Hochsaison für Leiterunfälle im März und April
AUVA Wien verstärkt Prävention - Neue Checkliste und Aufkleber
Wien (pts045/17.03.2003/21:15) Baufacharbeiter zwischen 20 und 39 Jahren sollten an einem Montag im April und im November zwischen 10 und 12 Uhr nicht auf eine Stehleiter steigen, die kürzer als drei Meter ist: Da ist die Gefahr am größten, von einer Sprosse abzugleiten, aus einer Höhe von einem Meter bis 1,80 Meter abzustürzen, sich Beine, Hände und Arme zu quetschen oder zu prellen und acht bis 28 Tage im Krankenstand zu sein. Die ärgsten Verletzungen passieren im März. Im Jahr 2002 ereigneten sich in Österreich 2.903 betriebliche Leiterunfälle, die zu rund 101.000 Krankenstandstagen führten.
Dir. Ing. Johann Kaiser, Leiter der Landesstelle Wien der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt, nennt die Ursachen: "Schlampige Arbeitsvorbereitung, defekte Leitern, lückenhafte Sicherheitsschulungen und Kontrollen sowie falsches Schuhwerk führen zu den meisten Arbeitsunfällen mit Leitern. Die Verletzungen sind relativ schwer und ziehen durchschnittlich bis zu 35 Krankenstandstage nach sich. Gesamtwirtschaftlich gesehen schlägt sich der Ausfallstag mit 863 Euro zu Buche, also im Durchschnitt mit rund 30.205 Euro pro Sturz. Die AUVA Landesstelle Wien hat auf Basis einer genauen Analyse leicht auszufüllende Checklisten und einen Aufkleber für den richtigen Anlegewinkel zur Senkung der Unfallrate entwickelt. Parallel dazu wurden die Inhalte der Schulungen für Sicherheitsbeauftragte (SVP) und von Infotagen vor allem für das Baugewerbe aktualisiert. Die jüngste Statistik zeigt, dass unsere Bemühungen bereits greifen."
Ing. Johann Kaiser, Direktor der AUVA Landesstelle Wien, bietet bei einem Pressegespräch am 17. März 2003 Hilfe zur Verbesserung der Leiterunfallbilanz an:" Nach der genauen Analyse der Leiterunfälle eines Jahres in der am meisten gefährdeten Branche Bau haben wir wichtige neue Ansatzpunkte für die Verhütung solcher Stürze gefunden und in die Präventionsarbeit integriert. Wichtigstes Hilfsmittel ist eine einfach auf Baustellen einzusetzende Checkliste. Ins Auge stechen soll der AUVA-Kleber mit dem korrekten Anstellwinkel für jede Leiter. Parallel dazu wurden die laufenden Sicherheitsschulungen umgestellt. Damit können wir aber auch zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Baubranche und zur Senkung der Unfallfolgekosten beitragen.
· Geld liegt auf der Leiter
Die Verringerung der Anzahl der Leiterunfälle in unserem Bereich um 414 seit 1995 bedeutet eine finanzielle Entlastung der Gesamtwirtschaft in einer Größenordnung von rund 8 Millionen Euro pro Jahr. Abgesehen von den Problemen der Betroffenen verursachen Arbeitsunfälle Kosten für die Unternehmen sowie für die Sozialversicherung. Pro Ausfallstag wird für die Firmen mit durchschnittlichen Kosten von rund 145 Euro (Betriebe mit maximal 50 Arbeitnehmer und Entgeltfortzahlung) und 176 Euro (Betriebe mit mehr als 50 Arbeitnehmern) gerechnet. Dazu kommt der AUVA-Beitrag (inklusive Renten) pro Ausfallstag von durchschnittlich 276 Euro. Insgesamt schlägt sich ein Ausfallstag durch Arbeitsunfall mit 863 Euro zu Buche. 41.000 Krankenstandstage pro Jahr in Burgenland, Niederösterreich und Wien bedeuten ein Einsparungspotenzial von rund 35,4 Millionen Euro."
In den Jahren 2000 bis 2002 passierten 39,5 Prozent (3.676 gegenüber 9.305) aller Leiternunfälle in Burgenland, Niederösterreich und Wien - die AUVA Landesstelle Wien betreut rund 42 Prozent aller Versicherten der AUVA - sowie 18,7 Prozent (1.743 gegenüber 4.047) aller Leiternunfälle der Baubranche. Die Leiternunfälle der Baubranche dieser drei Bundesländer erreichen einen Anteil von 42 Prozent an allen österreichischen Leiterunfällen dieser drei Jahre.
· Tipps zur Verhütung von Leiterunfällen
Ing. Klaus Kollmer, Bauexperte des Unfallverhütungsdienstes der AUVA Landesstelle Wien, warnt vor den gröbsten Fehlern, die zu Leiterunfällen führen können:
· Wegrutschen der Leiter,
· Absturz wegen falscher Arbeitsweise,
· Abgleiten auf Sprossen wegen falschem Schuhwerk,
· Umkippen wegen schlechtem Untergrund.
Daher wird in den Schulungen nun verstärkt auf Folgendes hingewiesen:
· Zustand der Leiter periodisch überprüfen,
· Unterweisung der Arbeitnehmer über Benützung und Handhabung,
· Überprüfung der Standsicherheit.
Als geeigneten Maßnahmen zur Vermeidung von Leiterunfällen sehen die AUVA-Experten:
· Professionelle Arbeitsvorbereitung auch für Kleinbaustellen, z. B.: geeignete Leitern mitnehmen,
· Unterweisung statt Improvisation,
· Geeignete Leiter zur Verfügung stellen,
· Geeignete Leiter verwenden,
· Geeignetes Schuhwerk (Sicherheitsschuhe) mit griffiger Sohle verwenden.
Beim Kauf von Leitern ist darauf zu achten, dass die Aufsteighilfen für den Einsatzbereich geeignet sind und den dafür geltenden Normen (Prüfsiegel EN 131) entsprechen. Die - kostenlose - Checkliste und der Kleber sind per Fax unter der Wiener Faxnummer 33133-293 zu bestellen und werden von den AUVA-Sicherheitsfachkräften bei ihren Firmenbesuchen ausgefüllt bzw. verteilt.
· Bauberufe besonders gefährdet
Rund 80 Prozent der Arbeitnehmer stürzen von der Leiter, rund 17 Prozent mit der Aufstiegshilfe. Erstmals war 2002 kein Toter zu beklagen; seit 1990 starben in Österreich pro Jahr zwei (2001) bis sechs (1999) Arbeitnehmer an Leiterunfällen. Leiterunfälle gehören zur Kategorie "Sturz und Fall", der mit rund 27 Prozent (rund 35.000 Unfälle pro Jahr) mit Abstand häufigsten Unfallursache, die zudem im Jahr rund 46 Menschenleben fordert.
Die Bauberufe (15.387 Unfälle 2002) sind nach den Metallbe- und Verarbeitern (23.384 Unfälle 2002) die am zweithäufigsten betroffene Berufsgruppe mit der höchsten Anzahl von Todesopfern (28 im Jahr 2002) - vor den Verkehrsberufen (21 Tote 2002). Analysiert man die Ziffern seit 1995, so führt ein Leiternunfall in Österreich im Durchschnitt zu 35 Krankenstandstagen; im Bereich der Landesstelle Wien dauert der durchschnittliche Krankenstand rund 36 Tage.
In Burgenland, Niederösterreich und Wien passierten 1995 noch 1.541 Leiterunfälle pro Jahr, die Anzahl konnte stetig auf das bisher beste Ergebnis im Jahr 2002 mit 1.128 Unfällen gesenkt werden. Dies bedeutet auch eine Senkung der Unfallfolgekosten. 1.128 Leiterunfälle führten 2002 zu rund 41.000 Krankenstandstagen. In den drei Bundesländern waren in den Jahren 2001 und 2002 keine Toten zu beklagen; Seit 1990 sind pro Jahr zwei bzw. 1997 und 1998 drei Menschen nach Leiterunfällen gestorben.
In der Baubranche ist zwar die Anzahl von 818 im Jahr 1994 auf 536 im Jahr 2002 gesunken, allerdings stieg der Anteil an den Leiterunfällen in diesen drei Bundesländern von durchschnittlich rund 46 Prozent auf 47,5 Prozent an. Ein wichtiges Signal für den Unfallverhütungsdienst, die Prävention auf Baustellen zu verstärken.
Das Wichtigste über die Sicherheit am "Arbeitsplatz Leiter" ist in kostenlosen AUVA-Merkblättern zusammengefasst. Diese können per Fax unter der Wiener Faxnummer 33133-293 bestellt, oder im Internet unter www.auva.net heruntergeladen werden. Zum Beispiel: Tragbare Leitern (M 023) http://www.auva.net/media/7080.PDF, Koordination von Bauarbeiten (M200) http://www.auva.net/media/10720.PDF, Leiharbeitskräfte am Bau (M217) http://www.auva.net/media/7203.PDF. Basis dafür ist die Arbeitsmittelverordnung AM-VO Bundesgesetzblatt H 2000/164, 3. Abschnitt.
(Ende)Aussender: | AUVA - Allgemeine Unfallversicherungsanstalt |
Ansprechpartner: | Gabriela Würth, GWK |
Tel.: | 02242 38300, 0676 33 24 879 |
E-Mail: | gabriela.wuerth.gwk@utanet.at |