Europa will drangsalierte US-Forscher abwerben
Universität Aix-Marseille stellt mit Programm sicherheitshalber erst einmal 15 Mio. Euro bereit
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Johns Hopkins University: gehört zu den Leidtragenden der US-Administration (Foto: jhu.edu) |
Marseille (pte003/27.03.2025/06:10)
Die französische Universität Aix-Marseille will mit ihrem Programm "Safe Place for Science" Wissenschaftler aus den USA abwerben, die von aktuellen Beschneidungen im Bildungssystem durch US-Präsident Donald Trump betroffen sind. Das Asyl für die Forscher ist vorerst auf drei Jahre ausgelegt und mit 15 Mio. Euro ausgestattet. Ziel ist es, zunächst 15 US-Wissenschaftler aus den Bereichen Klima, Gesundheit und Astrophysik anzuwerben. Innerhalb von 24 Stunden nach der Ankündigung gingen 30 Bewerbungen ein.
Dreijähriges "Forscher-Asyl"
Die Universität koordiniert nun mit der französischen Regierung und anderen europäischen Institutionen die Ausweitung der Initiative und signalisiert damit eine breitere Bewegung in Richtung "Wissenschaftler-Asyl". Die restriktive Politik der US-Regierung hat zu erheblichen Rückschlägen in der Hochschulbildung und im wissenschaftlichen Fortschritt geführt.
Forschungsstipendien werden demnach vielfach widerrufen, ausgesetzt oder einer politisch motivierten Prüfung unterzogen. Universitäten werden zudem gezwungen, die Zulassung von Graduierten zu reduzieren, die Aufnahme von Medizinstudenten zu begrenzen und Einstellungsstopps zu verhängen.
Einige Universitäten nimmt die neue US-Regierung besonders in Angriff. Die Columbia University und die Johns Hopkins University. Diese mussten Mittelkürzungen in Höhe von 400 beziehungsweise 800 Mio. Dollar hinnehmen, was letztere dazu zwang, 2.000 Mitarbeiter zu entlassen. Die Mathematikerin Christina Pagel vom University College London vermutet, die Aktionen könnten ein kalkulierter Versuch sein, die wissenschaftliche Forschung an der staatlichen Ideologie auszurichten.
Europa will bei F&E aufholen
Finanziell gesehen sind die USA nach wie vor führend in Forschung und Entwicklung (F&E), wobei die Ausgaben des Bundes im Jahr 2024 etwa 195 Mrd. Dollar erreichten. Europa will dagegenhalten. Die Europäische Kommission hat bereits vorgeschlagen, das derzeitige Budget des Forschungsförderungsprogramms "Horizon Europe" in Höhe von 95 Mrd. Euro innerhalb von sieben Jahren zu verdoppeln.
Auch der Druck der USA auf Europa, seine Verteidigung selbst zu übernehmen, könnte den F&E-Aufschwung in Europa beschleunigen. "Auch wenn die Bereitschaft der Europäer in Sachen Rüstungsforschung aufgrund der Friedensdividende lange Zeit unterentwickelt war, so sind das Geld, das Know-how und auch der Wille zur Zusammenarbeit vorhanden, um unabhängiger von den USA zu werden", so Patent-Experte Oliver Koppel vom Institut der deutschen Wirtschaft gegenüber pressetext.
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