pts20040709011 in Leben

Dringend gesucht: 1840 Tonnen PET-Getränkeflaschen

Nationales PET-Forum / 8. Juli 2004 Zürich


Zürich (pts011/09.07.2004/10:00) Die schweizerischen Getränkehersteller und der Handel sind alarmiert: Im vergangenen Jahr sind in der Schweiz nur noch 71 Prozent leere PET-Getränkeflaschen ins Recycling-System zurückgekommen, ein Prozent weniger als im Vorjahr. Laut Getränke-Verpackungs-Verordnung (VGV) müssten es aber mindestens 75 Prozent sein. Konkret fehlen 1840 Tonnen. Jetzt überlegt sich das zuständige Bundesamt eine Einführung des Flaschenpfands. Doch das will eigentlich niemand, wie ein nationales PET-Forum am 8. Juli in Zürich deutlich gezeigt hat.

In seinem Einleitungsreferat befasste sich Coca-Cola-Generalmanager Fritz Bärlocher anhand der Situation in Deutschland mit dem Thema Flaschenpfand. Insgesamt kam er zum Schluss, ein Pflichtpfand sei konsum- und wirtschaftsfeindlich. Es bringe Bevormundung und Diskriminierung, schaffe Ungleichheit und Ungerechtigkeit, verursache hohe Kosten und behindere den freien Markt. Die von PET-Recycling Schweiz (ein Verein mit 85 Prozent der Produzenten, Importeure, Abfüller und Detaillisten der Schweiz) gestarteten zusätzlichen Massnahmen mit neuen Sammelstellen seien deshalb sehr viel erfolgversprechender.

Die Gesprächsrunde war hochkarätig zusammengesetzt. Unter der Leitung von Fernseh-Arena-Moderator Urs Leuthard diskutierten alle Betroffenen inklusive Konsumentenschutz über die Frage eines PET-Flaschenpfandes. Ein solches ist durchaus nicht ausgeschlossen, wie Hans-Peter Fahrni, Chef Abfall im Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Buwal) gleich zu Beginn klar machte: "Wenn die 75-Prozent-Limite Ende Jahr nicht erreicht ist, müssten wir wohl dem Departementsvorsteher einen solchen Schritt vorschlagen", sagte er. Der Bundesrat "kann", so unterstrich er, eine solche Vorschrift einführen.

Convenience gross geschrieben
Doch Freude hätte niemand daran. "Der Handel hat uns alle zur Bequemlichkeit erzogen, ein Flaschenpfand ist aber nicht bequem und deshalb keine Lösung", sagte gleich zu Beginn Jacqueline Bachmann, Geschäftsführerin der Schweizerischen Stiftung für Konsumentenschutz. Eine Wiedereinführung des Pfandes würde zudem viele praktische Schwierigkeiten machen und gesamtschweizerisch Kosten in der Grössenordnung von 120 Millionen Franken verursachen, ergänzte Armin Meier, in der Migros-Generaldirektion verantwortlich für Logistik und Informatik.

Flaschen sind nicht einfach Flaschen, ging Geschäftsleiter René Herzog von PET-Recycling Schweiz sodann ins Detail. So kommen nach seinen Worten über 90 Prozent der grossen Gebinde zurück, deren Inhalt zuhause konsumiert wurde. Hingegen seien es die kleinen Fläschchen mit 3,3 oder 5 Deziliter Inhalt, die zum Beispiel in Büros oder im Freien getrunken werden und noch viel zu oft achtlos weggeworfen, statt über einen PET-Container rezykliert werden. Man müsse den Leuten viel mehr Gelegenheit geben, das Leergut ordentlich loszuwerden. Alex Bukowiecki von der Fachorganisation für Entsorgung und Strassenunterhalt (FES) schlug in diesem Zusammenhang vor, die Gemeinden sollten neben den Glascontainern doch gleich auch PET-Sammelbehälter aufstellen - ein Votum, das sogleich zum Ruf von Gemeinde-Vertretern führte, dafür bezahlt zu werden.

SBB will mehr tun
Rasch konzentrierte sich die Diskussion auf die Frage, wo und wie man mit gezieltem Aufwand möglichst viele Konsumentinnen und Konsumenten von solchen Kleinfläschchen erreichen könnte. "Auf den Bahnhöfen könnte man mehr tun", schlug etwa Buwal-Vertreter Fahrni vor, worauf ihm PET-Recycling-Schweiz-Vertreter Herzog beschied, dass diesbezügliche Gespräche bereits im Gange seien. Mehr Container an grossen Festen, Open-Air-Konzerten oder Sportveranstaltungen würden nach seinen Worten mengenmässig weniger bringen als gute Sammelsysteme in Büros. Trotzdem hat PET Recycling Schweiz auch auf diesen Gebieten schon viel getan und verstärkt seine Anstrengungen weiterhin.

Kritik an Denner
Mit einer Bemerkung über Trittbrettfahrer in diesem Zusammenhang lancierte Migros-Generaldirektor Meier ein heikles Thema. Würden Grossverteiler Denner, Otto Ineichens Ladenkette "Otto's" und einige weitere Selbstentsorger bei PET-Recycling Schweiz mitmachen, wäre die Recycling-Quote deutlich über der geforderten 75-Prozent-Marke. Zudem beteiligen sie sich nicht an den grossen Aufwendungen - am Service public - für spezielle Sammelaktionen und Information. Ein Denner-Vertreter bezeichnete die Buwal-Zielsetzung als vernünftig, verteidigte aber den Umstand, dass seine Firma bei der PET-Recycling-Organisation nicht dabei ist. Sie wolle eben frei von jeglichen Organisationszwängen sein. Denner sei aber bereit zu Diskussionen, um gemeinsam eine Lösung zu finden.

Die Diskussionsrunde kam auch auf andere Möglichkeiten zu sprechen, die Recycling-Quote zu verbessern. Ein Flaschenpfand nur für die Kleinfläschchen fand ebensowenig Unterstützung wie ein solches für alle PET-Gebinde. Eine Vorschrift für alle Verkäufer von PET-Getränkeflaschen, Behälter für das Leergut aufzustellen, stiess ebenfalls auf Skepsis, da man ja solche Getränke kaum am selben Ort konsumiere, wie dort, wo man es gekauft hat.

Verhältnismassig bleiben
Zum Schluss der Veranstaltung zeigte sich die ganze Gesprächsrunde optimistisch, dass sich das drohende Flaschenpfand abwenden lasse. Es seien zusätzliche Anstrengungen auf allen Ebenen nötig, man müsse aber auch sehen, dass schon viel erreicht sei, betonte PET-Recycling-Schweiz-Geschäftsführer Herzog. 71 Prozent seien zwar nicht die gesetzlich geforderten 75, räumte er ein, der Wert sei aber bedeutend besser als die 30 Prozent, die heute im EU-Raum erreicht werden. "Es wäre gewiss falsch, wegen den paar fehlenden Prozentchen gleich mit Kanonen auf Spatzen zu schiessen", sagte er.

Autor: Georges Müller, freier Journalist BR / 9. Juli 2004

Fotos können auf der Website von PRS PET-Recycling Schweiz www.petrecycling.ch bezogen werden.

(Ende)
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