Österreich verliert beim superschnellen Breitband den Anschluss
Studie von Arthur D. Little und Exane BNP Paribas warnt vor Kommunikationsmangel
"Super-fast broadband: catch up if you can" |
Wien (pts026/21.04.2011/16:42) Mehr Kooperation zwischen den Netzbetreibern und bessere Regulierungsbedingungen sind notwendig, damit Telekommunikationsunternehmen den kapitalintensiven Glasfaser-Ausbau bewältigen können. Zu diesem Ergebnis kommt eine großangelegte Studie von Arthur D. Little und Exane BNP Paribas.
Die Einführung extrem schneller Breitbandanschlüsse1 nimmt in ganz Europa Fahrt auf. Die Projektionen sprechen von einer Haushalts-Abdeckung von fast 50 % bis 2015. Österreich droht dabei allerdings den Anschluss zu verlieren. Das ist ein Ergebnis der europaweiten Studie "Super-fast broadband: catch up if you can", der 10. Ausgabe des renommierten Jahresberichts über die Telekommunikationsbranche, herausgegeben von der globalen Unternehmensberatung Arthur D. Little und dem Investmentunternehmen Exane BNP Paribas.
"Eine investitionsfreundliche Regulierung sowie die Unterstützung der Bildung von Netzkooperationen ist erforderlich, damit Österreich nicht zum Europäischen Schlusslicht im Ausbau von extrem schnellem Internet wird", sagt Karim Taga, Managing Director von Arthur D. Little Austria. In Österreich gibt es derzeit keine Pläne für einen flächendeckenden Ausbau von FTTH (Fiber To The Home). Das Fehlen von flächendeckender FTTH Infrastruktur hat langfristig einen negativen Einfluss auf die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Österreich.
Hauptgründe sind ein Mangel an Kooperation zwischen Telekommunikationsunternehmen untereinander und auch mit Versorgern, ein harter investitionshemmender Wettbewerb und unsichere Regulierungsbedingungen.
- In Deutschland, Großbritannien, Italien und anderen vergleichbaren Märkten sehen wir Kooperationen zwischen Telekommunikationsunternehmen und auch mit Versorgern um einen Glasfaserausbau mit Synergien durchzuführen, während in Österreich bislang keine Kooperationen zum Glasfaserausbau eingegangen wurden.
- Die etablierten Telekommunikationsgesellschaften sehen sich einem harten Wettbewerb mit Kabelnetzbetreibern ausgesetzt, welcher die Investitionsvorhaben bremst. Kabelnetzbetreiber die bereits wirtschaftlich tragfähige superfast broadband Angebote auf den Markt bringen, verfügen in Ballungsräumen wie Wien über einen Marktanteil von mehr als 50% beim Festnetz-Breitband.
- Die Regulierung bezüglich einer erzwungenen Öffnung der Netze für Konkurrenten in Folge eines Glasfaserausbau ist in Österreich noch nicht definiert, diese Unsicherheit hemmt größere Investitionen
Der österreichische Breitband-Markt ist jedoch vor allem durch seine europaweit einzigartige Substitution von Festnetz- durch Mobilfunk-Angebote gekennzeichnet. Aufgrund der aggressiven Preispolitik der Mobilfunkanbieter betrug der Anteil mobiler Anschlüsse Ende 2010 bereits 44% aller Breitbandanschlüsse. Durch die rasant steigende durchschnittliche Daten-Nutzung werden die mobilen Anschlüsse auf Dauer jedoch nicht ausreichend sein. Ein breiter Ausbau von FTTH Infrastruktur ist daher mittel- bis langfristig auch in Österreich erforderlich.
Derzeit treiben Kabelnetzbetreiber den Markt extrem schneller Breitbandangebote durch die DOCSIS3.0-Technologie voran, welche durch den Austausch einiger weniger bestehender Netzwerkelemente geringere Investitionen erfordert als andere vergleichbare Technologien. Um aufzuholen müssen etablierte Telekommunikationsanbieter komplett neue Leitungsnetze ausbauen, nämlich Glasfasernetze bis in die Wohnungen der Kunden. Um diese Infrastruktur in den großen Ballungsräumen anzubieten, müssen die etablierten Telekommunikationsanbieter in den neun analysierten Märkten2, daher zusätzliche Investitionskosten von 18 bis 40 Mrd. Euro aufwenden - das sind immerhin zwischen 2,5% und 5% der Umsatzerlöse.
Arthur D. Little und Exane BNP Paribas weisen in ihrem Bericht aber auch daraufhin, dass etablierte Telekommunikationsanbieter ihr Risiko durch den gemeinsamen Ausbau und die Nutzung der Infrastruktur deutlich senken können. Berechnungen zeigen, dass durch Partnerschaften die Erträge aus der FTTH-Bereitstellung von 12 % auf 23 % erhöht werden können, sowie gleichzeitig die Investitionskosten um 25 % gesenkt werden. "Für etablierte Telekommunikationsgesellschaften ist die Einführung von FTTH finanziell machbar, aber nicht einfach", sagt Karim Taga "die Einführung in städtischen Ballungsgebieten verspricht langfristig substantielle Erträge. Die Glasfasertechnologie in dünn besiedelten Regionen ist aber wohl nur dann profitabel, wenn sie gemeinsam mit Dritten wie z. B. mit regionalen Institutionen unterstützt wird."
Anmerkungen:
1: Der Bericht definiert extrem schnelle Breitbandanschlüsse als Angebote mit einer Downloadgeschwindigkeit von mindestens 50 Mbit/s
2: Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Portugal, Österreich, die Niederlande und Belgien
Arthur D. Little - 125 Jahre Innovation
Arthur D. Little wurde im Jahr 1886 als weltweit erstes Consulting-Unternehmen gegründet. Das Unternehmen hat betriebswirtschaftliche Denkweisen und unternehmerische Praxis durch sein Know-how in den Bereichen Strategie, Innovation und Technologie nachhaltig geprägt. Heute unterstützt Arthur D. Little Unternehmen dabei Wachstum zu erzielen, Herausforderungen zu bewältigen, ihre Innovationsfähigkeit zu verbessern und ihre Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit in einem globalisierten Markt zu erhöhen.
Aussender: | Arthur D. Little Austria GmbH |
Ansprechpartner: | Dr. Karim Taga |
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