pte20111121018 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

Financial Times trickst Apple aus

Anwendung verbucht ohne App-Store über eine Mio. Kunden


Financial Times: Erfolgreich ohne Apple (Foto: Wikipedia, cc D. Valentine)
Financial Times: Erfolgreich ohne Apple (Foto: Wikipedia, cc D. Valentine)

London (pte018/21.11.2011/13:31) Die Financial Times (FT) hat bekanntgegeben, dass die Web-App des Unternehmens seit Juni von mehr als einer Mio. Usern verwendet worden ist. Die britische Wirtschaftszeitung war eines der ersten Printmedien, das sich gegen Apples restriktive Richtlinien erhoben und den mobilen Markt auf eigene Faust erschlossen hat. Der Erfolg könnte Apple unter Druck setzen, seine Konditionen anzupassen. "Etwaige Konsequenzen bleiben abzuwarten. Medieninhalte machen nur einen kleinen Teil des App-Geschäftsmodells aus. Wie gut Apples Bedingungen sind, hängt von der Fähigkeit der Verlage ab, gemeinsam aufzutreten um zu verhandeln", sagt Medienberaterin Katja Riefler http://www.risolutions.de im pressetext-Interview.

Mobil-Boom

Als Apple das iPad präsentiert hat, wurde die Firma vielerorts zum Retter der Printmedien stilisiert. Die Euphorie fand ein jähes Ende, als Apple seine Bedingungen für den Zugang zum App-Store präsentierte. Verlage müssen 30 Prozent des Umsatzes und die Hoheit über die Abonnementendaten abgeben, wenn sie im Apfelladen vertreten sein wollen. Die FT wollte das nicht akzeptieren und beschloss, ihr eigenes Glück zu schmieden. Die Web-App des Unternehmens bietet ähnliche Funktionalität wie eine native Applikation, kann aber ganz normal über jeden Browser abgerufen werden. "Noch haben Web-Apps einige Defizite. HTML5 ist aber dabei, die Lücke zu schließen", erklärt Riefler.

Mittlerweile kommen 20 Prozent der Zugriffe auf das Web-Angebot der FT über die App zustande. "Der mobile Markt ist mittlerweile enorm wichtig für Medienunternehmen. Smartphones sind inzwischen weit verbreitet und die Zahl der Tablets steigt schnell", sagt Riefler. Das erfolgreiche Modell der FT lässt sich allerdings nicht ohne weiteres kopieren. "Die FT ist eine starke Marke, deren Online-Angebot schon lange vor der App kostenpflichtig war. Das sind spezielle Voraussetzungen. Die Verlage müssen verschiedene Modelle ausprobieren und wahrscheinlich mehrere Einnahmequellen schaffen, um im Internet zu florieren", erklärt Riefler.

Konkurrenz für Apple

Apple war der Vorreiter was mobile Endgeräte betrifft. Mittlerweile hat die Konkurrenz aber aufgeholt. "Eine Premiummarke kann den Markt nicht alleine beherrschen", so Riefler. Die wachsende Zahl der Mitbewerber schwächt Apples Position als Medienanbieter ebenso wie Firmen, die auf eine Präsenz im App-Store verzichten. Für die User steht laut Riefler hauptsächlich der bequeme Zugang zu Medien im Mittelpunkt. Mit Web-Apps lässt sich das relativ einfach realisieren. Für starke Marken, aber auch Nischenprodukte, kann sich ein Alleingang durchaus lohnen und zur lukrativen Einnahmequelle werden.

(Ende)
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