Die sagenhafte Beschleunigung der Zugreise Wien-Prag seit 1904
Dank der Pendolino-Schaukeldiät kommt jetzt der ultimative Kick!
Wien (pts052/20.04.2004/18:00) Gleich sechsmal täglich verkehren Eurocity-Züge zwischen Wien und Prag, auch wenn sie mit einer Fahrzeit von viereinviertel Stunden um nur 30 Minuten schneller sind als anno 1904. Damals freilich musste an der niederösterreichisch-mährischen Grenze die Lokomotive nicht samt Fahrer ausgetauscht werden. Die Gewerkschaften bestehen heute auf nationalen Lokführern. Nimmt man eigentlich die EU-Erweiterung bei den beiden Staatsbahnen wahr und vor allem nimmt man sie auch ernst, fragt man im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV)?
Immerhin beträgt die Verkürzung der Fahrzeit Wien-Prag innerhalb von hundert Jahren somit umwerfende elf Prozent. Allerdings, der ultimative Kick kommt mit dem Sommerfahrplan 2004. Ab Juni dieses Jahres wird mit dem italienischen "Pendolino" (Neigezug) die Fahrzeit Wien-Prag auf unter vier Stunden gedrückt. Das sind dann weitere sechs Prozent!
Man hat ja wirklich volles Verständnis für die Probleme der Bahnen insbesondere unserer ÖBB: Wer sich ausschließlich um das Wohl seiner Mitarbeiter kümmert, der muss eben die Kunden ignorieren. Und das Dienstrecht scheint ja in den vergangenen hundert Jahren wirklich das zentrale Anliegen der ÖBB gewesen sein.
Was nicht in die Infrastruktur investiert wurde, das ging halt in den Bau von ÖBB-Diät-Genesungsheimen auf. So ist etwa jenes, das die ÖBB am Kreuzberg in Breitenstein am Semmering betreibt nur eines von insgesamt fünf. In 102 Zimmern dürfen dort ÖBBler, die Dank des fürsorglichen Umgangs ihres mitarbeiterzentrierten Managements ab und zu den Body-Mass-Index sprengen, wieder auf Normalmaß gebracht werden, damit sie in den engen Loks und Waggons nicht stecken bleiben.
Die ÖBBler werden somit ihre Schaukeldiät weiterhin am Semmering absolvieren, wir dürfen unsere Schaukeldiät ab Juni im Pendolino genießen - etwa 20 Prozent schneller als vor einhundert Jahren.
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