pts20040506050 Politik/Recht

Gewerbeverein: Österreich ist in den Beitrittsländern gut positioniert - und nun

Bei der OKV-coface Country Risk Conference 2004 wurde die Zukunft analysiert


Wien (pts050/06.05.2004/19:05) Bei der hervorragend organisierten OKV-coface Country Risk Conference 2004, die eine Reihe wichtiger Informationen brachte, war doch der Beitrag von Delia Meth-Cohn (Economist Corporate Network) über die "Wirtschaftlichen Auswirkungen der EU-Erweiterung auf Österreich" einer der ergiebigsten - jedenfalls aus der Sicht des Österreichischen Gewerbevereins (ÖGV).

Zuerst zu den positiven Aspekten:
+ Die Vorbereitungsphase der Erweiterung ist abgeschlossen. Österreich hat von den EU-15 bisher davon am meisten profitiert.

Es gibt allerdings auch Wermutstropfen - und gar nicht wenige. Vor allem betreffen sie die Zukunft:
+ Wien hat sich automatisch (böse Zungen könnten meinen, ohne viel Zutun) zu einer Drehscheibe für multinationale Aktivitäten in Mittel- und Osteuropa entwickelt. Durch Versäumnisse der Regierung geht dieser Wettbewerbsvorteil jedoch verloren.
+ Wien als Drehscheibe ist aufgrund kurzsichtiger Politik (Straßenverbindungen, Arbeitsgenehmigungen) nicht mehr selbstverständlich. Die Erweiterung muss für die Regierung zur Priorität werden.
+ Die Bedeutung Wiens als Drehscheibe in den Osten wird wahrscheinlich abnehmen.
+ Die EU-Erweiterung hat bis jetzt die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs gesteigert. Zur Aufrechterhaltung dieses Wettbewerbsvorteils muss jedoch der Fokus klar auf die Verbesserung des Wirtschaftsstandortes gelegt werden.
+ Die Arbeitsplätze, die durch die Auslagerung von Produktionsstätten verloren gehen, sind nicht zu retten. Durch die EU-Erweiterung können aber auch viele Arbeitsplätze geschaffen werden. Voraussetzung dafür ist Flexibilität bei der freien Wahl des Arbeitsplatzes.

Der ÖGV sieht sich in dieser Aussage der Top-Standortexpertin Meth-Cohn darin bestätigt, dass die Regierung viele ihrer Hausaufgaben vernachlässigt hat. Den Körperschaftssteuersatz notgedrungen an jenen der Erweiterungsländer anzupassen - das war ein bisschen zu wenig.

Dringlichst erforderlich ist nun - unter vielem anderen:
+ die Infrastruktur auszubauen,
+ das Arbeits- und Sozialrecht grundlegend zu novellieren,
+ die Lohnnebenkosten drastisch zu senken,
+ eine ernstgemeinte Forschungspolitik,
+ Investitionsanreize,
+ die Bürokratie einzubremsen und dabei insbesondere
+ den öffentlichen (eingefroren pragmatisierten) Anteil an der Arbeitskapazität von 25 Prozent am Gesamtarbeitsvolumen auf mindestens 16 Prozent zu reduzieren.

Wir sind nämlich am besten Weg uns zu Tode zu verwalten!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Dr. Herwig Kainz
Tel.: 01/587 36 3330
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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