pte20231121018 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Hitzewelle 2022 tötete über 70.000 Europäer

Neues theoretisches Gerüst von Wissenschaftlern des ISGlobal ermöglicht genauere Berechnung


Erfrischung bei Hitze: Große Gefahr für Gesundheit (Foto: pixabay, Emilian Robert Vicol)
Erfrischung bei Hitze: Große Gefahr für Gesundheit (Foto: pixabay, Emilian Robert Vicol)

Barcelona (pte018/21.11.2023/11:00)

Die Belastung durch die Hitze im Sommer 2022 hat allein in Europa zu mehr als 70.000 Todesfällen geführt. Zu dem Ergebnis kommt das Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal). Die Forscher revidierten damit erste Schätzungen nach oben. In "Nature Medicine" gingen sie zuletzt von 62.862 Toten aus. Epidemiologische Modelle wurden dabei auf die wöchentliche Temperatur und die Sterblichkeitsdaten in 823 Regionen von 35 europäischen Ländern angewendet. Das Ziel der aktuellen Studie war es hingegen, ein theoretisches Gerüst zu entwickeln, das die Fehler, die durch den Einsatz von verdichteten Daten, wie der wöchentlichen oder monatlichen Temperatur und Zeitfolgen bei der Sterblichkeit, quantifiziert.

147 Regionen in 16 Ländern

Für ihre Analyse haben die Forscher tägliche Temperaturen und Aufzeichnungen zur Sterblichkeit von 147 Regionen in 16 europäischen Ländern gesammelt. In einem nächsten Schritt wurden die Annahmen der mit Hitze und Kälte in Beziehung stehenden Todesfälle in Bezug auf verschiedene Aggregationsebenen analysiert und verglichen: täglich, wöchentlich, zweiwöchentlich und monatlich. Die Analyse machte je nach Zeitskala der Aggregation Unterschiede erkennbar. Insbesondere unterschätzen die wöchentlichen, zweiwöchentlichen und monatlichen Modelle im Vergleich zu dem täglichen Modell die Auswirkungen von Hitze und Kälte.

Das Ausmaß der Unterbewertung stieg mit der Länge der Aggregationszeit. Für den Zeitraum 1998 bis 2004 ging das tägliche Modell von einer jährlichen Mortalität von respektive 290.104 und 39.434 verfrühten Todesfälle aus. Das wöchentliche Modell unterschätzte die Tode aufgrund von Hitze und Kälte um 8,56 respektive 21,56 Prozent. Laut Joan Ballester Claramunt, die auch die Leiterin des "EARLY ADAPT"-Projekts ist, sind die Unterschiede in Perioden extremer Kälte und Hitze wie im Sommer 2003 gering. Hier lagen die Ergebnisse des wöchentlichen Modells nur um 4,62 Prozent daneben.

Schätzung deutlich zu niedrig

Dieses theoretische Gerüst wurde dann zur Überprüfung der in der früheren Studie ermittelten Mortalitätsbelastung bei den Rekordtemperaturen im Jahr 2022 herangezogen. Diese Studie dürfte die hitzebedingte Mortalität um 10,28 Prozent unterschätzt haben. Das bedeutet, dass die Sterblichkeit bei 70.066 Todesfällen und nicht wie ursprünglich angenommen bei 62.862 Todesfällen lag. Den Experten nach bieten Modelle, die auf wöchentlichen Daten basieren, eine ausreichende Genauigkeit zur Beurteilung der kurzfristigen Auswirkungen der Außentemperaturen. Damit können dann auch Notfallpläne umgesetzt werden. Details sind in "The Lancet Regional Health - Europe" nachzulesen.

(Ende)
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