pts20041108041 Politik/Recht, Bauen/Wohnen

Gewerbeverein: Gebäude-Energieausweise sind gut - aber bitte nicht die teuersten

Erstellung nicht bauphysikalisch sondern aufgrund vorhandener Datenlage vornehme


Wien (pts041/08.11.2004/21:16) Ab Jänner 2006 sind wir von der EU angehalten, bei jeder Vermietung oder jedem Verkauf einer Wohnung oder eines Gebäudes einen so genannten Energieausweis erstellen zu lassen. Der Käufer oder Mieter soll wissen, ob ihn ein Passivhaus oder ein Energieschlucker erwartet. Das macht Sinn in Richtung Bewusstseinsschärfung und verursacht dem Eigentümer gehörige Kosten von etwa 1.500 EUR pro Gebäude.

Experten - davon gibt es 14 Monate vor Inkrafttreten des Gesetzes gerade eine Handvoll - werden dann auf Grund des Gebäudezustands feststellen, welcher Energieverbrauch zu erwarten ist. Diese Methode - sich am Bauzustand zu orientieren - nennt man bedarfsorientiert. Es gibt auch noch die verbrauchsorientierte Variante der Erstellung eines Energieausweises durch Auswertung vorhandener Daten über den tatsächlichen Energieverbrauch. Die Methode ist sehr einfach - man schaut auf die Gas-, Strom-, Öl- und/oder Fernwärmerechnung.

Mit dem bedarfsorientierten Energieausweis wird selbst noch kein Liter Heizöl eingespart. Es könnte allerdings - zugegebenermaßen - der Gebäudeeigentümer veranlasst werden, das Haus thermisch zu sanieren, weil ihm sonst die Kauf- oder Mietintereressenten abhanden kommen. Das funktioniert allerdings nur, wenn ein regionales Überangebot am Wohnungsmarkt herrscht!
Im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV) meint man, dass für solche Zwecke ein verbrauchsorientierter Energieausweis, versehen mit der freundlichen Empfehlung, bei überdurchschnittlich hohem Verbrauch einen Fachmann zwecks genauer Gebäudeanalyse zu konsultieren, ausreicht.

Immerhin kostet die Übung alleine für die 200.000 Gebäude Wiens in der bedarfsorientierten Variante eine Drittel Milliarde EUR, ein Betrag mit dem man eine neue U-Bahnlinie durch halb Wien bauen könnte. Sollten wir nicht doch die billigere Variante ansteuern?
Und vor allem, wann treten nun nach wahrscheinlicher Einigung über den Finanzausgleich und der damit verbundenen Wohnbauförderung massive Förderprogramme für die thermische Sanierung von Gebäuden in Kraft? Was bisher existiert kann allenfalls als netter Appetizer bezeichnet werden.

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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