pte20240704003 Forschung/Entwicklung, Umwelt/Energie

Katastrophen-Clips locken nicht nur Gaffer an

Erhebung der University of Plymouth zeigt, dass viele Empathie zeigen und etwas lernen wollen


Hurrikan: Naturspektakel locken nicht nur Gaffer an (Foto: Gabe Raggio, pixabay.com)
Hurrikan: Naturspektakel locken nicht nur Gaffer an (Foto: Gabe Raggio, pixabay.com)

Plymouth (pte003/04.07.2024/06:10)

Dramatische Videos von extremen Wetterereignissen wie Überschwemmungen und Tornados sind die Renner auf YouTube, TikTok und Discord, wie Forscher der University of Plymouth im Zuge einer detaillierten Analyse der Zuschauerkommentare festgestellt haben. Viele Menschen in den betroffenen Gebieten nutzen die Videos demnach, um über die offiziellen Risikohinweise der Regierung zu diskutieren - zum Beispiel darüber, ob sie evakuiert werden sollten.

Besondere lokale Beziehungen

Andere wiederum schauen sich die Videos an, weil sie früher Verbindungen zu den betroffenen Regionen hatten. Für diese Menschen war das Anschauen und weitergeben von Live-Bildern - wozu auch das Teilen von "Hoffnungsbotschaften" gehört, dass der Hurrikan ohne Zerstörung vorbeiziehen möge - eine Möglichkeit, ihre Unterstützung für die von den Ereignissen betroffenen Orte und Menschen zu zeigen.

"Wenn sich dramatische Dinge ereignen - ob es sich nun um extreme Wetterverhältnisse oder Ereignisse wie Tornados oder Vulkanausbrüche handelt - strömen die Menschen in Scharen herbei, um zuzuschauen. Man könnte annehmen, dass die Menschen von Natur aus von spektakulären Ereignissen angezogen werden. Die Studie hat jedoch gezeigt, dass die Beweggründe für das Ansehen von Extremwetterbildern komplexer sind", sagt Simon Dickinson.

Live-Streams böten die Möglichkeit, dass Menschen, die sich in der Nähe des Ereignisses befinden oder weit davon entfernt sind, in Echtzeit interagieren können. Das Filmmaterial werde zu einem Marker, den viele nutzen, um zu überprüfen, wie bedeutend das Ereignis ist, wie die Gefahren wirken und als Online-Treffpunkt, um Erfahrungen zu ähnlichen Ereignissen auszutauschen. Es sei ein "faszinierender Einblick in das menschliche Verhalten".

5.000 User, 14.300 Kommentare

Die Forschung hat sich auf neun Live-Streams von Hurrikans in den Jahren 2017 und 2022 konzentriert, die 65 Stunden Videomaterial übertrugen, das mehr als 1,8 Mio. Menschen anschauten. Dazu gab es mehr als 14.300 Kommentare von 5.000 Nutzern. "Das zeigt, dass Bilder, die sich auf Ereignisse von nationaler oder globaler Bedeutung konzentrieren, ein überdurchschnittlich hohes Publikumsinteresse erzeugen", so Dickinson.

Diese Menschen seien sehr daran interessiert, mehr über die wissenschaftlichen Hintergründe dieser Ereignisse zu erfahren. Neue digitale Praktiken - wie das Live-Streaming - seien nicht nur Räume des Katastrophen-Voyeurismus. Vielmehr seien sie Orte des Lernens, der Gemeinschaft und der emotionalen Unterstützung in einer Welt, die sich zunehmend gefährdet anfühlt.

(Ende)
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