pts20160607026 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Experte für Zika-Meldepflicht auch in Österreich

Deutschland und Schweiz erfassen alle Zika-Fälle - Experte erwartet Zunahme importierter Infektionen


Wien/London (pts026/07.06.2016/13:05) Mehr als ein Dutzend Zika-Fälle wurden in Deutschland allein im Mai, seit Einführung der Meldepflicht für Arboviren, registriert. In der Schweiz sind seit der Einführung der Meldepflicht im März 16 Zika-Fälle verzeichnet worden. "Für Österreich haben wir solche Daten nicht. Aber schon in Erwartung von zunehmenden Fallzahlen durch Reisende in der bevorstehenden Urlaubs-Hochsaison und dem epidemiologischen Risiko durch die Olympischen Spiele wäre eine solche systematische Erfassung aller Fälle auf Basis einer Meldepflicht auch in Österreich wünschenswert", so Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Grisold (Wien), Generalsekretär der Weltföderation für Neurologie (WFN). "Es ist anzunehmen, dass wir in Europa einen Anstieg importierter Zika-Fälle sehen werden, wenn tausende Athleten und Fans aus Rio zurückkehren werden. Immerhin beschäftigt sich jetzt auch die WHO neuerlich mit dem Ausmaß des Risikos, das von diesen Spielen ausgeht."

Erst vor wenigen Tagen hatten die Zika-Experten der WFN beim Europäischen Neurologiekongress (EAN) in Kopenhagen darauf hingewiesen, dass sich Europa für die zunehmende Globalisierung der Zika-Infektionen rüsten müsse - auch durch eine verstärkte Überwachung von Erkrankungsfällen.

"In weiten Teilen Europas ist das Risiko einer Übertragung durch Mücken zumindest aus derzeitiger Sicht zwar gering. Aber es ist wichtig, die Risiken durch 'importierte' Fälle im Auge zu behalten, also Menschen, die sich in besonders betroffenen Weltregionen angesteckt haben und zurückkommen", so Prof. Grisold.

Die WFN (London) hat kürzlich eine eigene Arbeitsgruppe zu den aktuellen Entwicklungen rund um das Zika Virus eingerichtet. Dies aus gutem Grund: Während zwar viele Infizierte einen milden Krankheitsverlauf oder keine Symptome zeigen, sind alle schweren Komplikationen neurologischer Natur.

"Und dies betrifft keineswegs nur die schweren Missbildungen im Gehirn und Nervensystem von Föten, die nach Zika-Infektionen in der Schwangerschaft auftreten können, wie die miittlerweile viel diskutierte Mikrozephalie", so Prof. Grisold, der auch Mitglied der WFN-Arbeitsgruppe ist. "Viel weniger bekannt ist, dass Zika-Infektionen auch bei Erwachsenen zu schwerwiegenden neurologischen Erkrankungen führen können, etwa dem Guillain-Barré-Syndrom (GBS)."

Dazu werden laufend neue Daten veröffentlicht. So zeigte erst kürzlich eine im Fachjournal Lancet veröffentlichte brasilianische Studie, dass ein Kontakt mit dem Zika-Virus das GBS-Risiko um das 60-fache erhöht. http://www.wfneurology.org

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