pts20170131023 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Durchbruchschmerzen im Visier: Trotz Opioid-Dauertherapie leiden viele Krebspatienten unter "Schmerzspitzen"

Pressemitteilung zu den 16. Österreichischen Schmerzwochen der Österreichischen Schmerzgesellschaft


Wien (pts023/31.01.2017/10:40) In der Schmerztherapie bei Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung hat die Medizin in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Doch trotz einer an sich optimalen analgetischen Therapie rund um die Uhr leidet ein beträchtlicher Teil der Betroffenen an plötzlich auftauchenden Schmerzspitzen - sogenannte Durchbruchschmerzen. Neue Opioid-Darreichungsformen mit sehr schnellem Wirkungseintritt sollen helfen.

"Durchbruchschmerzen trotz einer sonst analgetisch ausreichenden Behandlung sind bei diesen Patienten häufig. Sie verschlechtern die Lebensqualität deutlich", sagt OA Dr. Wolfgang Jaksch (Wilhelminenspital Wien), Präsident der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) aus Anlass der 16. Österreichischen Schmerzwochen.

Umfassende Daten zu dem Thema hat eine aktuelle internationale Studie erbracht (BMJ Supportive Palliative Care). Die Autoren des europäischen Netzwerkes zur Palliativmedizin-Forschung (European Palliative Care Research Collobarative - EPCRC) haben in 17 Zentren in acht Ländern die Situation von Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung bezüglich der Häufigkeit auftretender Schmerzspitzen trotz sonst effektiver Analgesie und deren Auswirkung auf die Lebensqualität erhoben. Das Sample setzte sich aus 978 Patienten im Durchschnittsalter von rund 62 Jahren zusammen. 48 Prozent waren Frauen. Etwa 84 Prozent der Probanden litten an metastasierten Krebserkrankungen.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Durchbruchschmerzen trotz aller Bemühungen, Krebspatienten auch im fortgeschrittenen Stadium ihrer Erkrankung möglichst schmerzfrei bzw. schmerzarm zu halten, ein erhebliches Problem bedeuten:

- Nur 30 Prozent (296 Patienten) berichteten von keinen Schmerzen (Beschwerden innerhalb von 24 Stunden unter 1 auf der elfteiligen Schmerzskala von 0 bis 10).

- Von den restlichen 682 Patienten mit innerhalb von 24 Stunden intensiveren Schmerzen als 1 auf der Schmerzskala (393 Patienten oder 58 Prozent) berichteten 30 Prozent von Durchbruchschmerzen.

- Patienten mit Durchbruchschmerzen wiesen insgesamt höhere Schmerz-Scores auf. Bei 57 Prozent der Kranken mit Durchbruchschmerzen erreichten die quälenden Symptome Spitzen von 7 und mehr auf der Schmerzskala.

- Die plötzlichen Schmerzepisoden erreichten die größte Stärke bei 43 Prozent der Betroffenen bereits innerhalb von zehn Minuten und nahmen im Durchschnitt erst wieder nach 27 Minuten ab.

- Auf den Mess-Skalen für die Lebensqualität hatte der Durchbruchschmerz bei den Patienten eine massive Verschlechterung der Werte zur Folge.

Aus den Charakteristika dieser Durchbruchschmerz-Symptomatik ergeben sich klare Anforderungen an Medikamente, um sie in den Griff zu bekommen: einfache Anwendbarkeit und möglichst schnelle Wirkung. "Mit den oralen, schnell verfügbaren Morphinen, den sogenannten kurzwirksamen Opioidanalgetika, ist dieser Effekt nicht erreichbar", betont Dr. Jaksch. "Moderne, transmukosale Anwendungsformen mit dem sehr stark wirksamen synthetischen Opioid Fentanyl eignen sich hingegen besonders gut dafür."

Diese stehen in verschiedenen Darreichungsformen zur Verfügung, zum Beispiel als Sticks, Sublingualtabletten sowie Buccaltabletten oder -filmen. In klinischen Studien zeigte sich für die verschiedenen Fentanyl-Systeme eine gute Wirksamkeit mit einer signifikanten Reduktion der Schmerzintensität bei Durchbruchsymptomen.

"Gerade angesichts der Tatsache, dass diese Systeme Krebs-Patienten in einer besonders belastenden Situation wirksam helfen, ist es bedauerlich, dass sie in Österreich der Chefarzt-Pflicht unterliegen", so Dr. Jaksch. "Das bedeutet unnötige bürokratische Hürden, und nicht in allen Bundesländern ist die Genehmigung problemlos gesichert."

Quellen:
Hjermstad MJ, Kaasa S, Caranceni A, Loge JH, Pedersen T, Haugen DF, Aass N; European Palliative Care Research Collaborative (EPCRC): BMJ Support Palliat Care 2016, 6(3):344-52

Mit freundlicher Unterstützung von:
Bionorica ethics - Dr. Schuhfried Medizintechnik - Fresenius Kabi - Gebro Pharma - Grünenthal - Meda - Medtronic - Mundipharma - Nevro - Sanofi - Trigal Pharma

(Ende)
Aussender: B&K - Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung
Ansprechpartner: Dr. Birgit Kofler
Tel.: +43-1-319 43 78
E-Mail: kofler@bkkommunikation.com
Website: www.bkkommunikation.com
|