Messe Husum: Windbranche trotzt der Krise
Österreich muss aus Fehlern im deutschen Fördersystem lernen
Husum (pts019/13.09.2019/11:15) Trotz der Katerstimmung der europäischen Windbranche trafen sich diese Woche in Husum 18.000 Besucher auf dem größten deutschen Windevent des Jahres. Wie schon in der Vergangenheit waren österreichische Firmen stark vertreten. "Auch den österreichischen Zulieferbetrieben macht die schwierige Situation der Windbranche in Deutschland zu schaffen. Ich hoffe, dass die österreichische Politik die deutschen Fehler nicht wiederholt", erklärt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft.
Die Windmesse in Husum ist mit rund 600 internationalen Ausstellern und mehr als 18.000 BesucherInnen die bedeutendste Windmesse des Jahres. "Dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Windkraftentwicklung in Deutschland schon bessere Zeiten gesehen hat", so Moidl. Der Ausbau der Windkraft im ersten Halbjahr 2019 ist so niedrig wie zuletzt im Jahr 2000. Von 2018 auf 2019 ist der Ausbau um unglaubliche 82 Prozent gefallen, nachdem er bereits im Jahr davor um 55 Prozent reduziert wurde. Auch die Zahl der Arbeitsplätze ist stark zurückgegangen.
Rückgang betrifft 35.000 Arbeitsplätze in Deutschland
Nach einer Erhebung im Auftrag der IG Metall Küste hat die Windbranche seit der Einführung der Ausschreibungen in Deutschland mindestens 35.000 Arbeitsplätze verloren. "Dies ist mehr, als die gesamte Kohlebranche in Deutschland beschäftigt", erklärt Moidl. Jahrzehntelang war Deutschland die Speerspitze des weltweiten Windkraftausbaus, Mitte des Jahrzehnts stemmte man noch die Hälfte des europäischen Windkraftausbaus.
"Der Zusammenbruch hat schwere Auswirkungen auf die gesamte europäische Windbranche", so Moidl: "Die deutsche Politik ist für diese negative Entwicklung verantwortlich. Das Ausschreibungssystem ist nicht geeignet, große Mengen von Windkraft an Land auf den Boden zu bringen. Ich hoffe, dass die österreichische Politik diese Fehler bei der Neugestaltung der Ökostromförderung nicht wiederholt." Auch bei der aktuell in Verhandlung stehenden Novelle des Ökostromgesetzes ist es besonders wichtig, dass beim Abbau der Warteschlange brauchbare Bedingungen für die Umsetzung gegeben sind. "Rückwirkende Eingriffe, ungerechtfertigte Tarifabschläge und Instabilität wären Gift für einen verstärkten Ausbau erneuerbarer Energie", so Moidl.
Österreichische Zulieferindustrie gut aufgestellt
Die österreichischen Zulieferer leiden unter der schwierigen Situation in Deutschland und können diese nur durch ihre breite Präsenz am internationalen Windkraftmarkt ausgleichen. In Husum sind bedeutende österreichische Zulieferbetriebe wie Bachmann electronic vertreten. Seit Jahren ist das Vorarlberger Unternehmen weltweit die Nummer 1 in der Automatisierung von Windkraftanlagen. Das steirische Unternehmen Elin erzeugt Generatoren für mehrere internationale Windkrafthersteller und ist auch Bestandteil der größten Windkraftanlage der Welt. Das junge Grazer Unternehmen eologix entwickelt und produziert Sensoren zur Eiserkennung bei Windrädern.
"Gerade haben wir über das EU-Programm für Forschung und Innovation Horizon 2020 ein großes Forschungsprojekt genehmigt bekommen, mit dem wir unsere Sensoren im Bereich der Flügelüberwachung weiterentwickeln werden", erklärt Thomas Schlegl, Geschäftsführer von Eologix. Das Wiener Unternehmen Ventus Group beschäftigt sich seit drei Jahren mit der Produktionssteigerung von Windkraftanlagen. Mehr als 30 MitarbeiterInnen arbeiten heute in Österreich und Dänemark. "Wir haben derzeit mehrere Forschungsprojekte laufen. Unter anderem eines mit FFG-Förderung und eines mit befruchtender Zusammenarbeit mit der TU Wien", so Poul Anker Lübker, Technischer Direktor der Ventus Group: "Die Lösungen werden es möglich machen, die Performance von Windrädern deutlich zu verbessern und die Lebensdauer der Windräder entscheidend zu verlängern."
Mehr Information finden Sie in der Pressemappe: https://www.igwindkraft.at/?mdoc_id=1041576
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