pte20250407012 in Forschung

Schweröl in der Seeschifffahrt schützt Umwelt

"Scrubber" wichtig - Forscher von MIT und GaTach brechen Lanze für den verrufenen Treibstoff


Frachter
Frachter "Hedwig Oldendorff" im Hafen von Taicang in China (Foto: Patricia Stathatou, gatech.edu)

Cambridge/Atlanta/London (pte012/07.04.2025/11:30)

Schweröl ist in der Schifffahrt umweltverträglicher als schwefelfreie Treibstoffe, wie Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und des Georgia Institut of Technology (GaTech) bestätigen. Voraussetzung ist allerdings der Betrieb des Schiffes mit einem sogenannten "Scrubber", der die Schwefelverbindungen aus dem Rauchgas nahezu vollständig entfernt. Die Experten haben den gesamten Lebenszyklus betrachtet und dabei festgestellt, dass die Entschwefelung des Treibstoffs die Umwelt stärker belastet als die Verbrennung auf Schiffen mit Abgasreinigung.

Schweröl nicht mehr zulässig

Schweröl ist ein zähflüssiger Rückstand in Raffinerien mit relativ hohem Schwefelgehalt. Bisher gilt dieser Treibstoff als besonders umweltbelastend. Deshalb hat die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) 2020 eine verbindliche Obergrenze für den Schwefelgehalt von Schiffskraftstoffen eingeführt, um schädliche Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit zu reduzieren. Schweröl erfüllt diese Anforderung bei weitem nicht.

Trotzdem ist es umweltverträglicher, jedenfalls im Vergleich zu anderen Treibstoffen. Alle emittieren etwa die gleichen Mengen an CO2 und Schadstoffen wie Stickoxide und Ruß. Doch die Entschwefelung auf hoher See ist, so die MIT- und GaTech-Forscher, umweltverträglicher als jene in der Raffinerie.

Meerwasser neutralisiert SO2

Scrubber sind große Edelstahlbehälter, in die die Abgase strömen. Sie nehmen dort gewissermaßen eine kalte Dusche - Meerwasser wird eingedüst, dessen Inhaltsstoffe sich mit dem Schwefeldioxid (SO2) zu Sulfaten vereinigen. Diese sind Bestandteile von Mineralwasser und natürliche Inhaltsstoffe von Meerwasser. Zusätzliche Sulfate haben keinen negativen Einfluss auf die Güte des Meerwassers, sagen die Forscher.

Die Frage war nur, ob es andere Schadstoffe in diesem Waschwasser gibt, Schwermetalle beispielsweise, die die Umwelt belasten könnten. Um das zu prüfen, haben die Forscher einen Praxistest auf dem Massegutfrachter "Hedwig Oldendorff" der Lübecker Reederei Oldendorff Carriers getätigt, der mit Schweröl betrieben wurde. Sie überprüften das Waschwasser auf mehr als 60 Schadstoffe, darunter Stickstoff, Phosphor, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und 23 Metalle. Alle Werte hätten unterhalb der von der IMO festgelegten Höchstwerte gelegen. Deshalb könne das Waschwasser bedenkenlos ins Meer geleitet werden.

"Es wird viel über die Umstellung auf alternative Kraftstoffe in der Zukunft diskutiert, aber wie umweltfreundlich sind diese Kraftstoffe?", fragt GaTech-Expertin Patricia Stathatou. "Wir müssen unsere Sorgfaltspflicht erfüllen und alle möglichen Lösungen vergleichen, um Kosten und Nutzen zu ermitteln." Dann landet man bei Schweröl plus Scrubber. Besser allerdings ist der Betrieb mit grünem Methanol oder E-Motoren, die ihren Strom aus Brennstoffzellen beziehen, die mit grünem Wasserstoff betrieben werden - Lösungen, die die Kosten der Seeschifffahrt allerdings drastisch erhöhen würden.

(Ende)
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