pte20120605024 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Politische Börsen: Aktienmarkt hängt an Bankenkrise

Unternehmenspapiere unterbewertet - Neue Herausforderungen für IR-Officer


Frankfurt (pte024/05.06.2012/13:58) Nie zuvor hatte die Politik einen derart starken Einfluss auf die Börsen wie heute, und das wird bis auf Weiteres so bleiben. Daher müssen IR-Verantwortliche in Unternehmen ein Sensorium dafür entwickeln, wie Politik funktioniert und vorbereitet sein, wenn solches Wissen von Investoren abgefragt wird. Das ist das Ergebnis einer Podiumsdiskussion auf der 15. Konferenz des Investor Relations Verbandes Deutschland (DIRK) http://www.dirk-konferenz.de , der heute, Dienstag, in Frankfurt am Main, zu Ende ging.

Der Chefvolkswirt der DZ Bank , Stefan Bielmeier, hat in seinem Impulsreferat einen Überblick über die Auswirkungen der aktuellen Krise auf den Aktienmarkt gegeben. Seit dem Crash der Lehman-Bank 2008 bestimme die Bankenkrise und davon ausgelöst die Eurokrise das Auf und Ab an den Börsen. Die Politik sei dabei ein Kurstreiber geworden. Politische Entscheidungen hätten unmittelbare Auswirkungen auf das Geschehen am Finanzparkett, so der Volkswirtschafter, wenn auch oft nur vorübergehend.

Der Aktienmarkt leidet aktuell mit der Bankenkrise, die Börse unter der Politik. Hintergrund ist die Schuldenkrise, die uns noch Jahre begleiten wird. Obwohl auch die USA, China und Japan mit vergleichbaren Problemen kämpfen, schaut die Welt auf Europa und den Euro, so Bielmeier. Die Folgen seien massive Kapitalflucht aus Europa, vor allem aus den "ClubMed"-Ländern sowie Kapitalumschichtungen von Aktien- in Rentenmärkten. Aktuell gilt die Devise "Sicherheit ist Trumpf".

Aktien billig zu haben

Investoren verlieren derzeit inflationsbedingt massiv Geld, gehen aber trotzdem nicht in Aktien, wundert sich Bielmeier. Dabei sollten sich die zunehmenden Inflationssorgen eigentlich positiv für den Aktienmarkt auswirken: Aktien seien derzeit "billig" zu haben. Das werde sich mittelfristig auch nicht ändern, weil die Länder Europas niedrige Zinsen brauchen, um ihre Schulden abzubauen. Das macht wiederum Investitionen in Unternehmen interessant. "Man muss es den Leuten nur erklären", verdeutlicht Bielmeier.

IR-Officer als Erklärer politischer Börsen

Eine der wesentlichen Aufgaben von Investor-Relations-Verantwortlichen wird es in diesem Zusammenhang sein, die Wechselwirkungen von Politik und Wirtschaft in der Kommunikation mit Investoren und Anlegern sichtbar zu machen. "Politik ist allgegenwärtig - es gibt immer Rahmenbedingungen", erklärt Investor Karl Fickel von Lupus alpha Asset Management in der Podiumsdiskussion. Die Frage ist: "Wie gehe ich mit der Situation, den Auswirkungen und Folgen um?"

"Statt schlecht übereinander zu reden, sollten Politik und Wirtschaft mehr miteinander reden", forderte Ex-Staatssekretär Dirk Metz. Als nicht mehr zeitgemäß befindet Metz die Trennung zwischen IR und PR-Arbeit. Unternehmen müssten mit einer Stimme sprechen, denn heute sei jedes Statement "öffentlich". Das was für die Politik schon immer gegolten hat, gilt jetzt auch in der Wirtschaft: Kommunikation in Echtzeit. Stephan Lowis, IR-Chef von RWE, hat in seinem Statement dargelegt, dass IR-Arbeit politischer geworden ist, gibt aber zu bedenken, dass Investoren andere Informationen wünschen als die breite Öffentlichkeit.

Fotos zur DIRK-Podiumsdiskussion stehen unter http://fotodienst.pressetext.com/album/3024 zur Verfügung.

(Ende)
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