pte20250313001 in Business

USA: Grünes Netz erhöht Druck auf Versorger

Ann Arbor gründet "Sustainable Energy Utility" und macht etabliertem Stromanbieter Konkurrenz


DTE-Monteur bei Arbeiten am Stromnetz in Ann Arbor (Foto: dteenergy.com)
DTE-Monteur bei Arbeiten am Stromnetz in Ann Arbor (Foto: dteenergy.com)

Ann Arbor (pte001/13.03.2025/06:00)

Der Detroiter Versorger DTE Energy muss sich laut Mike Shriberg von der University of Michigan warm anziehen - zumindest, was sein Geschäft in der Hochschulstadt mit gut 110.000 Einwohnern angeht. Die Kapitalgesellschaft, deren Strom zu mehr als 50 Prozent aus Kohle erzeugt wird, bekommt Konkurrenz von einem neuen Versorger, den die Stadt Ann Arbor gegründet hat. Dieses "Sustainable Energy Utility" (SEU) baut parallel zum existierenden DTE-Versorgungsnetz eine grüne Stromversorgung.

Sukzessiver Netzaufbau

Es beginnt mit der Installation von Solaranlagen und Batteriespeichern unter den Dächern sowie der Reduzierung des Energieverbrauchs in einzelnen Haushalten und Unternehmen, deren Eigentümer sich für das neue Versorgungsmodell entscheiden. Im zweiten Schritt sollen Mikronetze entstehen, die mehrere Haushalte und Unternehmen mit Solarstrom und Energie aus Erdwärme versorgen. Die verteilten Anlagen werden eine 100-prozentige Stromversorgung aller Teilnehmer ermöglichen, glaubt das Versorgungsunternehmen. Abgesehen davon, dass der Strom umweltneutral erzeugt wird, soll er auch billiger sein als der von DTE.

"Wenn alles wie geplant funktioniert, könnte ein Energieversorger wie dieser das saubere Energienetz der Zukunft schnell aufbauen, indem er veraltete Infrastrukturen abschafft und gleichzeitig ein zuverlässiges, sauberes und belastbares Modell entwickelt", schreibt Shriberg in einem Beitrag für die Online-Plattform "The Conversation". "Ich glaube, dass die Lehren aus dem Energie-Experiment von Ann Arbor große Auswirkungen haben werden, da immer mehr Gemeinden danach streben, ihre eigene Energiezukunft zu kontrollieren", unterstreicht Wissenschaftler Shriberg.

Alter Versorger darf bleiben

"Die Schaffung neuer öffentlicher Versorgungsunternehmen, die die gesamte Stromversorgung übernehmen, ist in den USA rechtlich, politisch und finanziell schwierig", konstatiert Shriberg weiter. Daher sei die Idee entstanden, SEU-Abonnenten zu erlauben, bei Bedarf weiterhin den Service von DTE in Anspruch zu nehmen und überschüssige Energie ins Netz einspeisen. Sie würden jedoch zunächst ihren eigenen Strom erzeugen und nutzen und gleichzeitig den Energieverbrauch durch Einsparungs- und Effizienzmaßnahmen senken. Die Wähler stimmten im November 2024 mit fast 80 Prozent der Stimmen für die Gründung dieses nachhaltigen Energieversorgers.

"Weil DTE-Kunden ihr etabliertes, in Besitz eines Investors befindliches Versorgungsunternehmen nicht verlassen müssen, um auch die SEU-Dienste nutzen zu können, hat sich DTE bisher nicht öffentlich gegen das Start-up ausgesprochen", vermutet der Umweltprofessor. Stattdessen kündigte das Unternehmen nach der Abstimmung an, in den nächsten fünf Jahren 215 Mio. Dollar in die Verbesserung der Infrastruktur der Stadt zu investieren. Finanziell problematisch könnte es für SEU werden, weil das Unternehmen die Teilnehmer mit eigenen Leitungen vernetzen muss. Das ist relativ teuer, auch wenn in den USA meist der billigste und auch störanfälligste Weg gewählt wird: an Masten befestigte Kabel.

(Ende)
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