pte20250326021 in Business

Europa bei Rüstungspatenten hinter den USA

IW-Studie: Geld, Know-how und Wille zur Zusammenarbeit nötig, um unabhängiger zu werden


Deutscher Bundeswehr-Panzer: EU bei Rüstungspatenten hinter den USA (Foto: bundeswehr.de)
Deutscher Bundeswehr-Panzer: EU bei Rüstungspatenten hinter den USA (Foto: bundeswehr.de)

Köln (pte021/26.03.2025/12:30)

"Europa liegt bei Rüstungspatenten aktuell zwar hinter den USA. Doch das muss nicht so bleiben. Auch wenn die Bereitschaft der Europäer in Sachen Rüstungsforschung aufgrund der Friedensdividende lange Zeit unterentwickelt war, so sind das Geld, das Know-how und auch der Wille zur Zusammenarbeit vorhanden, um unabhängiger von den USA zu werden", so Patent-Experte Oliver Koppel vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im pressetext-Interview.

18.000 versus 12.000 Patente

Trotz des Optimismus könnte der Weg der Europäer hin zu mehr Unabhängigkeit von US-Rüstungskonzernen lang werden, wie Koppels Studie zeigt. So kamen zwischen 2015 und 2021 auf drei Patente in der US-Verteidigungsindustrie lediglich zwei aus der Europäischen Union. Unternehmen aus den USA meldeten im Untersuchungszeitraum demnach knapp 18.000 Patente an. Unternehmen aus den 27 EU-Staaten kamen auf weniger als 12.000.

Die meisten Anmeldungen verzeichnete laut der aktuellen IW-Untersuchung Frankreich mit rund 5.300 Patenten, in Deutschland waren es etwa 4.300. Die übrigen 25 EU-Mitgliedstaaten kommen zusammen auf weniger als 2.400. Tatsächlich könnten die Zahlen sogar noch etwas niedriger liegen, da ein Teil der Anmeldungen auf Tochterfirmen US-amerikanischer Konzerne entfällt - die Kontrolle über die Technologien liegt also in den USA.

"Pragmatische Realpolitik nötig"

Die neuen F35-Kampfjets der Bundeswehr sind ohne US-Software-Updates nicht einsatzfähig. "Angesichts der geopolitischen Lage und des Umstands, dass die USA unter der Trump-Administration nicht mehr vollumfänglich für die Sicherheit des europäischen Kontinents einstehen wollen, ist nun keine Zeit für mehr nationalen Proporz. Das Umdenken in Europa sollte sich in pragmatischer Realpolitik in Bezug auf Militärforschung niederschlagen", sagt Koppel auf Nachfrage von pressetext.

Im Ernstfall, so der Experte, sei die Kontrolle über die militärische Technologie wichtiger als der Besitz des Produkts. Die aktuellen Zahlen würden die Befürchtung untermauern, dass Europa einen gravierenden Rückstand bei militärischen Hochtechnologien aufweise. "Wenn die Politik die Zeitenwende ernst nimmt, müssen auch Hochschulen in Zukunft wieder militärische Forschung betreiben dürfen", verdeutlicht Koppel abschließend.

(Ende)
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