pte20110726002 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Neuron entfesselt zu starke Gefühle

Autisten, Schizophrene und Selbstmörder haben höhere Dichte an Nervenzelltyp


Alkohol und Tabletten: Gefühle sind stark (Foto: aboutpixel.de/Rolf)
Alkohol und Tabletten: Gefühle sind stark (Foto: aboutpixel.de/Rolf)

Bochum (pte002/26.07.2011/06:10) Deutsche Wissenschaftler des Universitätsklinikums Bochum erforschen, ob es einen Zusammenhang zwischen einem Nervenzelltypen und sehr starken Emotionen gibt, die letztlich sogar zu Selbstmord führen können.Im Fokus der Forscher steht der anteriorer cingulärer Cortex (ACC), der dem limbischen System zugerechnet wird. Der ACC ist eine wichtige Schnittstelle bei der Verarbeitung komplexer Emotionen wie Scham, Schuld oder Unfairness. Empathiefähigkeit und die Verarbeitung körperlicher und seelischer Schmerzen sind auch in diesem Teil des Gehirns angesiedelt.

"Man sollte keinesfalls von Nervenzellen auf ein bestimmtes Verhalten zurückschließen", sagt Martin Brüne, Leiter der Forschungsabteilung für Kognitive Neuropsychiatrie und psychiatrische Präventivmedizin, im Gespräch mit pressetext. Dennoch finden die Forscher bei Menschen, die durch Suizid gestorben sind, eine höhere Dichte an dem Economo Neuron im Gehirn. Dieser Befund könnte beweisen, dass der Nervenzellentyp Economo Neurone in der Verarbeitung von Emotionen eine wichtige Rolle spielt. Die Fähigkeit zur Wahrnehmung komplexer Gefühle wie Scham, Schuld, Fairness und Empathie für Andere ist zweifellos bedeutsam für das menschliche Miteinander. Unter ungünstigen Umständen kann diese Sensibilität für starke Emotionen aber auch dazu führen, dass die betroffenen Menschen Suizid begehen.

Zusammenhänge teilweise spekulativ

"Wenngleich diese Interpretation der Zusammenhänge teilweise spekulativ ist und wir keineswegs den Eindruck erwecken wollen, dass ein derart komplexes Geschehen wie Suizid auf die Funktionsweise eines einzelnen Nervenzelltyps zurückgeführt werden kann, so kann die Forschung auf diesem Gebiet doch dazu beitragen, die neurobiologischen Grundlagen dieser Vorgänge besser verstehen zu lernen", erklärt Brüne.

Selbstmörder hätten zwar eine bessere Empathiefähigkeit, aber mit dem Preis, dass die psychischen Schmerzen auch größer sind, erklärt Brüne weiter. Aber auch bei Untersuchungen an Gehirnen von Patienten mit Autismus, Schizophrenien und Demenz konnten Mediziner zeigen, dass diese Zellen in Größe und Dichte im ACC verändert sein können. Grundlegend wollten Brüne und sein Team erforschen, welche Bedeutung der Zelltyp Economo Neurone auf menschliches Verhalten hat. Der Wissenschaftler kann die Zelle direkt nicht untersuchen, aber er weiß, dass sobald die Zelldichte im ACC niedig ist, die Menschen auch weniger emphatisch sind. Ohnehin komme dieser Zelltyp nur bei komplex sozialstrukturierten Tieren vor. Die Zellen finden sich auch bei Walen und Elefanten und selbstverständlich bei unserem nächsten Verwandten - den Affen.

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