pte20240730023 Forschung/Entwicklung, Kultur/Lifestyle

Menschliche Gesichter passen sich Namen an

Auch Geschlecht und Abstammung haben laut neuer Studie israelischer Wissenschaftler Einfluss


Michelangelos David: Auch er könnte zum Vorbild werden (Foto: Peter Hoare, pixabay.com)
Michelangelos David: Auch er könnte zum Vorbild werden (Foto: Peter Hoare, pixabay.com)

Herzliya/Jerusalem (pte023/30.07.2024/12:30)

Menschen neigen dazu, im Laufe der Jahre ihr Aussehen zu verändern, um dieses ihrem Namen anzupassen. Diese kuriose Erkenntnis hat ein Forscher-Team um Yonat Zwebner, Moses Miller und Jacob Goldenberg von der Reichman Universität sowie Noa Grobgeld und Ruth Mayo von der Hebräischen Universität Jerusalem gewonnen.

Gesichter passen zu Namen

Die Experten wollten herausfinden, ob Eltern Baby-Namen auf der Grundlage dessen wählen, was ihnen für das Aussehen des Kindes passend erscheint, oder ob Menschen ihr Erscheinungsbild ändern, um sich an ihre Namen anzupassen. Die Forscher haben neun- und zehnjährige Kinder sowie Erwachsene gebeten, Gesichter Namen zuzuordnen.

Es zeigte sich, dass sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen die Gesichter von Erwachsenen mit überdurchschnittlicher Wahrscheinlichkeit ihren Namen zuordneten. Bei der Zuordnung der Namen von Kindern und deren Gesichtern scheiterten beide Gruppen jedoch.

Bestätigung smarter Computer

In einem anderen Teil der Studie haben die Forscher ein maschinelles Lernsystem mit einer großen Datenbank von Bildern menschlicher Gesichter gefüttert. Der Computer erkannte, dass sich die Gesichter von Erwachsenen mit denselben Namen deutlich ähnlicher waren als die Gesichter von Erwachsenen mit unterschiedlichen Namen. Umgekehrt stellte er keine signifikante Ähnlichkeit zwischen Kindern mit denselben und mit unterschiedlichen Namen fest.

Der Schluss der Forscher: Die Ähnlichkeit zwischen den Gesichtern von Personen mit denselben Namen ist auf eine sich selbst erfüllende Prophezeiung zurückzuführen. Das Aussehen des Gesichts verändere sich über einen langen Zeitraum hinweg, um sich an die mit dem Namen verbundenen sozialen Stereotypen anzupassen.

Solche Stereotypen können auf vielfältige Weise gebildet werden, zum Beispiel weil der Name mit einer berühmten Persönlichkeit verbunden ist oder aufgrund des vermuteten Aussehens einer biblischen Person. "Unsere Forschungsergebnisse beweisen die überraschend tiefgreifende Wirkung sozialer Erwartungen. Wir haben gezeigt, dass es soziale Konstrukte oder Strukturierungen gibt - etwas, das bisher fast unmöglich empirisch zu testen war", so Zwebner.

Die soziale Strukturierung sei so stark, dass sie das Aussehen einer Person beeinflussen könne. Diese Ergebnisse könnten einen Hinweis darauf geben, dass auch andere persönliche Faktoren, die noch bedeutsamer sind als Namen, wie zum Beispiel das Geschlecht oder die ethnische Zugehörigkeit, das Aussehen eines Menschen prägen, wenn er heranwächst, meint Zwebner.

(Ende)
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