pts20241029010 Handel/Dienstleistungen, Umwelt/Energie

TNT im ukrainischen Weizen

FH-Student forscht zu den Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Landwirtschaft


Pinkafeld (pts010/29.10.2024/10:00)

2022 begann die Invasion Russlands in die Ukraine und dauert bis zum heutigen Tag an. Für die Bevölkerung vor Ort bedeutet das Schmerz, Verlust und Trauma. Auch der Rest der Welt ist auf unterschiedliche Weise von den Kampfhandlungen betroffen. Dennis Röger, Absolvent des Bachelorstudiengangs Energie- und Umweltmanagement der FH Burgenland, untersuchte für seine Bachelorarbeit die Auswirkungen von Sprengstoffen auf die landwirtschaftlichen Produkte, die viele Länder aus der Ukraine beziehen.

Er betont: "Die komplette Auswirkung auf die landwirtschaftlichen Produkte und die Exporttätigkeiten der Ukraine kann erst nach dem Ende der Invasion beurteilt werden." Mit circa 42 Millionen Hektar und dem fruchtbarsten Boden der Welt, dem Chernozem, gilt die Ukraine als die "Kornkammer Europas". Dabei versorgt das 60 Millionen Hektar große Land Regionen auf der ganzen Welt mit Getreide und Sonnenblumenöl. Durch den vermehrten Einsatz von Artilleriemunition, wie Spreng- oder Nebelgranaten, Minen oder Kleinkalibermunition ist auch mit einer Belastung durch Schadstoffe in landwirtschaftlichen Produkten zu rechnen. Was das für die landwirtschaftlichen Produkte bedeutet, ist von der Art der eingesetzten Munition abhängig. Röger, der als Experte für Explosivstoffe beim Österreichischen Bundesheer arbeitet, hat die eingesetzten Waffen und deren Auswirkungen analysiert.

Seine Ergebnisse kurz zusammengefasst:

  • Militärische Manöver sind weltweit Hauptverursacher von Kontaminationen von Böden und Gewässern. Schwermetalle wie Blei, Cadmium oder Zink, sowie anorganische und organische Explosivstoffe wie 2,4,6-Trinitrotoluol (TNT) oder Hexogen (RDX) stellen das größte Problem dar.
  • Kontaminiert wird der Boden zum Beispiel von eingebrachten Landminen in der Erde oder Blindgängern, also Munition, welche nach dem Abschuss im Wirkungsbereich nicht umgesetzt hat. Problematisch sind weiters liegengebliebene Munitionssorten, welche nicht verfeuert wurden. Die Aufnahme der Schadstoffe in das Ökosystem erfolgt durch Luftfeuchtigkeit und Regen.
  • Die im Ukrainekrieg am häufigsten verwendeten Sprengmittel TNT und RDX zeigen unterschiedliches Verhalten bei der Aufnahme in die landwirtschaftlichen Produkte. RDX reichert sich vor allem in den oberirdischen Teilen der Pflanze an. Hingegen wurde die höchste Konzentration an TNT in den Wurzeln festgestellt. "Tatsache ist, dass die Pflanzen eindeutig von den Schadstoffen belastet werden und somit auch wir Menschen, die wir die landwirtschaftlichen Produkte konsumieren", erklärt FH-Absolvent Dennis Röger.

Produktion und Export bereits massiv eingebrochen

Bereits vom Beginn des Krieges bis hin zur Mitte des Folgejahres reduzierte sich die Weizenproduktion in der Ukraine um 40 Prozent. Ausschlaggebend dafür war die Vernachlässigung der Felder durch den vermehrten Fronteinsatz der Bevölkerung. Durch die zusätzliche Problematik im Export der landwirtschaftlichen Produkte stieg der weltweite Weizenpreis um das 1,5-fache an. Länder wie Ägypten, Spanien, Iran oder die MENA-Regionen stellen den höchsten Exportanteil der Ukraine dar und haben somit am meisten mit den Auswirkungen des Krieges zu kämpfen. "Je länger der Krieg dauert und je mehr landwirtschaftliche Fläche durch Kontamination unnutzbar gemacht wird, umso mehr wird sich die Problematik noch verschlimmern", schließt Röger. Die wirtschaftlichen Auswirkungen für die Region sind enorm.

Über den Autor
Dennis Röger ist gelernter Chemieingenieur und arbeitet im Qualitätsmanagement im Bereich der Rüstungsgüter beim Österreichischen Bundesheer. An der FH Burgenland hat er berufsbegleitend den Bachelorstudiengang Energie- und Umweltmanagement absolviert und schließt den gleichnamigen Master an. Seit 15 Jahren arbeitet er beim Bundesheer im In- und Ausland mit Explosivstoffen, erst in der Qualitätskontrolle, mittlerweile im Qualitätsmanagement. Nebenberuflich ist er Prüfer bei Lehrabschlussprüfungen.

Über den Studiengang
Bachelorstudium Energie- und Umweltmanagement – 6 Semester – Vollzeit (Di. bis Fr.) oder berufsbegleitend (alle zwei Wochen: Freitag halbtags, Samstag ganztags) oder verlängert berufsbegleitend (um zwei Semester länger mit dadurch geringerer Semesterbelastung) – Akademischer Grad "Bachelor of Science Engineering, BSc" – Studienort: Campus Pinkafeld – Zugang: Matura, Studienberechtigungs- oder Berufsreifeprüfung, Vorbereitungslehrgang mit Zusatzqualifikationsprüfung. Keine Studiengebühren.

Mehr Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung für einen Studienstart 2025 unter: www.fh-burgenland.at

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Aussender: FH Burgenland
Ansprechpartner: Mag. Christiane Staab
Tel.: +43 57707 3537
E-Mail: christiane.staab@fh-burgenland.at
Website: www.fh-burgenland.at
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