Mutations-Diagnostik setzt sich bei Lungenkrebs durch
Deutsch-kanadisch-australische Studie beim Lungenkrebs-Weltkongress in Wien
Wien/München (ptp002/04.12.2016/11:30) Erst seit einigen Jahren gibt es die Möglichkeit, medikamentöse Therapien bei fortgeschrittenem Lungenkrebs gemäß dem genetischen Profil des Tumors auszuwählen. Das setzt sich mehr und mehr durch, zeigt eine internationale Vergleichsstudie, die beim Lungenkrebs-Weltkongress mit rund 6.000 Teilnehmern in Wien (IASLC 17th World Conference on Lung Cancer, 4. bis 7. Dezember) präsentiert wird.
Dr. Edward Kim und Co-Autoren aus Kanada, Australien und Deutschland haben brandaktuelle Daten zur Häufigkeit der Untersuchungen von Gewebematerial aus Biopsien bzw. Operationen auf Mutationen im EGFR-Gen in elf Ländern (Kanada, China, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Südkorea, Spanien, Taiwan, Großbritannien und USA) untersucht. Solche Mutationen in dem Gen, das für den Rezeptor für den Wachstumsfaktor EGF (Epidermal Growth Factor) kodiert, können darauf hindeuten, dass eine Behandlung mit sogenannten Tyrosinkinase-Hemmern mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wirksam sein könnte.
"Die Leitlinien der Internationalen Gesellschaft für die Erforschung von Lungenkrebs empfehlen solche EGFR-Mutationstests bei der Diagnose eines fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (Stadium IIIb/IV), um die Auswahl der Therapie zu unterstützen", betonte Co-Autor Prof. Bernd Tischer vom Marktanalyseunternehmen Kantar Health in München. Tyrosinkinasehemmer wie Erlotinib, Gefitinib bzw. Afatinib können, bei oft weniger Nebenwirkungen als eine herkömmliche Chemotherapie, eine Lungenkarzinomerkrankung wieder deutlich zurückdrängen. Allerdings kommt es im Laufe der Zeit zu einer Resistenz der Tumorzellen gegen die Medikamente.
Aus den Daten von 707 Onkologen zeigte sich deutlich, wie sehr sich dieses Vorgehen durchsetzt: 2015 wurden die entsprechenden genetischen Untersuchungen am Tumorgewebe bereits bei 77 Prozent der Patienten durchgeführt, bevor die medikamentöse Therapie begann. Im Sommer 2016 war das bereits bei 82 Prozent der Patienten der Fall. Am ehesten schränkten noch für die Tests nicht verwendbares Probenmaterial und die Zeitdauer bis zum Vorliegen eines Ergebnisses die Verwendung ein. So dauerte es im aktuellen Untersuchungszeitraum von Juli bis August 2016 noch immer bei einem Viertel der Betroffenen länger als zehn Tage, bis ein Testresultat vorhanden war.
Etwa 80 Prozent der Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom, bei dem die bösartigen Zellen EGFR-Mutationen aufweisen, erhalten mittlerweile eine Therapie mit den Tyrosinkinasehemmern, also mit Medikamenten der zielgerichteten Therapie. "Es gibt aber große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern", betonen die Studienautoren. Am seltensten erfolgte eine solche Behandlung in Deutschland (68 Prozent) am häufigsten hingegen in Taiwan (98 Prozent).
Quelle: IASLC-WCLC Abstract Edward Kim et al. Physician Patterns of Care in Patients with EGFR Mutation + NSCLC: An International Survey into Testing and Treatment Choice
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