Petition zur Förderung der Grundlagenforschung und Wissenschaft in Österreich
VWGÖ fordert: Oberste politische Priorität für optimale Ausstattung des FWF
Wien (ptp015/26.11.2013/11:15) Der Vorstand des Verbandes der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs (VWGÖ), der mit 152 Mitgliedsvereinen nahezu 20.000 österreichische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vertritt, möchte in Anbetracht des Budgetdefizits und dem praktischen Fehlen der Thematisierung von Wissenschaft und Forschung bei den Koalitionsverhandlungen seine tiefe Sorge angesichts von Kürzungen im Forschungsbereich, die die Innovationskraft des Standorts Österreichs gefährden werden, zum Ausdruck bringen.
Österreich vollzog aufgrund vernünftiger Politik in den letzten 3 Jahrzehnten einen erfolgreichen Aufholprozess in Forschung und Entwicklung und hat dadurch abgesichert, dass exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Lande gehalten werden bzw. prominente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland nach Österreich geholt werden konnten. Wenn sich jedoch die Rahmenbedingungen verschlechtern und hier insbesondere das Budget des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung in Österreich (FWF) nicht entsprechend angehoben wird, werden Expertinnen und Experten in wichtigen Wissenschaftsbereichen wieder abwandern.
Der FWF ist ein weltweit akzeptierter und angesehener Qualitätsfilter für die Grundlagenforschung, der aber aufgrund der erfreulichen Vermehrung exzellenter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zunehmend unter Druck gerät: die Förderquoten sinken schon so tief, dass die Ablehnungsgründe nicht mehr wissenschaftlicher, sondern immer stärker finanzieller Natur sind. Dies führt zur Frustration der Einreicherinnen und Einreicher. Als Kuratoriumsmitglied des FWF hat der Vorsitzende des VWGÖ direkte Erfahrung: So ist in seiner Funktionsperiode seit 2005 die Zahl der von ihm zu betreuenden Projekte um den Faktor 4, das Budget jedoch nur um den Faktor 1,5 gestiegen. Der FWF ist der Garant für exzellente Grundlagenforschung als Grundlage für einen wettbewerbsfähigen modernen Wirtschaftsstandort und für eine Absicherung des österreichischen Sozial- und Wirtschaftsmodells. Deshalb muss die optimale Ausstattung des FWF oberste politische Priorität genießen.
Im Folgenden wollen wir noch auf zwei dringliche Probleme hinweisen: Eine Maßnahme, die das Bundesbudget praktisch mit keinen Kosten belastet, jedoch den wissenschaftlichen Gesellschaften in Österreich eine substantielle Unterstützung angedeihen würde, wäre für wissenschaftliche Gesellschaften die Spendenbegünstigung im Sinne des § 4a Abs. 3 bis 6 EStG zu erleichtern. Im Gegensatz zu humanitären Vereinen sind die Förderer wissenschaftlicher Gesellschaften sehr begrenzt. Deshalb werden in den meisten Fällen die Kosten für eine Wirtschaftstreuhandsprüfung durch die Spenden nicht gedeckt. Somit können sich wissenschaftliche Gesellschaften aus wirtschaftlichen Gründen kaum um den Status einer Spendenbegünstigung bemühen, was wiederum potentielle Fördergeber zu spendenbegünstigten Vereinen umleitet und einen negativen Spiraleffekt auslöst.
Die wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs leisten durch die freiwilligen Dienste ihrer Mitglieder einen enormen kostenlosen Beitrag für die wissenschaftliche und gesellschaftliche Landschaft; insbesondere die nationale und internationale Vernetzung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse an die Öffentlichkeit und die Unterstützung von Laien- und Selbsthilfegruppen. Bei diesem beträchtlichen unentgeltlichen Beitrag der wissenschaftlichen Gesellschaften für Wissenschaft und Gesellschaft wäre die Erleichterung der Spendenbegünstigung eine gerechtfertigte Anerkennung. Der VWGÖ prüft sehr streng die wissenschaftliche Gebarung seiner Mitglieder, sodass die Mitgliedschaft beim VWGÖ ein Kriterium für den erleichterten Zugang zum Status der Spendenbegünstigung sein könnte.
Zur Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse und für die Öffentlichkeitsarbeit geben eine Vielzahl wissenschaftlicher Gesellschaften wissenschaftliche Zeitschriften heraus. Die Streichung der Förderung dieser Zeitschriften in der letzten Legislaturperiode brachte viele wissenschaftliche Gesellschaften in große Bedrängnis. In Anbetracht der im Vergleich zur Bankenunterstützungen lächerlichen Summe von jährlich 200.000 Eur ist diese Maßnahme nach wie vor unverständlich und deshalb erneuern wir hiermit mit Nachdruck unseren Protest, den wir gemeinsam mit einer Initiative von prominenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlerinnen im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung vorgebracht haben. Die Unterstützung der OpenAccess Initiative des FWF durch das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung ist sehr zu begrüßen, jedoch können nicht jahrzehntelang aufgebaute etablierte wissenschaftliche Zeitschriften, die in ihrer nationalen und internationalen Scientific Community hohes Ansehen genießen, von heute auf morgen auf ein neues System, das noch dazu nicht ausgereift und nicht für alles anwendbar ist, umgestellt werden.
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Hannes Stockinger, Vorsitzender
MR Dipl.-Ing Karl Zimmel, stellvertr. Vorsitzender
Univ.-Prof. Dr. Margarethe Geiger, Mitglied des Vorstands
Dr. Eva Waginger, Mitglied des Vorstands
c/o Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie
Medizinische Universität Wien
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