Risikokapital: Investoren diskriminieren Frauen
Deutliche weniger Geld für Gründerinnen hat keine rationalen Gründe
Großes Geld: Für Frauen ist das schwer aufzustellen (Foto: Maklay62/pixabay.com) |
Pasadena (pte002/20.11.2017/06:05) Von Frauen geführte Start-ups haben es schwerer, Geld von Venture-Kapitalisten aufzustellen. Das liegt vor allem daran, dass Venture Capital eine echte Männerdomäne ist. Die rund 90 Prozent männlichen Investoren haben laut einer aktuellen Studie des California Institute of Technology http://caltech.edu zufolge aber keine wirklich rationalen Gründe, Investitionen in frauengeführte Start-ups zu scheuen. Vielmehr ist die Präferenz für männliche Gründer offenbar reine Geschmackssache - und wohl teils einfach blanker Sexismus.
Weniger Geld ohne Performance-Gründe
"Frauen werden anders behandelt als ihre männlichen Gegenstücke. Sie stoßen auf weniger Interesse und bekommen letztendlich weniger Geld", sagt Michael Ewens, der einer der Studienautoren ist. Das belegen Daten der Plattform AngelList http://angel.co aus den Jahren 2010 bis 2015. 16,5 Prozent der Start-ups, die dort Investoren suchen, wurden von Frauen geführt, aber nur 13,5 Prozent jener Unternehmen, die erfolgreich eine Finanzierung aufstellen konnten. Männliche Gründer hatten eine fast doppelt so hohe Chance, Geld von männlichen Investoren zu erhalten.
Die Forscher haben nach rationalen Erklärungen dafür gesucht. Eine Möglichkeit wäre gewesen, dass von Frauen geleitete Start-ups nicht sofort offensichtliche Charakteristiken haben, die sie für Investoren unattraktiv machen. Doch weibliche Venture-Kapitalisten haben eine leichte Präferenz für frauengeführte Start-ups, die dann wohl auf Hilfsbereitschaft statt harte Fakten zurückzuführen wäre. "Das würde in Frau-Frau-Pairings resultieren, die underperformen", sagt Ewens. Doch eben das war nicht der Fall. Im Gegenteil: Die schlechteste Performance hatten von Männern geführte Start-ups mit männlichen Investoren.
Auch Branche und Risiko keine Erklärung
Das Team hat auch in Betracht gezogen, dass Investoren womöglich Branchen scheuen, in denen sie sich weniger auskennen und daher beispielsweise Gründerinnen im Makeup-Sektor zu kurz kommen. Doch auch in Branchen, die eigentlich geschlechtsneutral sind, investieren Männer lieber in Männer-Start-ups. Eine weitere mögliche Erklärung für die Diskrepanzen wäre gewesen, dass Frauen als risikoscheuer gelten. Wenn das so wichtig wäre, müssten von Männern geführte Start-ups, die verstärkt weibliche Investoren anlocken, verhältnismäßig sichere Geschäftsansätze nutzen - und Probleme haben, risikofreudige männliche Venture-Kapitalisten anzusprechen. Doch auch dafür hat die Studie keine Belege gefunden.
Den Forschern bleibt als wahrscheinlichste Erklärung, dass es sich um Diskriminierung aufgrund persönlicher Präferenzen handelt. Es mag sein, das manche männliche Investoren einfach junge Männer fördern wollen, die sie an ihre eigenen Anfänge erinnern. Doch steht zu befürchten, dass zumindest in manchen Fällen purer Sexismus ausschlagebend ist. Da Derartiges schwer zu beweisen ist, hält Ewens einen Ruf nach Antidiskriminierungsgesetzen nicht für sonderlich erfolgsversprechend. Mehr bringen würde es seiner Ansicht nach, wenn es mehr weibliche Investoren gäbe, was allerdings auch bei Förderung eine Weile dauern dürfte.
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