pte20240808025 Produkte/Innovationen, Umwelt/Energie

Medizinischer Müll verwandelt sich in Rohstoff

Neues thermochemisches Recycling von Problemabfällen führt diese erstmals in Kreislauf zurück


Recycling von OP-Kleidung und anderem Medizin-Müll (Foto: pixabay.com, Sasin Tipchai)
Recycling von OP-Kleidung und anderem Medizin-Müll (Foto: pixabay.com, Sasin Tipchai)

Göteborg (pte025/08.08.2024/12:30)

Forscher der Technischen Hochschule Chalmers haben für die Kunststofffraktion von medizinischem Müll eine umweltverträgliche Lösung gefunden: Sie gewinnen daraus ein Gas, das sich für die Herstellung von neuen Kunststoffprodukten nutzen lässt. Zu den Abfällen, die für dieses Verfahren geeignet sind, gehören Handschuhe, OP-Kleidung, Schläuche und Markierstifte. Allein in Deutschland fallen in Krankenhäusern pro Jahr eine Mio. Tonnen Abfälle an, in der EU dürfte es mindestens fünfmal so viel sein. Zehn Prozent davon sind infektiösen Abfälle und gefährliche Chemikalien sowie spitze und scharfe Einweginstrumente oder radioaktive Abfälle aus der Nuklearmedizin. Letztere werden als nicht-wärmeproduzierender Atommüll gelagert, der Rest verbrannt.

Hitze tötet auch Krankheitserreger

Die Technologie, mit der das Verfahren gelingt, nennt sich "thermochemisches Recycling" und basiert auf einem Prozess namens "Steamcracking". Dabei werden die Abfälle mit Sand vermischt und auf bis zu 800 Grad Celsius erhitzt. Dadurch werden die Kunststoffmoleküle aufgebrochen. Es entsteht ein Gas, das Bausteine für neuen Kunststoff enthält. Gleichzeitig werden Krankheitserreger zuverlässig abgetötet.

"Man kann es mit einem thermischen Vorschlaghammer vergleichen, der die Moleküle zerschlägt und gleichzeitig Bakterien und andere Mikroorganismen zerstört", erklärt Chalmers-Wissenschaftler Martin Seemann. "Was übrig bleibt, sind verschiedene Arten von Kohlenstoff- und Kohlenwasserstoffverbindungen. Diese können dann abgetrennt und in der petrochemischen Industrie verwendet werden, um fossile Materialien wie Erdöl, die derzeit in der Produktion verwendet werden, zu ersetzen."

Erfolgreiche Tests

Um die Technologie in der Praxis zu testen, haben die Forscher in einer hochschuleigenen Testanlage zunächst Gesichtsmasken und Plastikhandschuhe recycelt. Im zweiten Projekt behandelten sie reale Krankenhausabfälle aus der Region, die etwa zehn verschiedene Kunststoffe sowie Zellulose enthielten, auch kontaminierte. Beide Tests waren erfolgreich. "Das thermochemische Recycling tötet zuverlässig Krankheitserreger, die sich am und im medizinischen Müll befinden und ermöglicht die Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe", so die beteiligte Forscherin Judith González-Arias. "Es ist wirklich die einzige Möglichkeit, diese Art von Abfällen in den Kreislauf zurückzuführen", bilanziert Martin Seemann.

(Ende)
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