"Overtourism": 12.000 Chinesen entern Luzern
Noch nie dagewesener Rekord für die Schweiz - Mehreinnahmen von etwa vier Mio. Franken
Luzern: gewaltiger Ansturm durch Touristen (Foto: pixabay.com, Werni) |
Luzern/Bern (pte031/24.05.2019/12:30) Eine Gruppe aus 12.000 chinesischen Touristen zieht durch die Schweizer Stadt Luzern und bricht damit alle Rekorde. Es handelt sich um den größten Massenbesuch in der Geschichte der Schweiz. Laut einem Bericht der "Neuen Zürcher Zeitung" steckt hinter dem gewaltigen Andrang der US-Kosmetikriese Jeunesse Global http://jeunesseglobal.com , der den Schweiz-Besuch als Belohnung für besonders erfolgreiche Verkäufer in China organisiert hat. Das Ausmaß der Touristenansammlung führt bei vielen zu Besorgnis über "Overtourism".
"Während alpine Regionen stark rückläufige Nächtigungszahlen hinnehmen mussten, boomt in der Schweiz der Städtetourismus. Das Wachstum wurde dabei vor allem durch Gäste aus Asien und den Golfstaaten angetrieben. Luzern sowie Interlaken sind dabei die Hotspots dieser Entwicklungen, was durchaus zu kritischen Stimmen aus der Bevölkerung führt", sagt Therese Lehmann Friedli, stellvertretende Leiterin der Forschungsstelle Tourismus an der Universität Bern http://cred-t.unibe.ch , gegenüber pressetext.
Eigenes Mobilitätskonzept
Luzern empfängt jeden Tag etwa 20.000 Gäste, jedoch sei eine einzelne Reisegruppe in dieser Größe noch nie dagewesen. Der frühere Rekord für die meisten chinesischen Touristen auf einmal in der Schweiz wurde 2017 aufgestellt und lag bei etwa 3.000 Personen. Zu dieser Zeit umfassten die Reisegruppen durchschnittlich 100 bis 200 Menschen.
Luzern hat mit der Größe der Reisegruppe bereits gerechnet und ein eigenes Mobilitätskonzept für sie entworfen. Die Gruppe wird in drei Wellen, bestehend aus je 4.000 Personen, eingeteilt. Sie bewegt sich durch die ganze Schweiz, Luzern ist allerdings der Knotenpunkt. Die erste Welle der Gruppe wurde mit 95 Reisebussen in die malerische Stadt am Vierwaldstättersee gebracht. Innerhalb von Luzern wurde ein spezielles Shuttle für die Reisegruppe eingerichtet, um Chaos zu vermeiden.
Überraschender Andrang
Bei der Aktion von Jeunesse Global handelt es sich um eine "Incentive-Reise", die als Anreiz zu besonders guter Arbeit dienen soll. Laut Markus Berger, Mediensprecher von Schweiz Tourismus, war Jeunesse Global selbst überrascht vom Andrang, den das Angebot auslöste. Die Teilnehmer wären zum ersten Mal in der Schweiz gewesen und hätten sich sehr angestrengt, um das zu erreichen. Da diese Reise in der Nebensaison stattfindet, sei sie für die Tourismusbranche besonders lukrativ. Es werden Mehreinnahmen von etwa vier Mio. Franken (etwa 3,5 Mio. Euro) erwartet. Berger zufolge sollten Reisegruppen in diesem Ausmaß allerdings nicht zur Norm werden, da der logistische Aufwand auf Dauer zu hoch wäre.
Laut Lehmann Friedli braucht es in der Schweiz mehr Innovationen und Investitionen in der Tourismusbranche. "Außer temporär in Luzern sind wir in der Schweiz auch in den Städten noch weit von Verhältnissen wie in anderen europäischen Städten entfernt. In Luzern und Interlaken werden aber bereits Maßnahmen diskutiert und implementiert, beispielsweise im Bereich Parkplatzbewirtschaftung oder im Bereich Sensibilisierung der Bevölkerun", so die Tourismusforscherin.
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