pte20240227003 Unternehmen/Wirtschaft, Politik/Recht

Kalte Wohnungen machen viele Briten krank

Wirtschaft kommt drohende Gesundheitskrise laut Wissenschaftlern langfristig teuer zu stehen


Bibbern: Fast zehn Millionen Briten frieren in ihren Wohnungen (Foto: Anrita, pixabay.com)
Bibbern: Fast zehn Millionen Briten frieren in ihren Wohnungen (Foto: Anrita, pixabay.com)

London (pte003/27.02.2024/06:15)

Fast zehn Mio. Briten leben in Wohnungen, in denen es zu kalt ist, weil sie die Brennstoffkosten nicht bezahlen können. Das belastet die britische Wirtschaft jährlich mit Dutzenden Milliarden Pfund, und zwar aufgrund der Kosten, die dem staatlichen Gesundheitsdienst, den psychiatrischen Diensten, der Pflege entstehen und wegen der entgangenen wirtschaftlichen Beiträge derjenigen, die im Zusammenhang mit kalten Wohnungen krank werden. Diese alarmierenden Zahlen sind in einem Bericht des UCL Institute of Health Equity zu finden, ein Gesundheitsforschungsinstitut am University College London.

Labour Party für Kürzungen

Der Bericht erscheint nur wenige Wochen, nachdem die Labor Party ihre Ausgabenverpflichtung zur Bewältigung des Problems der kalten Wohnungen reduziert hat, falls sie bei den nächsten Wahlen gewählt wird. Die derzeitige Regierung hat für die nächste Legislaturperiode dagegen Ausgaben in Höhe von sechs Mrd. Pfund zugesagt. Das ist allerdings weniger, als für die dringendsten Investitionen nötig wären, um das Problem zu bewältigen.

"Dass in einem reichen Land wie dem unseren Millionen Menschen in kalten Wohnungen leben, ist eine nationale Schande", sagt Sir Michael Marmot, Professor für Epidemiologie und Leiter des Instituts. Der Anteil der Haushalte, die sich keinen angemessenen Lebensstandard leisten könnten, läge bei einem Drittel. Kalte Wohnungen seien eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit. Diejenigen, die in ihnen lebten, hätten ein viel höheres Risiko, körperliche und geistig zu erkranken, was eine zusätzliche Bürde für den bereits überlasteten nationalen Gesundheitsdienst darstelle und zur geringen Produktivität des Vereinigten Königreichs beitrage.

Sinnvolle Gegenmaßnahmen

"Wir müssen dringend Maßnahmen ergreifen, um die Armut zu bekämpfen, die Heizkosten zu senken und die Häuser der Ärmsten zu isolieren, nicht nur, weil die Regierung die moralische Pflicht hat, sich um die Gesundheit ihrer Bevölkerung zu kümmern, sondern auch, offen gesagt, weil dies wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll ist", so Marmot.

Den Forschern nach kostet ein nationales Programm zur wärmetechnischen Sanierung von Wohnungen 74,5 Mrd. Pfund (rund 87 Mrd. Euro). Neue gesetzliche Vorschriften, nach denen Vermieter unzureichend isolierte Wohnungen auf einen angemessenen Standard bringen müssten, könnten die öffentlichen Haushalte allerdings entlasten.

Eine solche Regelung sollte Teil einer Reihe von Maßnahmen zur Beseitigung kalter Wohnungen sein, einschließlich höherer Löhne, finanzieller Unterstützung für Geringverdiener, damit sie sich die Heizkosten leisten können, und einer nationalen Initiative zum Bau von mehr Sozialwohnungen, um die Wohnkosten zu senken und die Standards zu verbessern, so die Forscher.

(Ende)
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