pts20030528025 Auto/Verkehr, Politik/Recht

Erster Durchbruch im Flughafen-Mediationsverfahren

Austro Control legt gemeinsam erarbeitete Flugrouten zur Lärmreduzierung vor


Wien (pts025/28.05.2003/11:50) Was ursprünglich als "Quadratur des Kreises" bezeichnet wurde, hat konkrete Formen angenommen: Im Rahmen des Mediationsverfahrens Flughafen Wien wurden in einem einjährigen Diskussionsprozess zwischen der österreichischen Flugsicherung Austro Control und Vertretern der Flughafen-Anrainergemeinden neue, lärmschonende An- und Abflugrouten entwickelt, die dem Verkehrsministerium zur Entscheidung vorgelegt und bei Zustimmung in einigen Monaten umgesetzt werden können. Darüber hinaus konnte erstmals ein breiter Konsens über eine gerechte zukünftige Verkehrsverteilung bei Landeanflügen über Wien und Niederösterreich hergestellt werden.

Damit ist der so genannte "Korb I" des Mediationsverfahrens mit dem heute im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierten "1. Teilvertrag" abgeschlossen, in dem es um "aktuelle Maßnahmen" zur Lärmreduzierung aus dem Flugverkehr geht. Im "Korb II" sollen dann im Herbst die Rahmenbedingungen für den allfälligen Bau einer dritten Piste am Flughafen Wien vereinbart und das Mediationsverfahren damit abgeschlossen werden.

Der konkrete Erfolg der Vereinbarung besteht in einer zukünftigen erheblichen Fluglärmreduktion sowohl im Bereich des Wiener Stadtgebietes (insbesondere der westlichen Bezirke) als auch für den überwiegenden Teil der niederösterreichischen Anrainergemeinden des Flughafens. Die Entlastung Wiens wird vor allem in den Abend- und Nachtstunden durch die Ausweitung überflugsfreier Zeiten spürbar werden. Die niederösterreichischen Gemeinden werden in erster Linie durch ein besseres "Umfliegen" der Gemeinden unmittelbar nach den Starts der Flugzeuge entlastet.

Das Gesamtausmaß der Lärmreduzierung ist beachtlich: Gemäß der im Rahmen des Mediationsverfahrens durchgeführten Simulationen werden bei Einführung der erwähnten Maßnahmen ca. 40% der derzeit von Fluglärm betroffenen Bevölkerung entlastet (unter Zugrundelegung des WHO-Grenzwertes von 55 Dezibel), in der Zone über 55 Dezibel über 50%. In der Nacht fallen die entsprechenden Verbesserungen noch deutlicher aus.

Dieser Erfolg wurde in erster Linie durch eine intensive Zusammenarbeit zwischen Austro Control und Vertretern der Anrainergemeinden erreicht. Die Realisierung der neuen, lärmschonenderen Flugrouten kann Austro Control durch die seit kurzem zur Verfügung stehende neue satellitengestüzte Navigation bei Abflugrouten gewährleisten. Die neuen Navigationsgrundlagen ermöglichen durch die Setzung so genannter "Waypoints" ("Wegpunkte") vorteilhaftere Kurvenradien der startenden Flugzeuge und damit ein gezielteres Vermeiden von Ortschaften. Austro Control ist damit eine der ersten Flugsicherungen in Europa, die diese Technologien in der Praxis anwenden.

Darüber hinaus wurden Vereinbarungen getroffen, die die Korridore, in denen sich Luftfahrzeuge bei Starts und Landungen bewegen, genauer definieren und damit den Flugweg des Flugzeuges berechenbarer machen. Als eine von weiteren im Konsens erarbeiteten Maßnahmen, an der auch die OS Gruppe konstruktiv mitgearbeitet hat, ist eine neue Sichtanflug-Regelung zu nennen, die bei entsprechenden wetter-mäßigen Voraussetzungen ebenfalls zu spürbaren Lärmentlastungen führen wird.

"Es war sensationell, wie fair und professionell wir mit Vertretern der betroffenen Bevölkerung zusammengearbeitet haben. Für manche Gemeinden waren notwendige Kompromisse nicht immer einfach, und auch wir sind wiederholt an die Grenzen des sicherheitstechnisch Machbaren gestoßen. Nach einjähriger konzentrierter Arbeit gibt uns der Erfolg jetzt Recht. Diese neue institutionalisierte Art der Zusammenarbeit zwischen Austro Control und Vertretern der Anrainergemeinden wird es auch in Zukunft geben. Wir sind dabei, einen Meilenstein in der europäischen Fluglärmdiskussion zu setzen", sagte Austro Control-Sprecher Heinz Sommerbauer bei der heute stattgefundenen Pressekonferenz.

Alle Neuregelungen sollen spätestens mit Beginn 2004 umgesetzt sein, eine Evaluierungsgruppe wird - unabhängig vom Ausgang der gesamten Mediation - in regelmäßigen Abständen die konkreten und praktischen Auswirkungen der Änderungen überprüfen und mit den Erwartungen abgleichen. "Damit ist dokumentiert, dass Austro Control diese neue Qualität der Zusammenarbeit auch für die Zukunft anbieten und sicherstellen will", so Sommerbauer.

Rückfragenhinweis:
Austro Control Pressestelle
Mag. Peter Schmidt, Tel. 05 1703/9120
oder direkt an Dr. Heinz Sommerbauer, Tel. 05 1703/ 9100

(Ende)
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