Diskriminierung von Olympia-Athletinnen steigt
Sportliche Leistungen immer häufiger durch Sexismus verdrängt
Olympische Ringe: Sexismus gegen Athletinnen (Foto: Dieter Schütz, pixelio.de) |
Columbia, Missouri/Wien (pte019/26.06.2017/12:30) Die Häufigkeit von Sexismus, Rassismus und unterschwelligen Aggressionen gegenüber Olympia-Athletinnen in Printmedien ist seit den Sommerspielen 2012 um fast 40 Prozent gestiegen. Zusätzlich werden ihre Leistungen herabgewürdigt und Witze über ihre Körpertypen und -formen gemacht, wie Cynthia Frisby von der University of Missouri http://missouri.edu feststellt. In ihrer Analyse hat sie die Sportarten Turnen, Tennis, Leichtathletik, Beach Volleyball, Schwimmen, Basketball und Gewichtheben untersucht.
"Viele Medien beschreiben Frauen generell nur mit Eigenschaften wie 'schön' oder 'sexy'. Allerdings bezieht sich dieses Phänomen hauptsächlich auf Boulevardmedien oder Social Media. Bei Qualitätszeitungen, die sich an höheren Werten orientieren, ist diese beschränkende Darstellung hingegen äußerst selten anzutreffen", erläutert Sportjournalist und Kommunikationsberater Michael Fiala im Gespräch mit pressetext.
40 Prozent Anstieg in vier Jahren
Die Professorin für strategische Kommunikation analysierte mit ihrer Studentin Kara Allen 723 Zeitungs- und Magazinartikel über die Olympischen Spiele 2012 und 2016. Die Anzahl der abfälligen Äußerungen stieg seit damals von 69 auf 96 Mal an. Diese negativen Kommentare waren in erster Linie sexuelle Objektivierung, Beschränkung auf physische Erscheinung, rassistische beziehungsweise sexistische Sprache oder Witze, primitive Aussagen über Geschlechterrollen oder die Darstellung von Frauen als Bürger zweiter Klasse.
"Wir wissen schon lange, dass weibliche Athleten oft Probleme mit Diskriminierung haben, aber jetzt haben wir wissenschaftliche Daten, die diese Tatsache belegen. Wir wollen dadurch den Medien und in der Öffentlichkeit stehenden Personen beibringen, die meisten dieser problematischen Fallen und Tücken zu vermeiden", so Frisby.
Gegen Bundesverfassungsgesetz
"Österreich hat sich verpflichtet, die Strategie des Gender Mainstreaming auf nationaler Ebene umzusetzen. Zentrale Grundlage ist hierbei Artikel 7 des Bundes-Verfassungsgesetzes", erklärt die Wiener Anwältin Katharina Braun http://rechtsanwaeltin-braun.at im Gespräch mit pressetext. "Dieser besagt, dass alle Staatsbürger vor dem Gesetz gleich sind. Vorrechte der Geburt, des Geschlechtes, des Standes, der Klasse und des Bekenntnisses sind ausgeschlossen. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden", so Braun.
Der Juristin zufolge wird nach österreichischem Recht auch das Mediengesetz übertreten, sobald eine Frau zum Beispiel als Sexbombe geradezu verhöhnt wird. Eine separate Studie von Frisby zeigt die verstärkte Beleidigungshäufigkeit von afro-amerikanischen Olympia-Sportlerinnen. Über Serena Williams wurden 758 erniedrigende Äußerungen gefunden, über Angelique Kerber im Gegensatz nur 18. Diese starke Präsenz von Sexismus und Rassismus verstärken die Bildung von Stereotypen und Vorurteilen gegenüber Frauen dramatisch, vor allem weil sie in aller Art von Medien zu finden sind - nicht nur in Printmedien, sondern auch im Fernsehen, das mehr Reichweite hat.
"Über Sportlerinnen wird auch leider oft nur als Anhängsel ihres sportlichen Partners geschrieben, so wie zum Beispiel vor kurzem bei der ungarischen Schwimmerin Katinka Josszu. Deren neuer Rekord wurde vom US-Sender NBC ihrem Trainer und Ehemann zugeschrieben", so Braun. Diskriminierung in einem so starken Ausmaß wirke sich letztlich aber auch auf das alltägliche Leben und das grundsätzliche Verhalten gegenüber Frauen aus.
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