Alle Kinder sind Matheforscher
"Tag der Mathematik" an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich
Baden (pts008/25.02.2019/08:50) Pädagoginnen und Pädagogen aus den verschiedensten Bereichen der Elementar-, Primar- und Sekundarstufe beschäftigten sich am 22. Februar 2019 an der PH NÖ mit der Frage, wie sie den mathematischen Forschergeist bei Kindern, Schülerinnen und Schülern fördern und erhalten können.
"Also dreht sich die Erde in sechs Stunden ein viertel Mal!" - Der vierjährige Til ist eines von Mandy Fuchs' Mathe-Assen. Die deutsche Mathematikdidaktikerin macht anhand gesammelter Aussagen des kleinen Til und seiner Kindergartenkolleginnen und -kollegen deutlich, wie sehr sich Kinder in ihrem Alltag mit Mathematik beschäftigen. Und das schon lange vor dem ersten Mathematikunterricht in der Schule.
"Wir dürfen uns diese großartigen Lerngelegenheiten und Chancen nicht vertun" meint Fuchs und plädiert in ihrem Impulsreferat zum "Tag der Mathematik" in Baden für einen alltagsorientierten Ansatz. "Kinder sind prinzipiell von Natur aus Matheforscher, sie haben Freude am Sammeln, Sortieren, Zählen, Messen und Anordnen, am Denken, und Knobeln, am Entdecken mathematischer Themen in ihrem Alltag. Wir können wunderbar den Alltag nutzen, auf Forschertour gehen und schauen, wieviel Mathematik im Alltag drinsteckt. Die große Kunst ist es, die natürliche Forscherlust der Kinder aufrecht zu erhalten."
Der Schulalltag konzentriere sich außerdem leider oft auf Zahlen und Operationen, die vielen anderen Bereiche der Mathematik wie etwa das Ordnen, Begründen oder Problemlösen werden vernachlässigt, klagt die Autorin zahlreicher bekannter Lehrbehelfe für den Mathematikunterricht.
Ideen und Zugänge der Kinder fördern
Als Grundlage für ihren alltagsorientierten Ansatz sieht die Mathematikerin ein individualistisches Kindbild. "Wir haben lange versucht, nicht die Struktur zu verändern, sondern die Kinder zu verändern. Heute muss es darum gehen, die Strukturen so zu verändern, dass sie kindgerecht werden." Viel zu lange sei allen Kindern zur gleichen Zeit das Gleiche angeboten worden, so Fuchs. Nun aber gelte es, die unterschiedlichen Ideen und Zugänge der Kinder zur Welt der Mathematik zu achten und zu fördern. Natürlich komme es aber auf den richtigen Mix an: "Wir müssen die Balance hinbekommen zwischen der Begleitung der Individualität und gewissen Ritualen gemeinsamen Lernens." So zählt Fuchs neben der Alltagsmathematik auch die Mathematik im Spiel und die Mathematik in offenen Lernsettings zum "Numeracy"-Ansatz.
Workshops und Bücherausstellung
Durch das Programm des Tages führte PH-Lehrende Elisabeth Mürwald-Scheifinger. Landesschulinspektorin und Hochschulratsvorsitzende Ingrid Heihs begrüßte bereits zuvor die knapp 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Vizerektor Norbert Kraker eröffnete das Symposium.
Als weitere Referentin des Fachtages behandelte die Kognitionswissenschafterin Birgit Peterson von der Uni Wien die Frage, wie Kinder Mathematik lernen. Die Themen der Workshops spannten einen Bogen von Lernumgebungen mit mathematischen Bilderbüchern über den Einsatz von Tablets im Mathematikunterricht der Primarstufe bis hin zum Falten und Schneiden im Geometrieunterricht - auch der Sekundarstufe.
Für die Zeit zwischen den Vorträgen und Workshops organisierte Elisabeth Mürwald-Scheifinger mit ihrem Team eine Ausstellung verschiedener Schulbuch- und Fachverlage aus dem Bereich Mathematik. Ebenso stand der Geometrie-Wander-Workshop den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zum Ausprobieren zur Verfügung. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer erhielt ein mathematisches Überraschungsgeschenk der Firma GEOTec. Zum Abschluss gab es noch eine Verlosung mit Preisen der Verlage Veritas, ÖBV, Helbling, Dorner, Jugend&Volk sowie Westermann und GEOTec.
Fotoalbum zum "Tag der Mathematik": https://photos.app.goo.gl/Z2ToHN6jrAgtP5hV9
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