pte20180530027 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Schizophrenie-Diagnose über Aktivität der Netzhaut

Erste Tests mit tragbarem Gerät vielversprechend - Weitere Studien nötig


Netzhaut zeigt Schizophrenie-Anzeichen (Foto: Nick Romanenko, rutgers.edu)
Netzhaut zeigt Schizophrenie-Anzeichen (Foto: Nick Romanenko, rutgers.edu)

Piscataway (pte027/30.05.2018/11:31) Ein tragbares Gerät, das bei Optikern verbreitet ist, könnte laut Forschern der Rutgers University http://rutgers.edu der Schlüssel zur rascheren Schizophrenie-Diagnose sein. Rückfälle und die Schwere der Symptome solllen vorhersagbar sowie die Wirksamkeit der Behandlung beurteilbar werden. Ermöglicht wurde das durch "RETeval", ein Handgerät, das elektrische Aktivität der Netzhaut aufzeichnet. Damit konnten frühere Studien bestätigt und erweitert werden. Danach haben Patienten eine abnormale elektrische Aktivität der Netzhaut.

Für die Studie wurde erstmals ein tragbares Gerät für die Tests eingesetzt. Die Ergebnisse zeigen, dass das Gerät bei Patienten die verringerte elektrische Aktivität der Netzhaut in mehreren Zellschichten anzeigte. Dazu gehörten auch Arten von Zellen, die bei der Krankheit bisher nicht erforscht wurden. Laut Forschungsleiter Steven Silverstein sollten die Ergebnisse die Entwicklung eines Tests ermöglichen, den Psychologen, Psychiater oder Pflegepersonal in ihrem Büro für die Diagnose, Behandlung und Beobachtung der Krankheit einsetzen können.

Netzhaut spiegelt Gehirn

Die Analyse von Biomarkern im Auge ist ein neuer Ansatz für das Verstehen von psychischen Erkrankungen. Da die Netzhaut ein Teil des Nervensystems ist, spiegelt sie laut Silverstein wahrscheinlich wider, was im Gehirn geschieht. "Wir wissen zum Beispiel, dass bestimmte Veränderungen der Netzhaut, wie ein Verlust von Zellen oder ein Schwächerwerden der elektrischen Aktivität, gemeinsam mit dem Verlust von Gehirngewebe und verringerter Gehirnaktivität bei Patienten mit neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose oder Parkinson auftreten." Daher wird derzeit untersucht, ob Veränderungen der Netzhaut mit Veränderungen der Gehirnstruktur und -funktion bei Schizophrenie in Zusammenhang stehen.

Für die aktuelle Studie wurden 50 Teilnehmer untersucht, 25 mit Schizophrenie und 25 ohne diagnostizierte psychische Erkrankung. Beim Test schlossen die Teilnehmer ein Auge und platzierten das andere am Gerät, das zehn bis 20 weiße oder farbige Lichter verschiedener Intensität vor einem weißen oder farbigen Hintergrund zeigt. Eine winzige Elektrode wurde auf der Haut unter dem Auge angebracht, um die elektrische Aktivität der Netzhaut aufzuzeichnen. Die Teilnehmer wurden bei normalem Licht und nach zehn Minuten im Dunkeln gestestet, um die Aktivität verschiedener Arten von Zellen zu untersuchen.

Test in nur zwei Minuten

Die meisten Tests wurden innerhalb von zwei Minuten durchgeführt. "Da viele unserer Teilnehmer unter schweren psychiatrischen Symptomen wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen leiden, wollten wir einen Test einsetzen, der so nicht-invasiv und rasch wie möglich ist", sagt Silverstein. Das Gerät konnte zwar Personen mit einer Schizophrenie von jenen ohne einer diagnostizierten psychischen Erkrankung unterscheiden. Es ist laut der Hauptautorin Docia Demmin jedoch noch zu früh, von einem Diagnosegerät zu sprechen. Die im "Journal of Abnormal Psychology" publizierten Ergebnisse sind aber ein Schritt in Richtung eines genauen Tests, der rascher, weniger invasiv, kostengünstig und für die Patienten leichter zugänglich ist.

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