pts20201005014 Politik/Recht, Medizin/Wellness

"Herr Gesundheitsminister, warum gibt es noch keine flächendeckenden Antigentests für Österreich?"

Drei kritische Mediziner fordern eine rasche Ergänzung zu den langsamen und auch teuren PCR-Tests


Linz/Eggenburg/Hollabrunn (pts014/05.10.2020/08:45) Wer kritisch denkt, der kann nicht anders. Er muss Fragen stellen. Fragen, die oftmals auch unangenehm sind. Eigentlich wollten die drei österreichischen Mediziner Dr. Österreicher, Dr. Guserl und DDr. Jahl sich gar nicht öffentlich zur aktuellen Gesundheitspolitik und zu COVID-19 äußern, aber nach der traurigen Erkenntnis der Tatsache, dass Österreich wider Erwarten wirklich fast gänzlich unvorbereitet in den wichtigen Herbst startet, müssen wichtige Fragen gestellt werden, um die Situation in Österreich zu verbessern. Die drei Mediziner Dr. Österreicher, Dr. Guserl und DDr. Jahl sind Autoren des kritischen Patientenratgebers "Zahn um Zahn". Sie beobachten derzeit auch die aktuelle Corona-Politik der Regierung Kurz und nach über 7 Monaten Corona - und mittlerweile zunehmendem Corona-Chaos in Österreich - sehen sie es nun als ihre Pflicht an, auf Probleme, aber auch auf Lösungen hinzuweisen.

Man muss kein Virologe sein, um medizinischen Hausverstand zu haben

"Fakt ist, wir verwenden in unseren Praxen zum Schutz unserer Patienten und unserer eigenen Mitarbeiter bereits Corona-Antigentests, die schon nach 15 Minuten extrem verlässliche Ergebnisse liefern und nur einen Bruchteil der aktuellen von der Regierung Kurz und Gesundheitsminister Anschober favorisierten PCR-Tests kosten. Die Frage darf an die Regierung und an das Gesundheitsministerium erlaubt sein: Warum werden die aussagekräftigen, raschen und günstigen Antigentests nicht bereits flächendeckend in ganz Österreich eingesetzt, um innerhalb von nur 15 Minuten rasche Gewissheit zu haben, ob eine Infektion vorliegt oder eben nicht?", meint der ehemalige Notfallmediziner, praktische Arzt und Kiefer- und Gesichtschirurg DDr. Gerald Jahl aus Eggenburg.

Neue Antigentests erkennen von 1000 gesunden Menschen 999 als nicht infiziert - und genau das ist die Information, die rasch benötigt wird

Neue Antigentests erkennen von 1000 infizierten Menschen 976 als infiziert. Wir erkennen also einige infizierte Menschen nicht, aber das können und müssen wir in Kauf nehmen, um eben dafür die rasche sofortige Information zu erhalten, wer ein Superspreader mit hoher Virenlast ist.

"Unglaublich viel Gutes" könnten die Tests bewirken, sagt auch der Virologe Christian Drosten, mit Blick auf Besuche von Angehörigen von Seniorenheimen. Deutschlands Gesundheitsminister Spahn will diese Antigentests zum festen Bestandteil einer neuen Corona-Teststrategie bis zum 15.Oktober 2020 machen.

Antigentests werden in einer Genauigkeit eingesetzt, die einem Ct-Wert der PCR von 20 bis 30 entspricht - als genau die Anzahl von Zyklen und damit Vermehrung von Viren bei der PCR, die auch sinnvoll und zielführend wäre. Die PCR ist sicher eine hervorragende Testmöglichkeit, die aber leider bis dato nicht standardisiert ist und deshalb laborabhängig oft mit bis zu 40 Zyklen durchgeführt wird. Die PCR auf COVID-19 ist nicht fehlerfrei und nicht unumstritten, aber bis dato das beste Testinstrument, da es einfach kein Besseres gibt. Die PCR ist aber bei durchgeführten Ct-Werten bis zu 40 fast zu sensitiv, erkennt deshalb auch zu viele Infizierte, die aber fast keine Viruslast haben und damit kaum noch ansteckend sein können.

Ab einem Ct-Wert von 30 kann auch laut RKI im Labor kaum noch eine Virenzüchtung erfolgen, da eben kaum noch Viren oder sogar nur mehr Fragmente vorhanden sind. Das Robert Koch Institut bezeichnet das als Verlust der Anzüchtbarkeit. Die Labore stoppen ihre PCR-Tests aber nicht bei einem Ct-Wert von 30, sondern in der Regel erst bei 37 oder gar 40, wie auch Uwe Dittmer, seines Zeichens Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Virologie bestätigt.

Dadurch erhalten wir viele positive Befunde, trotz vernachlässigbarer Virenlast und Virenzahl. Man ist geneigt zu erkennen, dass wir mit derartig hohen Ct-werten definitiv zu viele positive Befunde erhalten. Auch der bekannte Epidemiologe Michael Mina von der Harvard-Universität (USA) hatte genau deshalb vor kurzer Zeit dafür plädiert, den Grenzwert endgültig und standardisiert auf 30 festzulegen.

Amerikanische Medien berichten, dass bis zu 90 Prozent der positiven PCR-Tests aus den Bundesstaaten Nevada, Massachusetts und New York so hohe Ct-Werte haben, dass die Patienten zum Zeitpunkt der PCR-Testung kaum noch infektiös sein können. In Deutschland wurde über den Laborverband in Schleswig-Holstein festgestellt, dass von Juli bis September genau 49 Prozent der positiven Befunde einen CT-Wert über 30 hatten.

Fakt ist: Je weniger Viren im Körper sind, desto größer ist der Ct-Wert. Und ein sinnvoller zukünftiger Grenzwert sollte bei 30 sein, um damit die Menschen mit wirklich hoher Virenlast zu entdecken und nicht Menschen mit gar keiner Viruslast oder mit alten stattgehabten Infektionen, die nur mehr Virenfragmente in sich tragen. Bei einem Patienten mit vielen Viren im Körper schlägt der Test bereits nach 10 bis 20 Runden an. Wenn die PCR aber mehr als 30 Runden braucht, um genügend vermehrtes Virusmaterial zu finden, ist ein Patient sehr wahrscheinlich nicht mehr ansteckend.

"Es kann doch nicht sein, dass Schüler, Studenten oder Mitarbeiter von Unternehmen tagelang nicht aus dem Haus dürfen, Termine und Prüfungen verpassen, ihrer Arbeit nicht nachgehen können und im Betrieb fehlen und oft erst nach Tagen oder einer ganzen Woche das Ergebnis erfahren, wo es doch raschere Tests gibt. Zusätzlich erleiden auch die Kontaktpersonen der Kategorie 1 dasselbe Schicksal", wie Dr. Gernot Österreicher betont, der in Hollabrunn eine Praxis betreibt.

Zwei Technologien: Aber enorme zeitliche und preisliche Unterschiede

Zu dem derzeit hauptsächlich verwendeten PCR-Test, wo man, besonders in Wien sowohl auf das Testen und dann auf das Ergebnis lange wartet und dadurch die Gefahr von weiteren Ansteckungen besteht, ist der Antigentest extrem schnell, sehr verlässlich für die akute Diagnostik und kostet nur einen Bruchteil des Preises vom PCR-Test.

"Wir müssen rasch die Superspreader identifizieren, die Menschen mit hoher Virenlast. Also warum nicht Antigentests flächendeckend in Österreich zum Einsatz bringen? Das bringt schnelle laborunabhängige Ergebnisse und schont die Volkswirtschaft. Jeder Hausarzt und jeder Gemeindearzt, sollte solche Tests zur Verfügung gestellt bekommen und die Kosten für die Testung sollte der Staat übernehmen. 1450 würde damit entlastet werden können. Denn im Vergleich zu einem PCR-Test kostet der schnelle Antigentest nur rund 10 bis 12 Euro, also nur 10 Prozent vom PCR-Test. Welche Gründe gibt es für dieses beharrliche Nichteinsetzen dieser Tests? Diese Frage muss ich stellen", so DDr. Jahl.

Antigentests sind perfekt für schnelle Diagnosen, für das Erkennen von Corona-Hot-Spots und Clusterbildungen! Gerade in der beginnenden Grippezeit kann der Antigentest helfen, rasch Gewissheit zu erlangen ob die Symptome der zahlreichen Patienten, die zum Arzt gehen oder Hilfe suchen, covidbedingt sind oder eben nicht.

Der negative Befund beim Antigentest wäre eben schon sehr sicher punkto Signifikanz. Positive Antigentests werden auf jeden Fall einer absichernden PCR zugeführt, um den positiven Befund dann zu prüfen. Aber der Vorteil wäre, dass man Patienten mit einem positiven Befund sofort einer Quarantäne zuführen könnte, um zusätzlich in rascher Zeit auch die Familie und Kontaktpersonen einer raschen Testung zuführen zu können, was potentiell weitere Ansteckungen absolut verhindern könnte, da die Ansteckung aktuell zu über 50 Prozent innerhalb der Familie erfolgt.

Der Dritte im Bunde der kritischen Mediziner ist Dr. Ulrich Guserl, ein Zahnarzt aus Linz, der sich vor allem um die Clusterbildung durch langsame Testergebnisse sorgt: "Wenn mittlerweile schon viele Medien von diesen einfachen und schnellen Tests berichten, zunehmend mehr Mediziner das freiwillig in ihrer Praxis das für ihre Patienten machen, dann sollte auch die Regierung davon Kenntnis haben. Vor allem für Tests an Schülern und Studenten wären die Antigen-Schnelltests wichtig. Zusätzlicher Sinn besteht in Pflegeheimen, Altersheimen und Krankenhäusern. Besucher und auch Mitarbeiter dieser drei Institutionen könnten vor Betreten getestet werden, um potentielle Ansteckungen genau dort vermeiden zu können. Der Herbst hat ja gerade erst begonnen und schon gibt es Meldungen aus ganz Österreich über immer mehr infizierte Schüler. In den kommenden Wochen, werden sicher auch Meldungen von Universitäten über Corona-Ausbrüche bekannt werden. Schnelle Testungen und rasche Ergebnisse wären wichtig, damit Schüler und besonders ab Oktober Studenten nicht viele andere infizieren und anstecken."

Forderung der drei Mediziner ist klar: Öfter Testen und schnellere Ergebnisse mit Antigentests

"Österreich muss diese Chance unbedingt nutzen. Denn die Technologie dafür ist vorhanden, um Coronacluster zu verhindern. Noch dazu deutlich günstiger als bisher! Warum handelt die Gesundheitspolitik nicht und nutzt noch immer ausschließlich die zwar guten aber tatsächlich langsamen und aufwändigen PCR-Tests, oft mit viel zu hohen Ct-Werten? Diese kritischen Fragen dürfen und müssen erlaubt sein, um einen zweiten Lockdown in diesem Herbst und Winter zu verhindern", so DDr. Jahl.

Presse-Kontakt:
DDr. Gerald Jahl, Hauptplatz 20, 3730 Eggenburg, Web: http://www.jahl.at/

Dr. Ulrich Guserl, Hauptstraße 33, 4040 Linz, Web: http://www.diezahnpraxis.at/

Dr. Gernot Österreicher, Wiener Straße 17, 2020 Hollabrunn, Web: http://www.droesterreicher.at

(Ende)
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