pte20110913013 Medizin/Wellness, Politik/Recht

Demenz bleibt meist unerkannt

Welt-Alzheimer-Bericht zeigt Vorteile früher Diagnose


Frau mit Alzheimer: Drei von vier Fälle unentdeckt (Foto: FlickrCC/Alongi)
Frau mit Alzheimer: Drei von vier Fälle unentdeckt (Foto: FlickrCC/Alongi)

London (pte013/13.09.2011/12:00) Bei drei von vier Patienten, die weltweit an Demenz leiden, wurde die Krankheit noch nicht festgestellt. Dem Großteil der Betroffenen wird damit der Zugang zu Medikamenten und Therapie verwehrt, berichtet die Internationale Alzheimer-Gesellschaft http://alz.co.uk in ihrem Weltbericht für 2011. Frühe Diagnose und Behandlung würden der Krankheit viel Schrecken nehmen, so die Experten. Wenn die Politik hier stärker investiert, erhöht das nicht nur die Unabhängigkeit und Lebensqualität der Patienten, sondern spart auch viel Geld.

Fehldeutung als Alterserscheinung

Geschätzte 36 Mio. Menschen leben derzeit mit Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen. Noch nicht erkannt wurde das Leiden bisher bei 27 Mio. Patienten - und bei vielen wird es auch nie zur Diagnose kommen. Selbst in Ländern mit hohem Einkommen beträgt die Erkennungsrate bloß zwischen 20 und 50 Prozent, in vielen armen Ländern jedoch nur zehn Prozent. Schuld daran ist oft, dass selbst Ärzte die Symptome der Gehirnerkrankung als normale Alterserscheinung fehldeuten.

Warum diese Zahlen alarmierend sind, zeigen ausführliche Analysen des Londoner King's College http://www.kcl.ac.uk . Zahlreiche Medikamente und psychologische Behandlungen für Alzheimer sind umso effektiver, je früher sie eingesetzt werden. "Frühe Diagnose gibt allen Betroffenen mehr Macht. Erst sie erlaubt es, Informationen einzuholen, soziale Hilfen in Anspruch zu nehmen und das Umfeld zu schulen", betont Berichtsautor Sube Banerjee, Spezialist für geistige Gesundheit im Alter, im pressetext-Interview.

Diagnosezeitpunkt bestimmt Kosten

"Völlig falsch" ist für den Experten vom King's College das Bild, bei Demenz könne man "ohnehin nichts machen". "Es stimmt, dass die Medizin die Auslöser der Krankheit weiterhin nicht aufhalten oder heilen kann. Dennoch macht es einen großen Unterschied, ob sich ein Patient auf seine Demenzerkrankung einstellen kann oder nicht. Die Belastung sinkt deutlich und die Lebensqualität steigt messbar, wenn frühe Maßnahmen getroffen werden." Früh behandelte Menschen müssen kürzer in Krankhenhäusern oder Heimen betreut werden.

Dringend ist die Frühdiagnose auch aus finanzieller Sicht. Rund 7.500 Euro weniger kostet die verkürzte Betreuung, rechnen die Experten vor. Regierungen sollten deshalb lieber jetzt investieren und dadurch später sparen. "Die Zahl der Demenzkranken verdoppelt sich in den nächsten 20 Jahren. Doch schon heute betragen die Kosten der Krankheit 600 Mrd. Dollar pro Jahr - wodurch Alzheimer die 18. größte Wirtschaftsmacht oder die größte Firma wäre. Da Langzeitbetreuung die Hälfte der Kosten ausmacht, ist frühe Diagnose das Gebot der Stunde", so Banerjee.

Alzheimer-Weltbericht zum Download unter http://www.alz.co.uk/research/world-report-2011

(Ende)
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