pts20041110061 Politik/Recht, Bildung/Karriere

Gewerbeverein: Wirtschaft füttert die Jungen durch; die sind dafür undankbar!

Eine niedrige Erwerbslosenquote senkt zwangsweise die Qualität!


Wien (pts061/10.11.2004/23:12) Die EU hat die Erwerbslosenquoten all ihrer 254 Regionen verglichen. Die grundsätzlich gute Nachricht:

Den EU-weiten Spitzenplatz bei den Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren hält Tirol vor Oberösterreich und der Steiermark, dann folgen drei niederländische Regionen und auf Platz sieben Niederösterreich. Die Bundesländer Burgenland, Salzburg und Vorarlberg gaben keine Meldungen ab. Es ist davon auszugehen, dass dort ebenfalls Spitzenwerte erreicht wurden.

Der Schluss liegt wohl nahe, dass in den 245 nicht-österreichischen EU-Regionen nicht überall dümmliche Jugendliche leben, sondern das Niveau dem österreichischen entspricht. PISA hat ja bewiesen, dass die jungen Herren Österreicher beim Lesen Schlusslicht sind.
Das führt aber zum weitergehenden Schluss, dass es gerade die österreichische Wirtschaft ist, die generell niedriger qualifizierte jugendliche Arbeitnehmer förmlich durchfüttert. Sonst hätten wir ja nicht eine derart positive Erwerbslosenquote in diesem Segment. (Wobei natürlich die AMS-Politik, die Statistik zu schönen auch noch eine Rolle spielt).

Genau zu dieser EU-Veröffentlichung schneit uns zeitgleich die von der Industriellenvereinigung in Auftrag gegebene Studie ins Haus, die die Einstellung der österreichischen Jugend zur Wirtschaft untersucht: Fazit: Nur jeder dritte Jugendliche hält die Wirtschaft für "sozial"!

Der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) ortet beim Zusammenspielen der beiden Befunde ein gehörig Maß an kollektiver Schizophrenie in der österreichischen Jugend. Und dazu noch ein unverschämt anmaßendes und überzogenes Anspruchsdenken.

Die Wirtschaft füttert jeden, der nicht gerade Totalverweigerer ist, um teures Geld durch - man sehe sich einmal an, dass zwischen Lehrlingsentschädigungen und Einkommen der selbstständig Erwerbstätigen nur mehr ein paar Prozentpunkte liegen - und dann wird sie überwiegend als unsozial bezeichnet.

Damit kein Missverständnis entsteht. Natürlich will niemand eine Jugend-Erwerbslosenquote wie die italienische Campania von 58,4 Prozent. Aber die 7,5 Prozent von Baden-Württemberg würden möglicherweise das Niveau heben.

In diesem Sinn ist auch die früher geäusserte Meinung des ÖGV zu verstehen, den Arbeitsmarkt für deutschsprechende Lehrlinge aus den neuen EU-Beitrittsländern zu öffnen, um die Qualität der Lehrlingsanwärter massiv zu steigern.

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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