pts20030724005 in Business

Gewerbeverein: Ist die EU rassistisch?

Job-Anforderungsprofile mit Bedingung "English Native Speaker" legen dies nahe


Wien (pts005/24.07.2003/08:35) Die "EU-Kommission ist besorgt wegen der Nichtumsetzung der Richtlinie über die Anwendung des Gleichbehandlungsgrundsatzes ohne Unterschied der Rasse", lesen wir in einer EU-Presseveröffentlichung. Auch der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) verfolgt mit Sorge die Ausbreitung rassistischer Tendenzen in der EU. Ob man diesem Übel mit Richtlinien beikommt, ist zu bezweifeln. Immerhin gibt es jede Menge davon: die beiden Antidiskriminierungs-RL, die Antirassismus-RL und die Gleichstellungsrahmen-RL!

Rassismus ist ein sehr weitgehender Begriff. Im ÖGV sieht man etwa die seit Jahren enthaltenen Einstellungsbedingungen in Stellenausschreibungen von EU-finanzierten Organisationen - "English Native Speaker" - als klares Rassismus-Bekenntnis der Union.

Da von den derzeit 15 EU-Mitgliedern im Wesentlichen lediglich zwei Netto-Nehmer-Staaten "English Native Speakers" produzieren, grenzt man die überwiegende Mehrzahl der Bürger aus 13 anderen EU-Staaten schlicht aus. Nimmt man EU-25, dann kann man maximal noch in Malta ein paar "Natives" finden - die Relation ändert sich auf bestenfalls 3:25.

Es steht ausser Zweifel, dass die deutschsprachigen EU-Länder kläglich dabei versagten, zumindest bei der derzeitigen Erweiterungsrunde bei jenen Ländern, die ein Naheverhältnis zur deutschen Sprache haben, diese als ernstgenommene Leitsprache hinein zu reklamieren.

Unter allen Staatssprachen innerhalb der EU ist Deutsch mit einer "Native"-Verbreitung von 24 Prozent die stärkste Gruppierung, gefolgt von Englisch, Französisch und Italienisch mit je 10% der EU-Bevölkerung.

Wenn etwa 45 Prozent der schriftlichen Texte der EU-Kommission auf Englisch und 40% auf Französisch abgefasst sind, ergeben sich für die "Native Speakers" aus diesen Ländern enorme strategische und ökonomische Vorteile.

Für den ÖGV ist es keine Frage, dass "Rassismus pur" auch die Ausgrenzung einer "Minderheit" von 24 Prozent ist. Die EU ist gefordert, faire Paritäten für ihre stärkste Bevölkerungs- und Zahlergruppe zu schaffen.

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Dr. Herwig Kainz
Tel.: 01-587-36/3330
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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