pts20041128001 Forschung/Entwicklung, Produkte/Innovationen

Gewerbeverein: Exner Laureaten 2004: Prof. Meir Wilchek und Dr. Andreas Ullrich.

Österreichs traditionellste und höchstrangige Ehrung für Techniktransfer!


Wien (pts001/28.11.2004/20:06) Heute abends erfolgt die feierliche Überreichung der Wilhelm-Exner-Medaillen 2004. Am Vormittag ist die Exner-Community und das Präsidium des Österreichischen Gewerbevereins (ÖGV) zu einem Empfang in die Präsidentschaftskanzlei eingeladen, bei dem die beiden Laureaten Herrn Bundespräsident Heinz Fischer vorgestellt werden:

Es sind dies:

+ Univ.-Prof. Dr. Meir Wilchek vom Department of Biological Chemistry, The Weizmann Institute of Science, Rehovot, Israel. Er hat die Affinitätschromatographie, die Affinitätsmarkierung und die Affinitätstherapie revolutioniert. Daraus entwickelte sich das Avidin-Biotin System, das Meir Wilchek zusammen mit Ed Bayer erforschte. Es beruht darauf, dass diese zwei nicht mit einander verwandten und in der Natur getrennt vorkommenden Proteine - Avidin ist im Eiklar enthalten, Biotin kommt als Vitamin in verschiedenen Nahrungsmitteln vor - eine unerhört starke Bindung miteinander eingehen, die aber unter bestimmten Bedingungen reversibel ist.

Das Avidin-Biotin System stellt eine große Bereicherung dar, um biologisch aktive Substanzen, wie Enzyme, Hormone, Proteine, sogar Zellen zu reinigen und in Geweben zu identifizieren. Es ist unglaublich, in welchen Bereichen moderner Forschung und Industrieproduktion dieses System derzeit Verwendung findet: dies reicht von Physik, Chemie, Biochemie, Zellbiologie bis hin zu Bio- und Nanotechnologie und inkludiert modernste Techniken wie die Verwendung von Biosensoren, DNA-Arrays und Proteinmikroassays, also Methoden zur Erfassung der Genomics und Proteomics. Das Avidin-Biotin System ist jedenfalls ein exzellentes Beispiel dafür, wie Grundlagenforschung in die praktische Anwendung führt und hat vielen Forschern und Mitarbeitern in der Wirtschaft das Leben erleichtert - auch wenn die meisten von uns - jedenfalls bewusst - mit dieser epochalen Erfindung noch nie direkt konfrontiert wurden. Aber das moderne Leben spielt sich eben nicht nur auf der Ebene von Tafelspitz ab.

+ Dipl.-Ing. Dr. Andreas Ullrich ist heuer der zweite Exner-Laureat. Ihm verdanken wir und seine in Horn ansässige Firma RIEGL Laser Measurement Systems GmbH den Durchbruch vom Gerätehersteller zum Systemanbieter im Laserbereich. Ullrichs wissenschaftliches Engagement erwies sich als Glücksfall für sein Unternehmen, für ihn selbst sowie für die österreichische Volkswirtschaft: Am Anfang stand - im Auftrag der Europäischen Weltraumbehörde ESA - die
Untersuchung von möglichen Anwendungen des Lasers in der Weltraumforschung und -technik, aber auch die Entwicklung von Laser-Geschwindigkeitsmessgeräten für die Verkehrsüberwachung, die sich durch höchste technische Leistungsfähigkeit und Qualität auszeichnen.
1998 gelang - Dank Ullrich - der Durchbruch zur absoluten Weltspitze mit der Markteinführung von dreidimensionalen Abtastsystemen ("Laser Scannern"), durch die, der uns umgebende Raum mit höchster Auflösung digital erfasst und computergestützt, dreidimensional bildhaft wiedergegeben werden kann. Die Anwendungen sind unglaublich breit gestreut und reichen beispielsweise von der Vermessungstechnik bis zur Architektur, vom Denkmalschutz bis zur Archäologie, oder vom Industrieanlagenbau bis zur industriellen Automatisierung.

Das jüngste Glanzstück Ullrichs stellt die Entwicklung des weltraumtauglichen Laser-Radars für das automatische Andocken der europäischen und der japanischen Versorgungsmodule an die internationale Raumstation ISS dar. Hier schließt sich der Kreis für das Unternehmen RIEGL: Am Anfang standen die vom Firmengründer entwickelten Geräte für die Positionierung von Vermessungsschiffen, jetzt werden die von Ullrich entwickelten Systeme im Weltraum eingesetzt. Jene die Dr. Ullrich deswegen böse sind, weil sie einmal mit überhöhter Geschwindigkeit in ein von ihm entwickeltes Verkehrsüberwachungsradar geraten sind, werden bestimmt die Einsicht aufbringen, dass ohne diese Einrichtung, sehr viel mehr Todesopfer auf unseren Straßen zu beklagen wären.

Die Exner-Medaille, die 1921 erstmalig an Wilhelm Exner selbst vergeben wurde, wird Persönlichkeiten zuerkannt, die sich besonders für den Techniktransfer engagieren. Geschäftsführer der gleichnamigen Stiftung ist Prof. Dr. Uwe Sleytr.

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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