftsfelder auch nutzen zu können, bedarf es jedoch auch der entsprechenden Rahmenbedingung für die Wirtschaft, sei es nun ein investionfreundliches Klima oder aber auch gut ausgebildete Mitarbeiter bzw. Schul- und Studienabgänger." Ebenso müsse die Entlohnungsstruktur für Beschäftigte im IT-Bereich eine für Arbeitnehmer attraktive sein, denn nur so könne die Industrie die besten Köpfe anziehen, die in diesem wissensgetriebenen Bereich einen Schlüsselfaktor zum Erfolg darstellen, so Bernhard Burger (UC4).
Laut Herrn Dipl.-Ing. Wilfried Seyruk (WKÖ Österreich, FV UBIT) ist die "IKT zum Wohlstandsmotor geworden und zeichnet für 50% der Produktivitätssteigerung in den Unternehmen verantwortlich. Die Wettbewerbsfähigkeit von immer mehr Unternehmen, hängt daher entscheidend von der Leistungsfähigkeit ihrer IKT-Systeme ab. Software- und IT-Dienstleister werden damit zum unverzichtbaren Erfolgsbegleiter der Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltung."
In der abschließenden Podiumsdiskussion bekannten sich die anwesenden politischen Vertreter zum IT-Standort Österreich. Für den SPÖ-Abgeordneten Kurt Gartlehner sind die geografischen Voraussetzungen gut, mit den entsprechenden Rahmenbedingungen und flexiblen Arbeitszeitregelungen müsse es auch möglich sein, große Rechenzentren von europäischer Dimension hier anzusiedeln. Ruperta Lichtenecker von den Grünen ortet Nachholbedarf in der Bewusstseinsbildung, das IKT mittlerweile ein wichtiger Wachstumsmotor in der österreichischen Volkswirtschaft sei. Hier gelte es, bereits in Kindergärten und Schulen den Grundstein zu legen. Durch fehlende Investitionen in das Bildungssystem drohe mittelfristig jedoch ein Wettbewerbsnachteil. Karin Hakl von der ÖVP sieht darüber hinaus auch die öffentliche Hand verpflichtet, einen Beitrag zum IT-Standort Österreich zu liefern. Wenn Projekte im e-Government-Bereich wie ELGA sauber umgesetzt werden, würden davon auch viele kleinere und mittlere IT-Unternehmen in Österreich profitieren.
Fotos der Wiener Gespräche (Fotografin Frau Rauchenberger/Fotodienst):
http://www.fotodienst.at/browse.mc?album_id=3341
Text von Bettina Hainschink
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