Deutsche Banken kapitulieren vor MiFID II
Mehr als zwei von fünf Instituten arbeiten noch immer an Umsetzung der EU-Finanzmarktrichtlinie
Banken in Frankfurt: Viele hadern mit MiFID II (Foto: Rosel Eckstein/pixelio.de) |
Düsseldorf/Hamburg (pte018/17.09.2018/12:30) Gut zwei von fünf deutschen Kreditinstituten arbeiten mehr als ein halbes Jahr nach Inkrafttreten der EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II noch immer an der Realisierung der damit verbundenen Anforderungen. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie "Chancen und Herausforderungen für Banken nach Inkrafttreten der MiFID II" des Beratungs- und Softwarehauses PPI http://ppi.de .
Anpassungsbedarf bis 2020
Neben dem Aufwand zur Anpassung der Systeme resultiert aus der Einführung vor allem eine Erhöhung der laufenden Kosten. Da sich durch MiFID II Dauer und Komplexität von Beratungsgesprächen erhöht haben, setzt bereits die Hälfte der Institute auf Automatisierungstechniken oder denkt über deren Einsatz nach.
Doch auch mehr als ein halbes Jahr nach Inkrafttreten haben noch immer 44 Prozent der Banken die Umsetzung noch nicht vollständig abgeschlossen. Vielmehr sehen rund zwei Drittel nach dem Stichtag bis Ende 2019 noch weiteren Anpassungsbedarf. Ein Grund für die Verzögerung ist die Planung: So setzten 60 Prozent der Befragten am Ende mehr Personal für die Umsetzung ein als ursprünglich vermutet.
"Offenbar haben die Institute den Aufwand und die benötigten Ressourcen unterschätzt. Ein zu später Start oder die Anpassung des Zeitplans hat viele Finanzhäuser unter Druck gesetzt", weiß PPI-Partner Christian Appel. Diese Sicht deckt sich mit den Ergebnissen der aktuellen Umfrage. Nach Einschätzung der MiFID-II-Verantwortlichen aus 50 Banken und Sparkassen übersteigen die Herausforderungen die Chancen durch die Richtlinie.
Erhebliche finanzielle Belastung
Als größten Kostentreiber sehen die Befragten die neuen Regeln in Bezug auf Beratungs- und Telefonprotokolle. So muss bei jedem Telefonat mit dem Kunden die Technik zur Aufzeichnung von Beratungsgesprächen vorhanden sein und eine Archivierung des Datenmaterials sichergestellt werden. Zudem sehen die Banken in den Auflagen bei der Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen eine zusätzliche finanzielle Belastung.
Durch die Verpflichtung zur Offenlegung anfallender Gebühren beim Vertrieb eines Finanzprodukts, sind die Kosten einer Geldanlage für die Kunden transparenter geworden. 56 Prozent der Institute bieten einige Produkte nicht mehr an, da Kosteninformationen dazu fehlen. Zwei von fünf Banken haben nun weniger komplexe und eher einfache Produkte im Portfolio. Nach Einschätzung von einem Viertel der befragten Institutionen hat der gestiegene zeitliche Aufwand zu höheren Erlösausfällen geführt. Die Folge: Ein Drittel der Banken will künftig keine oder nur noch eingeschränkte Anlageberatung anbieten.
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