pts20160916014 Sport/Events, Medien/Kommunikation

Den 50. Geburtstag fast nicht erlebt: Triathlet Roy Hinnen erklärt seinen Rücktritt


Roy Hinnen kurz nach dem Unfall im Spital (Foto: privat)
Roy Hinnen kurz nach dem Unfall im Spital (Foto: privat)

Davos (pts014/16.09.2016/11:40) Triathloncoach Roy Hinnen aus Davos ist überdurchschnittlich fit und durchtrainiert. Wohl kaum jemand hätte daher erwartet, dass er nur mit viel Glück am 18. August seinen 50. Geburtstag feiern konnte. Doch ein Unfall mit dem Rennrad, bei dem er mit vollem Tempo in die Leitplanke raste, hätte ihn am 26. Juni fast das Leben gekostet.

Gemeinsam mit zwei Trainingskollegen wollte Hinnen einen neuen Strava-Rekord um den Zürichsee aufstellen, der bei 1:26 Stunde für die 67 Kilometer lange Strecke lag. Ihr Ziel war 1:20 Stunde, und sie lagen auch gut im Zeitplan. Mit dieser Fahrt wollte Hinnen sich für die Schweizer Meisterschaft im Triathlon den letzten Schliff holen, als ihm bei 45 km/h ein Fahrfehler unterlief und er in die Leitplanke krachte. Statt also Ende Juli um den Sieg in seiner Altersklasse mitkämpfen zu können, musste er im Spital eine andere Herausforderung bewältigen: sich von den zahlreichen Verletzungen erholen und entscheiden, welche Richtung sein Leben künftig nehmen würde.

Körper kaputt, Moral ungebrochen

Mit einem Lungenriss, drei gebrochenen Rippen, zertrümmerter rechter Schulter mit Oberarmbruch sowie durchtrenntem Radialisnerv war an Sport nicht mehr zu denken, und der Weg durch die Rehabilitation würde mühsam und langwierig werden. Knochen wachsen noch verhältnismäßig schnell zusammen, doch die Nervenheilung dauert mindestens ein Jahr. Hinnen sagt dazu: "Dieser Unfall war für mich ein Signal, ein Symbol für das, was ich im Leben tat. Ich wollte zu viel gleichzeitig erreichen, war zu schnell unterwegs und lief Gefahr, den Sport zu wichtig zu nehmen. Das soll sich nun ändern." Roy Hinnen betreibt seit mehr als 30 Jahren Triathlon, zog als 18-Jähriger in die USA, wo er mit den Triathlon-Legenden Dave Scott und Mark Allen trainierte, und coacht seit 2002 Athleten aller Leistungsklassen. Sport gehört für ihn zum Leben dazu. Doch welche Rolle könnte er künftig noch spielen?

Rücktritt vom Leistungssport

Die Reha schlägt gut an, Hinnen arbeitet täglich mindestens eine Stunde lang an den Geräten. "Ich werde wohl mit vergleichenden Wettkämpfen aufhören und Sport nur noch treiben, um fit zu bleiben und meine Athleten zu coachen. Ich bin dankbar, dass ich noch lebe und werde sicher auch mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Nachdem ich im Alter von nur 27 Jahren verletzungsbedingt meine Karriere als Profitriathlet frühzeitig beenden musste, ist dies nun mein endgültiger Rücktritt vom Leistungssport."

Befolgt nun wieder seinen eigenen Rat

Bereits 1989 hatte Hinnen einen schweren Unfall mit dem Mountainbike, der ihm zeigte, dass er sich zuvor mit geradezu "dümmlichen Verhalten selbst blockiert hatte", wie er in seinem Buch "TRIATHLON TOTAL: Dein Weg zur neuen Bestzeit" (ISBN: 978-3-941297-32-6, Sportwelt Verlag) schreibt. Darin enthalten ist auch ein Kapitel zum Thema "Neustart" mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung in ein neues Leben - egal, ob der Neubeginn freiwillig oder durch äußere Umstände erfolgt.

Nun besteht die Herausforderung für Hinnen darin, seine eigenen Ratschläge ein zweites Mal umzusetzen und seine Ziele stärker auf Beruf, Familie und Coaching als auf leistungsorientierten Sport zu orientieren. Und ein zweites Buch zu schreiben, wie er hinter vorgehaltener Hand verrät.

(Ende)
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