pte20250317003 in Forschung

Kinderschutz-Apps werden zu Datenkraken

Österreichische und englische Forscher haben schwerwiegende Mängel bei der Sicherheit entdeckt


Missbrauch von Kinderschutz-Apps ist möglich (Foto: pixabay.com, Jan Vašek)
Missbrauch von Kinderschutz-Apps ist möglich (Foto: pixabay.com, Jan Vašek)

London/St. Pölten (pte003/17.03.2025/06:10)

Vorsicht bei Apps, die die Sicherheit und Privatspäre von Kindern schützen sollen: Beim Vergleich von Apps aus dem Google Play Store mit jenen aus anderen Quellen ("sideloaded") stellte ein Forscherteam des University College London (UCL) und der Fachhochschule St. Pölten fest, dass viele der "sideloaded-Apps" übermäßig auf persönliche Daten zugreifen und ihre Anwesenheit verbergen. Die Wissenschaftler äußern daher Bedenken hinsichtlich des App-Potenzials für unethische Überwachung. Ihre Forschungsergebnisse haben sie vor Kurzem im Fachjournal "PoPETs Proceedings" veröffentlicht.

Zugriff auf persönliche Daten

Den Forschern zufolge nutzen bis zu 80 Prozent der Eltern solche Apps, um die Sicherheit und Privatsphäre ihrer Kinder zu schützen. Einmal auf dem Smartphone installiert, bieten sie verschiedene Funktionen, von der Einschränkung der Online-Zeit und der Sperrung bestimmter Inhalte bis hin zur Aktivitätsüberwachung und Standortverfolgung. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass sideloaded-Apps ihre Anwesenheit eher vor dem Nutzer verbergen - eine Praxis, die bei offiziellen Store-Apps verboten ist. Sie verlangten zudem übermäßige Berechtigungen beim Zugriff auf Smartphone-Anwendungen, persönliche Daten und den Standort.

Darüber hinaus übermittelten drei sideloaded-Apps sensible Daten unverschlüsselt. Bei der Hälfte fehlte eine Datenschutzrichtlinie und acht von 20 wurden wegen potenzieller Stalkerware-Indikatoren für eine Gefährdung gekennzeichnet. Als Stalkerware werden Softwareprogramme, Apps und Geräte bezeichnet, mit denen man heimlich Infos über die Smartphone-Aktivitäten einer Person beziehen und aufzeichnen kann.

Ernsthafte Sicherheitsprobleme

"Apps zur elterlichen Kontrolle sind eine beliebte Möglichkeit, um die Sicherheit von Kindern online und persönlich zu gewährleisten und können für Eltern nützliche Hilfsmittel sein, um Gefahren abzuwehren, denen Kinder in der heutigen Welt ausgesetzt sind", sagt Leonie Tanczer vom UCL. "Die Ergebnisse unserer Studie zeigen jedoch, dass viele Apps, die heimlich installiert werden, ernsthafte Probleme in Bezug auf Datenschutz, Einwilligung und sogar Sicherheit aufweisen. Wenn eine App etwa versucht, ihre Anwesenheit auf dem Gerät eines Benutzers zu verbergen, unterscheidet sie sich nicht von Stalkerware."

In den USA hat kürzlich Utah als erster Bundesstaat ein Gesetz verabschiedet, das App-Stores verpflichtet, das Alter der Nutzer zu überprüfen und die Zustimmung der Eltern einzuholen, wenn Minderjährige Anwendungen auf ihre Geräte herunterladen wollen, wie pressetext berichtete. Damit sind Meta und andere Plattformen allerdings davon befreit, das Alter überprüfen zu müssen.

(Ende)
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