pte20210505019 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Schlechter Nierenwert erhöht Demenzrisiko

Filtrationsrate von weniger als 30 Millilitern führt laut neuer Erhebung zu drastischem Anstieg


Demenz: Nierenfunktion als Risikofaktor (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann)
Demenz: Nierenfunktion als Risikofaktor (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann)

Stockholm (pte019/05.05.2021/10:30)

Bei einer chronischen Nierenerkrankung verlieren die Nieren fortschreitend ihre Fähigkeit, Abfallprodukte aus dem Blut zu filtern und Flüssigkeiten auszuscheiden. Eine Studie des Karolinska Institutet https://ki.se/en hat jetzt ergeben, dass Personen mit einer verringerten Nierenfunktion über ein erhöhtes Risiko einer Demenzerkrankung verfügen könnten. Von chronischen Nierenerkrankungen sind rund 15 Prozent der Erwachsenen in den USA betroffen. Die Häufigkeit nimmt mit zunehmendem Alter zu. Da viele Betroffene erst in späteren Stadien unter Symptomen leiden, gehen Schätzungen davon aus, dass 90 Prozent der Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung es gar nicht wissen, dass sie erkrankt sind. 

Laut der Studienautorin Hong Xu steht bereits eine leichte Reduktion der Nierenfunktion mit einem erhöhten Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung und Infektionen in Zusammenhang. Es gebe immer mehr wissenschaftliche Belege für eine Verbindung zwischen den Nieren und dem Gehirn. „Wie bei chronischen Nierenerkrankungen erhöht sich das Risiko einer Demenz mit zunehmendem Alter. „Ohne effektive Möglichkeiten zur Behandlung um ein Fortschreiten einer Demenz oder das Auftreten zu verhindern, ist es wichtig, mögliche veränderbare Risikofaktoren zu identifizieren. Wenn wir manche Fälle von Demenz durch die Prävention oder Behandlung einer Nierenerkrankung verhindern oder verlangsamen können, könnte das wichtige Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben." „Unsere Studie beweist, dass eine verringerte Nierenfunktion mit der Entstehung von Demenz in Verbindung steht. Sie belegt jedoch nicht, dass sie eine Ursache ist." 

Für die Studie nutzten die Forscher eine Datenbank, um fast 330.000 Personen über 65 Jahren zu identifizieren, die in Stockholm medizinisch versorgt worden und durchschnittlich fünf Jahre weiter begleitet worden waren. Keiner der Teilnehmer litt zu Beginn an Demenz, hatte eine Nierentransplantation oder musste zur Dialyse. Im Verlauf der Studie wurde bei 18.983 oder 6 Prozent der Teilnehmer eine Demenz diagnostiziert. Bei Kreatinin handelt es sich um ein Stoffwechselprodukt der Muskeln, das durch die Nieren aus dem Blut entfernt und mit dem Urin ausgeschieden wird. Mittels Bluttests des Plasmakreatinins schätzten die Forscher die glomeruläre Filtrationsrate bei jedem Teilnehmer. Dabei handelt es sich um eine Messgröße wie gut das Blut von den Nieren gefiltert wird. Sie wird häufig dafür eingesetzt um die Nierenfunktion annähernd zu bestimmen. Eine geschätzte Filtrationsrate von 90 Milliliter (ml) oder mehr pro Minute wird bei den meisten gesunden Menschen als normal angesehen. 

[b]71 Prozent höheres Risiko[/b]

Mit dieser Messgröße legten die Forscher die Anzahl der Demenzerkrankungen bei Personen mit unterschiedlicher Nierenfunktion fest. Sie nutzten Personenjahre um den Unterschied zu berechnen. Personenjahre berücksichtigen die Anzahl der Personen in der Studie und die Menge an Zeit, die jede Person in der Studie verbracht hat. Es zeigt sich, dass mit der Verringerung der Nierenfunktion die Anzahl der Demenzerkrankungen zunahm. Bei Personen mit einer normalen Filtrationsrate der Niere zwischen 90 und 104 ml pro Minute gab es pro 1.000 Personenjahre sieben Fälle von Demenz. Bei Personen mit einer schweren Nierenerkrankung oder einer Filtrationsrate von weniger als 30 ml pro Minute, kam es zu 30 Demenzerkrankungen pro 1.000 Personenjahre. Nachdem andere Faktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum, Bluthochdruck und Diabetes berücksichtigt worden waren, legten die Forscher fest, dass Personen mit einer Filtrationsrate von 30 bis 59 ml pro Minute, die auf eine chronische Nierenerkrankung hinweist, über ein um 71 Prozent höheres Risiko einer Demenzerkrankung verfügten als Menschen mit einer normalen Nierenfunktion. Das Demenzrisiko war bei einer Filtrationsrate von weniger als 30 ml pro Minute um 162 Prozent höher. 

Die Forscher untersuchten auch die Daten von 205.622 Teilnehmern, die im Verlauf eines Jahres mehrere Bluttests gemacht hatten. Diese Tests wurden eingesetzt, um die Geschwindigkeit des Rückgangs der Nierenfunktion zu schätzen. Es zeigte sich, dass ein stärkerer Rückgang bei der Filtrationsrate in diesem Zeitraum mit einem erhöhten Risiko einer späteren Demenzdiagnose in Verbindung stand. Laut den Wissenschaftlern könnten 10 Prozent der Demenzfälle einer Filtrationsrate von 60 ml oder weniger pro Minute zugeschrieben werden. Dabei handelt es sich um einen höheren Anteil als er anderen Risikofaktoren wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes zugeschrieben wird. Eine Einschränkung der Studie war, dass Demenz durch eine klinische Diagnose festgelegt wurde. Der Zugang zu den Krankenakten hätte wahrscheinlich dazu beigetragen, dass mehr Fälle identifiziert worden wären. Die Forschungsergebnisse wurden in „Neurology" veröffentlicht. 

(Ende)
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